„Das ist ein Skandal“Sanierung der maroden Kölner Bastei stockt

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Sanierung der Bastei

Liegt schon lange im Dornröschenschlaf: die Bastei am Rheinufer

Köln – Es war im Juli 2019, als die Bastei endgültig in den Dornröschenschlaf versetzt wurde. Damals fand die vorerst letzte Feier in dem markanten Gebäude am Rheinufer statt – Anlass waren die Kölner Lichter. Danach wurde das gesamt Mobiliar und die Großküche hinausgetragen und die Türen abgeschlossen.

Das Gebäude musste geräumt werden, weil es völlig marode ist. Rost, Asbest, Betonschäden, mangelnder Brandschutz, veraltete Heizung, Lüftung und Leitungen, keine Barrierefreiheit, Mängel bei den Fluchtwegen. Schon damals schätzte die Stadt – ohne das wahre Ausmaß der Schäden zu kennen –, dass eine Sanierung an die 12 Millionen Euro kosten würde. Und dass eine „rentierliche Nutzung nicht realistisch erscheint“.

Bastei wird weiterhin untersucht

Doch erst einmal wolle man alle Probleme der Bastei genau ermitteln und dann sanieren. Das könne zwei bis drei Jahre dauern, hieß es damals.

Die Geschichte der Bastei

1924 Architekt Wilhelm Riphahn erbaut auf den Resten eines preußischen Festungsturms das vom Expressionismus inspirierte Gebäude.

1943 Die Bastei wird durch Bomben zerstört.

1958 Wiederaufbau nach Riphahns Plänen. Gastronom Hans-Herbert Blatzheim – Ehemann von Magda Schneider und damit Stiefvater von Romy Schneider – betreibt das Restaurant und macht es zu Promitreffpunkt.

1980 Die Bastei wird unter Denkmalschutz gestellt, Blatzheim renoviert.

1997 Nur noch geschlossene Gesellschaften sind erlaubt, da es Probleme mit Rettungswegen und Brandschutz gibt.

2000 Die Stadt verkauft die Bastei an die Messe.

2017 Der Gastronomiebetrieb wird komplett eingestellt.

2018 Die Stadt kauft die Bastei für 600.000 Euro zurück.

2019 Die Bastei wird ausgeräumt und gesperrt.

Eine aktuelle Nachfrage bei der Stadt macht wenig Hoffnung, dass bald etwas passiert. Im Juni 2020 habe der zuständige Ausschuss die Verwaltung mit der Planung und der Erstellung einer Kostenberechnung für die Generalinstandsetzung beauftrage, so eine Sprecherin. Ziel sei es, „eine für die Öffentlichkeit zugängliche gastronomische Nutzung zu realisieren“.

Zur Begutachtung der Bausubstanz seien „umfangreiche Rückbaumaßnahmen, Freilegungen der Tragwerkskonstruktion sowie eine aufwändige Entfernung schadstoffbelasteter Materialien“ nötig gewesen. Und das brachte Schlimmes zum Vorschein. „Im Verlauf wurde offensichtlich, dass das Gebäude massive alters- und nutzungsbedingte Schäden aufweist, auch die Tragwerkskonstruktion ist betroffen.“

Nutzung der Bastei ungewiss

Um zu entscheiden, welche Sanierungsmaßnahmen möglich sind, wie dabei der Denkmalschutz gewahrt werden kann und was das Ganze kosten wird, seien „weitere Untersuchungen spezialisierter Gutachter erforderlich, die noch nicht abgeschlossen sind“. Das heißt, eine Sanierung steht noch in weiter Ferne. Deshalb könnten auch zu diesem Zeitpunkt keine Aussagen zur künftigen Nutzung der Bastei gemacht werden. Und: Es lägen auch keine konkreten Anfragen von Interessenten vor.

Angefragt hatte allerdings bereits erstmals 2016 Gastronom Rudolf von Borries, der die erfolgreiche Wolkenburg und viele weitere Betriebe verantwortet. Er wollte das Gebäude, in dem einst ein Sterne-Restaurant residierte, herrichten und hatte schon Pläne von einem Architekten machen lassen. Doch schon 2019 erhielt er eine erste Teilabsage von Stadtkonservator Thomas Werner.

Basteikarte

Ansichtskarte des Bastei-Restaurants aus den 60er Jahren

Von Borries möchte nämlich, um mehr Gäste bewirten zu können und das Projekt damit wirtschaftlich tragfähig zu machen, einen umlaufenden Balkon an das Denkmal bauen und zusätzlich eine Terrasse davor einrichten. Dies würde jedoch nach Ansicht von Werner „den Charakter des Gebäudes und seine Proportionen komplett überformen“ – sei also nicht erlaubt.

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„Seitdem habe ich nichts mehr von der Stadt gehört. All diese Jahre, das ist eigentlich ein Skandal“, sagt von Borries auf Anfrage. Dabei sei er nach wie vor interessiert an der Bastei. „Ich habe meine Pläne noch nicht begraben.“ Balkon und Terrasse seien allerdings unbedingt notwendig, um rentierlich arbeiten zu können. Der geplante Balkon würde sich an das Gebäude außerdem gut anpassen. „Und ohne Außengastronomie geht es heutzutage nicht mehr.“ Bisher hatte die Bastei nur 200 Plätze.

Was da so lange an dem Gebäude untersucht wird, ist Rudolf von Borries ein Rätsel. „Ich wohne in der Nähe, ich sehe nicht, dass dort irgendetwas passiert.“ Und wie ihm geht es wohl allen Spaziergängern, die an der Bastei vorbeigehen. Genaueres möchte die Stadt derzeit auch nicht sagen. Die ersten Informationen dazu sollten, so die Sprecherin, zu gegebener Zeit die Stadtpolitiker bekommen. Wann die Bastei aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst wird, steht also in den Sternen.  

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