Benjamin Karenke studiert seit August in den USA: Fast hätte es wegen Trumps Politik nicht geklappt.
„Alles wäre umsonst gewesen“Wie ein Student der Katho Köln sein US-Semester unter Trump erlebt

Benjamin Karenke studiert an der Katho Köln den Master „Innovationsmanagement in der Sozialen Arbeit“ und macht gerade ein Auslandsjahr in Pittsburgh.
Copyright: Benjamin Karenke
Während US-Präsident Donald Trump die amerikanischen Hochschulen weiter unter erheblichen Druck setzt, ist der Student der Katho Köln Benjamin Karenke voll im Campusleben der University of Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania angekommen. Dass der 25-Jährige seit August und für ein Jahr hier studieren darf, hat er sich hart erarbeitet. Er sei der erste ausländische Student, der im Fach „Soziale Arbeit“ mit dem renommierten Fulbright-Stipendium an die „Pitt“ kommt, teilt die Katho-Pressestelle mit. Das Bewerbungsverfahren war mehrstufig und anspruchsvoll. Die Zusage erhielt Karenke in der Woche, als Trump gewählt wurde.
Ende Mai dann der Schock: Trump verkündete, es dürften keine Visa-Termine an US-Konsulaten für ausländische Studierende vergeben werden. „Das war wirklich eine schwierige Zeit. Der Flug war schon gebucht, das WG-Zimmer gekündigt. Frustrierend war es auch, weil ich alle Hürden im Bewerbungsverfahren geschafft hatte. Alles wäre umsonst gewesen“, sagt Karenke dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für den 25-Jährigen kam es glücklicherweise anders: Eine US-Richterin hob den Visa-Stopp auf. Weil zuvor viele Termine in den US-Konsulaten ausgefallen waren, stauten sie sich nun und Karenke musste lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Es sei eine reine Zitterpartie gewesen.
Studieren in Köln und in den USA
„Ich war froh, als ich endlich in den USA angekommen bin.“ Anders als an der Katho Köln, an der rund 1500 Studierende eingeschrieben sind, sind es an der „Pitt“ um die 35.000. Der Campus ist mitten in der Stadt. Anders als in Köln sei dort alles gebündelt und nicht so „dezentral“. „Man merkt, dass in den Hochschulen in den USA sehr viel mehr Geld drinsteckt. Die Uni hat hier eine eigene Polizei, eine eigene Krankenversicherung, eigene Restaurants, Bars und Shuttleservices zu den Wohnheimen.“ Sein Alltag spiele sich unter der Woche vornehmlich auf dem Campus ab. „Alles, was wir zum Leben brauchen, findet sich hier. Ich mag es.“
Karenke nennt weitere Vorzüge: ein mehrstöckiges Fitnessstudio, inklusive Boulderhalle und Schwimmbad, eine Eventhalle für mehrere tausend Fans der Uni-Sportmannschaft. Ein amerikanischer Studententraum, möchte man meinen, prasselten nicht auch ins behütete Campusleben regelmäßig die Negativnachrichten ein. „Meinen Alltag beeinträchtigt Trumps Politik zwar nicht direkt, also ich habe keine Angst, ausgewiesen zu werden, aber ich weiß auch, dass in Pittsburgh viele Migranten von der ICE-Behörde (Immigrations and Customs Enforcement, die Migranten ausweist und verhaftet, Anm. d. Red.) festgenommen werden.“ Trump möchte Diversitäts-Ansätze und Geschlechterforschung an den Unis am liebsten ganz gestrichen wissen; auch an der Pitt wirke sich das aus, so Karenke.

Student Benjamin Karenke vor dem berühmten Gebäude der University of Pittsburgh.
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„Die Pitt hat keine DIE-Abteilung mehr. Das steht für Diversity, Equity, Inclusion.“ Diese bieten zum Beispiel Schulungen zu Vorurteilen und Diversität an und setzen sich für Gleichstellung ein. „Die hat sich jetzt umbenannt. An meiner Fakultät gibt es die Abteilung aber noch. Die stellen sich dagegen“, so Karenke. Auch im Studium reflektiert er die restriktive Politik Trumps. „In der Sozialen Arbeit arbeitet man viel mit marginalisierten Gruppen zusammen und kämpft für die soziale Gerechtigkeit. In meinen Kursen, etwa für Mental Health, sind die staatlichen Kürzungen auch im Gesundheitsbereich Thema.“
Trumps Politik auf dem Campus
Er bekomme mit, dass Migranten fürchteten, gesundheitliche Versorgung in Anspruch zu nehmen, da ihre Daten an die Ausweisungsbehörde weitergeleitet werden könnten. In einem Praktikum neben dem Studium lernt Karenke die Soziale Arbeit auch in der Praxis kennen. „Ich habe das Gefühl, die Ausbildung zum Sozialarbeiter ist ziemlich gut und sehr professionell. Man lernt ganz praktisch Techniken und Methoden, um wertschätzend mit Menschen mit verschiedenen biografischen Hintergründen zu kommunizieren, zum Beispiel wenn sie von Rassismus betroffen sind.“
Das Studium erfordere einen höheren Arbeitsaufwand, das Lesepensum sei deutlich höher, findet Karenke. Es erscheint ihm näher an den Problemen der Praxis orientiert zu sein, und weniger „theoretisch“ oder „abstrakt“ als in Deutschland. Am deutschen Studium schätze er hingegen, dass man besser lernt, „eigenständig wissenschaftlich zu arbeiten“, eigene Recherchen zu betreiben und sich eine eigene Fragestellung zu überlegen.