Punktesystem für BürgerZehnjähriger Kölner verblüfft Politiker mit Klimaschutz-Idee

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Gustav im Stadtrat

Im Theodor-Heuss-Saal im Spanischen Bau hat der zehnjährige Gustav sein Antrag im Ausschuß vorgetragen.

Köln – Etwas verunsichert trat der zehn Jahre alte Gustav am Dienstagabend an die in Hufeisenform angeordneten und mit Mikrofonen ausgerüsteten Tische vor ihm, um den daran versammelten Mitgliedern des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden des Rates der Stadt Köln sein Anliegen vorzutragen. Der Grundschüler aus Nippes hatte seinen Vater als Verstärkung dabei, denn noch nie zuvor in der Geschichte des Gremiums war dort ein so junger Mensch als Penetent aufgetreten. „Du bist jetzt der wichtigste Mensch in diesem Saal“, ermutigte Sitzungsleiter Horst Thelen (Grüne) den Zehnjährigen.

Das half: „Ich bin hier, weil ich finde, dass Köln mehr für den Klimaschutz tun muss“, sagte Gustav. „Außerdem müssen die Wege für Radfahrer ausgebaut und verbessert werden, die Bahnen und Busse müssen häufiger fahren, umweltfreundlicher und günstiger werden, damit mehr Menschen das Angebot nutzen und dafür ihr Auto stehen lassen.“

Brief

Das ist die handschriftliche Eingabe eines Zehnjährigen an den Rat der Stadt Köln.

Doch der Grundschüler hatte nicht nur Forderungen, sondern auch eine konkrete Idee mitgebracht. In einem Jugendmagazin habe er von einem Projekt aus der italienischen Stadt Bologna erfahren, das Gustavs Meinung nach auch in Köln Sinn machen würde. Dort wurde in den vergangenen beiden Jahren die Applikation „Bella Mossa“ einer Entwicklerfirma für Mobiltelefone getestet, die Kilometer zählt, die mit klimafreundlichen Fortbewegungsmitteln – also Bahn, Bus oder Fahrrad – zurückgelegt werden. „Firmen, die das gut finden, bieten den Teilnehmern im Austausch dafür Belohnungspunkte an“, führte der Viertklässler aus.

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„Die kann man dann gegen Kinogutscheine, Eiscreme oder Bier eintauschen.“ Tausende Menschen hatten sich schon im ersten Jahr für das Projekt registriert, insgesamt wurden so knapp vier Millionen zurückgelegte Kilometer gezählt.

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„Die Bewegung macht den Leuten Spaß, aber sie lassen das Auto auch für die Umwelt stehen“, ist Gustav überzeugt. Der Vorschlag des Zehnjährigen begeisterte auch die Ausschussmitglieder über alle Fraktionen hinweg. Deren Vertreter sowie für die Verwaltung Barbara Möhlendick als zuständige Klimaschutzkoordinatorin der Stadt Köln bedankten sich bei dem Grundschüler für „sein Engagement und den Mut“. Sie versprachen Gustav, das Projekt im Rat zu diskutieren und so überwies der Ausschuss die Eingabe per einstimmigen Beschlusses an die Stadtverwaltung – inklusive der Aufforderung, die Vorschläge des Zehnjährigen „auf schnellstem Weg“ umzusetzen“.

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