Weihnachten in KölnWer mit dem Weihnachtsmarkt das größte Geschäft macht

Der Weihnachtsmarkt auf dem Alter Markt in Köln.
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Köln – Das Geschäft mit Weihnachten ist höchst lukrativ. Etwa auf den Kölner Weihnachtsmärkten: In vier Wochen macht ein Glühweinhändler, der seinen Stand auf einem der Märkte aufgebaut hat, einen Umsatz von mehr als 100.000 Euro. Der Gesamtveranstalter eines solchen Marktes verbucht eine ähnliche Summe – als Bruttoverdienst. Offene Worte über solche Zahlen sind allerdings selten in der Branche: Die allermeisten Betreiber hüllen sich in Schweigen. Und wer doch redet, möchte nicht namentlich genannt werden.
Standmiete geht an die Betreiber
„Es lohnt sich, sonst würden wir es nicht machen“, sagt einer der Veranstalter schmallippig. Ein anderer beschreibt es so: „Wir tragen keine Säcke voller Geld davon, so viel kann ich sagen.“ Wer den Zuschlag für die Ausrichtung eines Marktes bekommen wolle, müsse schließlich kräftig investieren (siehe „Vergabe der Märkte“). Die Marktbetreiber verdienen ihrerseits an der Standmiete der einzelnen Händler. Die wiederum richtet sich nach der Größe der Verkaufsbuden, aber auch nach der Branche. So zahlen etwa die Gastronomen mehr als andere Händler. „Die Kunsthandwerker zahlen am wenigsten. Zum einen, weil sie weniger Umsatz machen als die Gastronomen – zum anderen, weil sie zur Atmosphäre beitragen“, sagt ein Insider dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
So halten es angeblich die meisten Veranstalter: Die Händler subventionieren die Handwerker. Am meisten müssen die Glühweinhändler bezahlen. 22.000 Euro für die gesamte Zeit kassiert der Betreiber für einen Glühweinstand. Es folgen die Wurststände – hier sind 20.000 Euro fällig. Die Mieten für Verkaufsstände liegen zwischen 7000 und 8000 Euro. Die günstigste Bude mietet ein Kunsthandwerker, er muss lediglich 2000 Euro bezahlen.
Hohe Investitionen vor dem Start
Ein Betreiber eines Marktes braucht dennoch einen langen Atem: „Erst wenn alle Investitionen abbezahlt sind, verdiene ich sehr gut“, sagt der Insider. Das heißt konkret: Das Geschäft rechnet sich erst, wenn der Betreiber ein zweites Mal den Zuschlag für weitere fünf Jahre bekommt. „Dann verdiene ich 100 000 bis 120 000 Euro brutto pro Saison.“ „Wenn ich nur fünf Jahre gehabt hätte, wäre ich jetzt insolvent“, sagt der Betreiber. Immerhin hätte er rund 800 000 Euro noch vor dem Start investieren müssen – etwa in die Verkaufsbuden und die Beleuchtung. Außerhalb der Weihnachtssaison veranstalten Betreiber wie er Stadtfeste, Trödelmärkte oder Veranstaltungen wie „Rhein in Flammen“.
Wer beim Personal in den Verkaufsbuden nach der Bezahlung fragt, hört sehr unterschiedliche Aussagen: Mitunter bringt das Glühweinausschenken zehn bis zwölf Euro pro Stunde, dazu kommt noch eine Gewinnbeteiligung. Andere Aushilfskräfte bekommen lediglich 8,50 Euro – und einen Lohnabzug, wenn sie sich bei Krankheit nicht 24 Stunden vorher abmelden. Eine Süßwaren-Verkäuferin berichtet von Zwölf-Stunden-Schichten, in denen sie völlig allein für den Stand zuständig war. Und abends musste sie die Einnahmen mit nach Hause nehmen – „im Laufe der Woche sammeln sich da schon mal bis zu 20.000 Euro an, bevor der Chef das Geld abholt“. Die meisten Befragten allerdings berichten von fairen Arbeitsbedingungen.
160.000 Euro in vier Wochen
Das beste Geschäft auf dem Markt machen die Gastronomen, weiß der Insider. Der Umsatz für einen Glühweinstand liege je nach Wetter zwischen 130 000 und 160 000 Euro in vier Wochen. Abzüglich der Mehrwertsteuer, der Waren- und Personalkosten, der Miete und der Reparaturen blieben dem Glühweinhändler rund 30 000 Euro Gewinn.
Das ist immerhin etwa die Hälfte von dem, was die Stadt für jeden einzelnen der vier Märkte an Miete einnimmt. Anders als Händler und Betreiber gibt die Verwaltung nämlich offen Auskunft über ihre Einnahmen. Insgesamt nimmt die Stadt mit den vier großen Weihnachtsmärkten am Dom, auf dem Rudolfplatz, dem Neumarkt und in der Altstadt 265 982 Euro ein – im Durchschnitt sind das pro Markt rund 66.500 Euro. Berechnungsgrundlage dieser „Gebühr für Sondernutzungen“, einer Art Platzmieter, ist die Größe der jeweiligen Fläche: Pro Quadratmeter und Woche muss der Betreiber einheitlich 3,10 Euro in die Stadtkasse einzahlen.
Doch warum nimmt die Verwaltung angesichts der guten Geschäfte, die auf den Märkten gemacht werden, keine höheren Gebühren? „Man muss das Gesamtpaket sehen. Wir profitieren indirekt von den Märkten“, sagt Wirtschaftsdezernentin Ute Berg – und betont die positiven Effekte auf Handel, Gastronomie und Hotellerie. „Sicher kann man in den nächsten Jahren über die Gebühren diskutieren“, sagt die Wirtschaftsdezerntin. Doch man müsse auch die hohen Investitionskosten der Veranstalter berücksichtigen. Und auch die Außenwirkung zählt: „Die Märkte sind unglaublich wichtig für das Image Kölns als Einkaufsstadt“, sagt Michael Zygojannis von der Industrie- und Handelskammer.
Sechs Millionen Touristen
Ein Publikumsmagnet sind sie in jedem Fall: Laut Köln-Tourismus reisten allein im Vorjahr sechs Millionen auswärtige Besucher in die Stadt. Rund 250 000 Gäste übernachteten in dieser Zeit in Kölner Hotels. Durchschnittlich gibt ein Besucher 30 Euro auf den Märkten aus. Geschätzter Gesamtumsatz des Weihnachtsmarkt-Tourismus in Köln: weit über 200 Millionen Euro. Und da sind die einheimischen Besucher noch nicht einmal mit eingerechnet.