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Drive-In-Stand in Köln-MarsdorfCorona-Tests wie im Schnellimbiss – ein Selbstversuch

Lesezeit 3 Minuten
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Täglich 250 Abstriche werden in der Teststation vorgenommen.

  • In Köln wird so viel auf Corona getestet wie noch nie. Die Stationen am Flughafen und an der Uniklinik sind ausgelastet. In Marsdorf gibt es aber eine Drive-In-Station.
  • Hier kann man sich mit einem Termin im Auto schnell und unkompliziert testen lassen.
  • Das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten. Wie das funktioniert und was Testpersonen sagen.

Köln – Ein bisschen fühlt sich das an wie zwei Ecken weiter bei McDonald’s: Man fährt mit dem Auto in ein Gewerbegebiet, stellt sich auf einem Parkplatz in eine Drive-In-Schlange, fährt ein paar Minuten Stück für Stück vor und am Ende bekommt man etwas in den Mund, wovon man einen leichten Würgereiz bekommt. Das etwas ist keine Maxi-Packung Chicken Nuggets, sondern ein Wattestäbchen, mit dem Laborarzt Dirk Happich den Rachen abstreicht, wo sich womöglich Coronaviren sammeln. Dann bekommt man einen Code mit auf den Weg und kann erstmal solange seinem Tagewerk nachgehen, bis ein paar Stunden später das Ergebnis online abrufbar ist.

Seit vorvergangener Woche betreibt das Labor Wisplinghoff in Marsdorf die Drive-In-Teststation, an der täglich 250 Rachen abgestrichen werden. Derzeit ist sie zwischen 9 und 11 Uhr geöffnet, die Nachfrage aber ist groß, eine baldige Ausweitung daher wahrscheinlich, wie Laborleiter Fabian Wisplinghoff sagt. In Deutschlands größtem Testlabor wurden seit Karneval inzwischen 600.000 Proben bearbeitet, aus Arztpraxen, Krankenhäusern, Firmen. Auch Abstriche der FC-Spieler kamen hierher und die Proben aus der Station am Flughafen.

Nachfrage massiv gestiegen

Anfangs sei die aus einem Baucontainer bestehende Station als Service für Arztpraxen gedacht gewesen, die selbst nicht genug Kapazitäten haben, um Tests anzubieten. In den vergangenen Tagen sei die Nachfrage aber massiv gestiegen. Wer aus dem Urlaub kommt, darf, soll oder muss sich kostenlos testen lassen, doch die Einrichtungen am Flughafen und an der Uniklinik sind meist überfüllt. Aber auch bei Wisplinghoff in Marsdorf kommt nur dran, wer sich vorab online einen Termin reserviert hat.

Gencer Caglayan hat das gemacht und sicherheitshalber einen Test machen lassen. „Ich bin Lehrer an einer Realschule und morgen geht der Unterricht wieder los“, sagt Caglayan, „da wollte ich nichts riskieren“. Spätestens am nächsten Morgen liege das Ergebnis vor, habe man ihm gesagt. Und das sei in dem Fall auch gut so, weil er gerade von einem Familienbesuch aus Antwerpen zurückkomme, wo die Infektionslage kritisch ist. „In den vergangenen Tagen hatten wir sehr viele Lehrer hier“, sagt Wisplinghoff. Davor waren es vorrangig Reiserückkehrer, häufig ganze Familien. So wie Mutter, Vater und Tochter aus Troisdorf, die in Amsterdam waren und auch vor dem Schulstart Gewissheit haben wollten. „Es war ein bisschen unangenehm, das Stäbchen im Hals zu haben, aber es ging zum Glück schnell“, sagt Tochter Emily (Name geändert). Drei Stunden haben sie vorher telefonisch gebraucht, um einen Termin zu vereinbaren, sagen ihre Eltern. Online geht es deutlich schneller, sagt der Laborchef.

Testergebnisse meist innerhalb von 24 Stunden verfügbar

Eine junge Frau, die anonym bleiben möchte, hat sich mit dem Taxi bringen lassen – auf Kosten ihres Arbeitgebers, der zu dem Abstrich geraten habe. Überhaupt fahren ziemlich viele Taxis mit Testpersonen vor, offenbar ein einträgliches Geschäft für die Branche. Die Frau im Taxi ist eine der letzten Kundinnen an diesem Vormittag, die „Oberabstreicher“ Happich, wie er sich scherzhaft nennt, untersucht. „Nach jeder Testperson wechseln wir die Handschuhe“, sagt er. Auch Plastikschürze und Schuh-Überzieher kommen zum Einsatz.

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„Was manchmal zu Frustrationen führt, ist die Wartezeit bis zum Ergebnis“, sagt Wisplinghoff. Es gebe immer wieder Unverständnis, wenn das Ergebnis nach wenigen Stunden noch nicht da sei. Daher wolle man die Erwartungshaltung etwas dämpfen. In der Regel liege der Befund innerhalb von 24 Stunden vor. Bei unserem Test-Versuch geht alles noch viel schneller. „Negativ“ steht noch am gleichen Nachmittag im Internet. Der nächste Besuch beim Schnellimbiss kann nicht unkomplizierter sein.

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