Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Wahl-KolumneAuf nach Lappland – der Weihnachtsmann als Wahl-O-Mat

2 min
Knapp 3.000 Kilometer haben drei Post-Mitarbeiter mit ihren Rädern zurückgelegt, um in Lappland zuvor eingesammelte Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu übergeben.

Knapp 3.000 Kilometer haben drei Post-Mitarbeiter mit ihren Rädern zurückgelegt, um in Lappland zuvor eingesammelte Wunschzettel an den Weihnachtsmann zu übergeben. 

Wohin mit dem Kreuz? Das fragt sich unsere Autorin angesichts so vieler toller Vorhaben der Kölner Parteien, von denen die wenigsten umgesetzt werden dürften. 

Würde in Köln nach der Wahl alles gemacht, was die Parteien, die im neuen Stadtrat vertreten sein wollen, sich so vorgenommen haben, dann hätte Köln ein noch größeres Wohnungsproblem als ohnehin schon – denn dann würde wirklich jeder hier leben, lieben, arbeiten und zu Schule gehen wollen. Köln wäre perfekt. 

Nehmen wir das Thema Schule: Die Grünen wollen für jedes Kind einen „wohnortnahen, modernen und zukunftsfähigen Lernort“ schaffen. Die CDU hat sich vorgenommen, für „moderne Fachräume, Sporthallen und Toiletten“ zu sorgen. Die SPD verspricht „neue, gute und inklusive Schulplätze“. Toll! Wollen wir alles haben. Also wohin nur mit dem Kreuz am Wahlsonntag?

Bei der FDP ist von „bestmöglichen Rahmenbedingungen“ die Rede, bei den Linken von „schnellerem Schulbau“ und bei der AfD von „moderner Ausstattung“ – und verpflichtendem Schwimmunterricht, dem Kinder auch aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht fern bleiben dürften. Fragt sich, was häufiger vorkommt: dieses Ansinnen oder ausgefallener Schwimmunterricht wegen geschlossener Schwimmbecken?

Ansonsten klingt alles ähnlich vielversprechend. Wenn da bloß nicht dieses Gefühl wäre, dass Weihnachts-Wunschzetteln mit mehr Realitätssinn formuliert werden als die Pläne der Kölner Parteien. Wird überhaupt eine Partei halten können, was sie jetzt schillernd verspricht? 

Große Wünsche kosten viel (zu viel) Geld. Daran wird so manches Wahlversprechen scheitern

Blicken wir auf das Thema Finanzen: Mit „Kostendisziplin“ und einer „Priorisierung bei Großbauprojekten“ wollen die Grünen der leergefegten Stadtkasse entgegenwirken. Die CDU spricht von „Ausgabenprioritäten“, die SPD von „besserer Haushaltssteuerung“. Was niemand klar sagt: Große Wünsche kosten viel (zu viel) Geld. Daran wird so manches Wahlversprechen scheitern.

Einzig die Satire-Partei „Die Partei“ fällt aus der Reihe. Zum Thema Finanzen etwa heißt es: „Durch den Export von generalüberholten Kölner Weltkriegsbomben in Kriegsgebiete können wir unsere Wirtschaft stärken und zeitgleich die internationale Bedeutung Kölns festigen.“ Das hilft nicht unbedingt bei der Entscheidungsfindung, regt aber immerhin zum Schmunzeln an. 

Im August sind drei Mitarbeiter der Post 3000 Kilometer vom Saarland nach Lappland geradelt, haben dabei Wunschzettel an den Weihnachtsmann eingesammelt und diese schließlich im „Santa Claus Village“ in Rovaniemi abgeliefert. Dort sei, das verrät die Internetseite des Vergnügungsparks, jeder Willkommen und könne jederzeit ein privates Gespräch mit dem Weihnachtsmann führen.

Das ist die Lösung. 16 Tage haben die Post-Radler gebraucht. Bis zur Wahl sind es noch elf. Mit E-Bikes klappt das. Wenn sich einer mit Wünschen und ihrer Umsetzbarkeit auskennt, dann ja wohl Santa Claus. Der Weihnachtsmann als Wahl-O-Mat.