Diagnose To GoWie Kölns mobile Einsatzteams schwere Covid-Verläufe verhindern

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Notarzt Robert Stangl stellt mit einem Freiwilligen die Situation im Rettungswagen nach.

Köln – Die Corona-Sterblichkeitsrate liegt in Köln seit Beginn der Pandemie mit 0,71 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (1,32 Prozent).  Für die statistische Auffälligkeit gibt es unterschiedliche Gründe, darin sind sich Johannes Nießen und Christian Miller einig.

Zwischen Nießen,  Leiter des Gesundheitsamts, und Miller, Chef der Kölner Feuerwehr, besteht allerdings auch Konsens, dass die gemeinsame Arbeit für die Menschen und gegen das Virus bis heute einen wichtigen Beitrag liefert.

„Leben gerettet und Kliniken entlastet“

„Natürlich sind auch die mehr als 900 Verstorbenen in Köln in dem Zusammenhang eine traurige und dramatische Zahl“, räumt Nießen ein. Aber unter anderem „mit dem Konzept der mobilen Einsatz-Teams, die Menschen mit Covid-19-Symptomen zu Hause aufsuchen und ambulant versorgen, wurden und werden in Köln Leben gerettet und Kliniken entlastet“, sagt Miller. Eine Zwischenbilanz dieser „MET“-Kooperation haben die beiden Amtsleiter nun gezogen.

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Einträge ins Symptomtagebuch

„Mit Covid-19 infizierte Menschen haben in Köln bereits seit Beginn der Pandemie die Möglichkeit, online ein sogenanntes Symptomtagebuch zu führen“, so Nießen. Wenn die Betroffenen darin Risikofaktoren angeben oder eintragen, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat, werden sie von einem mobilen Einsatz-Team der Stadt aufgesucht.

Geschultes Fachpersonal

Ging es dem Gesundheitsamtsleiter in der Anfangsphase der Pandemie zumeist darum, Wissen über die Symptome der Erkrankung zu sammeln, was häufig mit dem pauschalen Entsenden von Rettungskräften einhergegangen sei, bestünden die METs etwa seit Mitte 2021 entweder aus einem der elf Notarztwagen oder einem der 80 Rettungswagen, die  mit geschultem Fachpersonal und Technik für intensivmedizinische Diagnostik ausgestattet sind, so Nießen.

„Die Anwendung der Technik aus der Notfallpraxis und das Know-how der Intensivärzte und -ärztinnen helfen dabei, die Lage besser einzuschätzen und die geeigneten Maßnahmen einzuleiten“, erläutert Notarzt Marco Strohm. Hilfsmittel wie das Symptomtagebuch, eine ständige Erreichbarkeit der städtischen Notfallhotlines – rund 200 Personen pro Woche, die im Telemetrie-Dienst in Büros arbeiten – sowie die dauerhafte Vernetzung mit Fachpersonal seien immens hilfreich dabei, eine  kritische Entwicklung bei Betroffenen früh zu identifizieren.

Aufmerksame und korrekte Einschätzung

Eine im August 2021 an Covid-19 erkrankte 44-jährige ehemalige Patientin des MET bestätigt die positive Einschätzung. Als Mutter von drei Kindern habe sie zu der Zeit „nicht die typischen Symptome der Erkrankung an Covid-19 wie Fieber, Schnupfen und Husten“ gehabt, sich aber stetig schlechter und schlapp gefühlt.

Die Aufmerksamkeit und korrekte Einschätzung des MET-Personals habe ihr im Gegensatz zu der ihres Hausarztes dabei geholfen, die Unsicherheit zu überwinden und die passende Diagnose zu erhalten. „Ich gehörte nicht zu den klassischen Risikogruppen, hatte trotzdem Angst und wollte Hilfe“, berichtet die Frau, die anonym bleiben möchte.

Die richtige Ausrüstung

Wie bei vielen anderen Betroffenen war so das neue Krankheitsbild der „Silent hypoxemia“ festgestellt worden, einer stillen Sauerstoff-Unterversorgung. Mit Geräten etwa zur Ultraschallmessung, der Atemfrequenzanalyse oder dem Sauerstoffgehalt im Atem sind die MET-Besatzungen in der Lage, die richtige Maßnahmen zu treffen.

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Ein mobiles Ultraschallgerät im Einsatz.

„Seit dem Start des in Deutschland einzigartigen MET-Projekts im Frühjahr 2020 konnten durch rechtzeitig eingeleitete Hilfe vielfach schwere Verläufe verhindert und Todesfälle vermieden werden“, fasst  Miller zusammen. Und  Nießen ergänzt: „Bei der Sterblichkeitsrate Köln sind das gemessen an der Einwohnerzahl der Stadt 600 Menschen weniger, die ihr Leben im Zusammenhang mit dem Virus verloren haben.“

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