Verkehrs-Chaos vor Weihnachten?Jeder fünfte Bahnfahrer krank – KVB will Fahrplan ausdünnen

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Eine Straßenbahn der KVB fährt an der Zülpicher Straße.

Eine Straßenbahn der KVB an der Zülpicher Straße. Wegen Personalmangels will die KVB die Fahrpläne ausdünnen. (Archivbild)

Auf allen Linien fallen seit Tagen viele Bahnen und Busse aus, insgesamt rund 15 Prozent des Angebots. Jetzt reagieren die Kölner Verkehrs-Betriebe.

Wegen des hohen Krankenstands beim Fahrpersonal planen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), ihren Fahrplan planmäßig auszudünnen und damit verlässlicher zu gestalten. Die Krankenquote sei weiterhin hoch und liege zeitweise über 20 Prozent, teilte KVB-Sprecher Matthias Pesch auf Anfrage mit.

KVB in Köln: 15 Prozent aller Fahrten fallen zurzeit aus

Nach seinen Angaben fallen derzeit 15 Prozent des Fahrplanangebotes aus. Davon seien alle Linien betroffen. „Die Ausfälle machen sich aber natürlich dort besonders bemerkbar, wo das Fahrgastaufkommen hoch ist“, sagte Pesch. Die KVB reagiert auch auf eine Forderung des Aufsichtsrats.

„So zu tun, als wären wir im Normalbetrieb, hilft niemandem“, sagte dessen Vorsitzender Lino Hammer (Grüne). „Wenn ich nur 80 Prozent fahre, muss ich das auch genauso kommunizieren“, so Hammer weiter.

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„Wir prüfen derzeit intensiv eine Reihe von Optionen, die dazu beitragen können, unseren Fahrplan zu stabilisieren und damit verlässlicher zu gestalten, aber auch unsere zunehmend belasteten Fahrerinnen und Fahrer zu entlasten“, so der KVB-Sprecher. „Zu diesen Optionen gehört auch ein entzerrter Fahrplan. Vor- und Nachteile solcher Lösungen müssen sorgfältig abgewogen und mit den zuständigen Behörden abgestimmt werden. Dabei gilt es immer, die Fahrgäste, unser Fahrpersonal und die Wirtschaftlichkeit der KVB im Blick zu haben.“

KVB-Aufsichtsratschef fordert: Fachkräfte anwerben, um Probleme zu entzerren

Aufsichtsratschef Hammer forderte das Unternehmen auf, Fachkräfte anzuwerben – und zwar nicht primär aus dem Umland, so dass sich das Problem auf andere Kommunen verschiebt. Es gehe um mehr Ausbildung, mehr Begeisterung für den Beruf. „Auch eine gemeinsame Initiative mit dem Dachverband wäre denkbar“, sagt Hammer. So könne der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in einer Initiative, in der auch die KVB beteiligt wäre, einen Pool an Fahrern gemeinsam ausbilden, die flexibel eingesetzt werden.

Aufsichtsratsmitglied Ralph Sterck, Ratsherr der FDP, fordert eine Reduzierung der Gehälter im KVB-Vorstand, die teilweise leistungsbezogen sind. „Die Bereitstellung der Leistung muss das zentrale Ziel der KVB sein“, sagt Sterck. „Wenn es damit schlecht läuft, dann sollte es auch weniger Geld geben.“

Bis 2030 gehen bundesweit 75000  Bahnfahrer in Rente 

Der VDV, in dem rund 640 Unternehmen organisiert sind, geht davon aus, dass für die Mobilitätswende und den Ausbau der Angebote bei Bahnen und Bussen bundesweit bis 2030 rund 110.000 Fachkräfte gebraucht werden. Hinzu kommen 74.000 Stellen im öffentlichen Nahverkehr, die altersbedingt neu besetzt werden müssen. Darin sei der Bedarf im Fern- und Güterverkehr auf der Schiene nicht eingerechnet.

„Kurzfristig müssen wir die Krankheitswelle überstehen, die aktuell bundesweit zu Ausfällen bei Bahnen und Bussen führt“, sagt VDV-Sprecher Eike Arnold. Die strukturellen Probleme würden die Branche aber noch länger begleiten. „Der Personalmangel wird in den nächsten Jahren dazu führen, dass es regional unterschiedlich zu Kürzungen des Fahrplanangebotes kommen kann.“ Um diesen langfristigen Problemen entgegenzuwirken, setze die Branche „alle Hebel in Bewegung“.

Bei einem Kongress Ende Februar 2023 in Berlin werde man darüber diskutieren, welche Chancen das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Branche eröffne, um dem Mangel an Bahn- und Busfahrern in Deutschland entgegenzuwirken.

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