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Wenig Arbeit für Bürgermeisterin Alina

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Jana (v.l.), Nour, Hala und Nihel genossen ihre Zeit in der Kinderstadt (Bild l.). Besuchten die Ferienstadt: Vertreter des Vereins Kindernöte sowie Marcus Schneider (Fidele Burggrafen, links), Karl-Heinz Goßmann (wir helfen, 4. v.l.) und Claus Dillenburger (5. v.l.).

Worringen – Nihel aß ihr Eis mit einem solchen Genuss, dass es sich sogar im Gesicht verteilte, ein Klecks saß auf der Nase. Zwar hatte der eine weiße Farbe, aber Vanille war es nicht. „Regenbogen und Sahne“, erklärte Nihel gut gelaunt. Der Tag war für sie ein besonderer: Sie hatte Geburtstag, wurde acht Jahre alt. Bester Stimmung war auch Jana (9). Sie leckte ebenfalls ein Eis, Regenbogen und Zitrone. Die Mädchen machten Mittagspause, danach eilten sie zurück an ihre Arbeitsplätze.

Im Jugendzentrum Krebelshof fand fünf Tage lang eine Kinderstadt statt. 85 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren probten ein Gemeinwesen, mit allem, was dazugehört: Sie übten Berufe gegen Bezahlung aus, organisierten öffentliche Dienstleistungen wie die Müllabfuhr und eine Jobvermittlung, gaben eine Lokalzeitung heraus, eröffneten Gewerbebetriebe, zum Beispiel eine Nähwerkstatt, ein Juweliergeschäft, ein Restaurant und ein Fotostudio.

Die Spielwährung hieß Taler. Jana arbeitete an diesem Tag als Mitglied eines Theaterensembles, war Schauspielerin, auch Kostümbildnerin. Abends sollte die Aufführung stattfinden, und Jana spielte ein Kaninchen, das Stück hieß „Nachts im Zoo“. „Ich habe die witzigste Rolle, die Ohren bastele ich aus Pappe, alle Eintrittskarten sind verkauft, wir haben jetzt über 60 Taler“, erzählte sie stolz. Über ihre Einkünfte konnten die Kinder frei bestimmen, das Geld bei der Bank auf ein Sparkonto einzahlen oder es im Kiosk sofort ausgeben.

Jana (v.l.), Nour, Hala und Nihel genossen ihre Zeit in der Kinderstadt (Bild l.). Besuchten die Ferienstadt: Vertreter des Vereins Kindernöte sowie Marcus Schneider (Fidele Burggrafen, links), Karl-Heinz Goßmann (wir helfen, 4. v.l.) und Claus Dillenburger (5. v.l.).

Aus ihren Reihen wählten die Kinder auch ein Stadtoberhaupt, die zwölfjährige Alina hatte als Bürgermeisterin vor allem die Rolle der Streitschlichterin. Allerdings: Ernsthafte Konflikte seien nicht vorgekommen, berichtete Anna Knauer, Geschäftsführerin bei Kindernöte. „Unsere Devise ist: Wir Erwachsene wollen möglichst wenig Kontrolle ausüben. Dass es dann so friedlich läuft, haben wir nicht erwartet.“ Der in Chorweiler-Mitte ansässige Verein Kindernöte, der im Stadtbezirk Chorweiler für sein Straßenkinderprojekt bekannt ist, hatte sich mit dem Krebelshof zusammengetan, um die Kinderstadt zu organisieren.

Für die beiden Einrichtungen war es eine zweifache Premiere: Zum ersten Mal kooperierten sie, und erstmals boten sie als Ferienaktion auch eine Kinderstadt an. Das Interesse sei so groß gewesen, dass man einige Anmeldungen nicht mehr habe berücksichtigen können, sagte Rike Möller, stellvertretende Leiterin des Krebelshofs. Für die Eltern waren die Kosten minimal, betrugen nur zehn Euro für die Woche.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 9000 Euro, die Personalkosten eingeschlossen. Den Großteil der Summe brachten private Geldgeber auf, das waren auch „wir helfen“, die Aktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ für Kinder und Jugendliche, und der Unternehmer Claus Dillenburger, der sich mit seinem Sohn Oliver seit Jahren in Köln sozial engagiert. Seit mehr als 20 Jahren sei er Pate bei Kindernöte, habe in der Zeit etwa 15 Projekte gefördert, berichtete der 72-Jährige. Für die Kinderstadt hatte er nicht nur Geld gestiftet, auch Naturalien: 300 Äpfel – die ergaben 80 Säcke – ließ er als Extra verteilen. Er kam zu Besuch, um sich vom Gelingen der Ferienaktion zu überzeugen.

Vor Ort waren auch Karl-Heinz Goßmann, Geschäftsführer von „wir helfen“, und Marcus Schneider, der Präsident der KG Fidele Burggrafen. „Kindernöte unterstützen wir regelmäßig“, erklärte Goßmann. Und als vor Jahren der Krebelshof vor der Schließung stand, habe „wir helfen“ beim Erhalt mitgeholfen. Ähnlich wie Claus Dillenburger lege auch er großen Wert darauf, den persönlichen Kontakt zu den geförderten Einrichtungen zu halten.

Marcus Schneider kannte das Worringer Jugendzentrum vorher nicht. Von der Atmosphäre in der denkmalgeschützten Anlage war er begeistert: „Ich bin zum ersten Mal hier, aber bestimmt nicht zum letzten Mal.“ Auf Anregung von Oliver Dillenburger, Mitglied der KG, hatten die Burggrafen genau 1111 Euro spendiert, damit der Eiswagen jeden Tag vor dem Eingangstor halten konnte, um die Kinder für ihren harten „Arbeitstag“ zu belohnen.