Die Bundes-Arbeitsministerin und der OB-Kandidat, beide von der SPD, besuchen die Firma Leybold in Bayenthal.
Industriestandort KölnBas und OB-Kandidat Burmester wollen es Unternehmen leichter machen

Der Kölner OB-Kandidat Torsten Burmester und Bundes-Arbeitsministerin Bärbel Bas (beide SPD) im Gespräch mit Mark Gabriel, dem Geschäftsführer der Leybold GmbH in Bayenthal.
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Hier und da kommt Bärbel Bas (SPD) ein kleiner Scherz über die Lippen. Die Bundes-Arbeitsministerin wirkt gut gelaunt bei ihrem Besuch in Köln. Das Rheinland ist vertrautes Terrain für die gebürtige Duisburgerin, deren politische Laufbahn bei den dortigen Jusos begann. Ihr wird nachgesagt, immer bodenständig geblieben zu sein, auch als Bundestagsabgeordnete, Bundestagspräsidentin und jetzt als Ministerin und Co-Chefin der SPD neben Lars Klingbeil. Nun also hilft sie rund 90 Rheinkilometer von ihrer Heimatstadt entfernt beim Kommunalwahlkampf und hört sich dabei an der Basis um, was diese sich von ihrem Ministerium wünscht.
„Ich dachte schon, hier seien nur Männer“, witzelt sie zu Beginn ihrer Stippvisite bei der Firma Leybold in Köln-Bayenthal, einem „Pionier der Vakuumtechnik“, wie Geschäftsführer Mark Gabriel das 175 Jahre alte Unternehmen vorstellt. Bas war draußen von ihrem Parteigenossen, dem Kölner OB-Kandidaten Torsten Burmester begrüßt worden und von einigen Leybold-Managern. Auf Frauen traf sie erst drinnen. Wo Gabriel sofort entschuldigend betont: „Wir haben eine höhere Diversität im Unternehmen als es das Empfangskomitee vermuten lässt.“
Leybold liefert an 50.000 Kunden in aller Welt, auch an SpaceX von Elon Musk
Bas lächelt milde und lässt sich dann an der Seite Burmesters das Unternehmen zeigen. Der Betrieb mit 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört seit 2016 zur schwedischen Atlas Copco Group, die 55.000 Mitarbeiter in 73 Ländern beschäftigt. Die in Köln gefertigten Produkte, etwa riesige Weltraumsimulationskapseln oder auch kleine Turbomolekularpumpen für zum Beispiel die Dopinganalyse, werden an 50.000 Kunden in aller Welt geliefert. Darunter alle großen Weltraumagenturen und auch SpaceX, die Firma von Milliardär Elon Musk, genauso wie das Dopinganalyselabor an der Deutschen Sporthochschule oder die Uni Köln.

Torsten Burmester und Bärbel Bas mit einer Turbomolekularpumpe der Kölner Firma Leybold.
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Burmester bezeichnet Leybold als „Hidden Champion“. Solche Unternehmen will er, sollte er am 14. September oder bei der Stichwahl am 28. September zum Oberbürgermeister gekürt werden, in Köln halten. Es soll ihnen so gut gehen, dass sich weitere ansiedeln und die Unternehmenssteuer-Einnahmen die klamme Stadtkasse füllen. „Den Industriestandort Köln stärken und die Wirtschaft in der Stadt resilient machen“, so nennt er seine Pläne. Könnte er das besser als die jetzige Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)? Oder als seine größten Konkurrenten Berivan Aymaz von den Grünen und Markus Greitemann von der CDU? „Wenn ich ohne Ansprüche in das Amt gehe, kann ich es auch sein lassen“, sagt Burmester.
Als Leybold-Geschäftsführer Gabriel sagen soll, was er sich von der Stadt wünschen würde für das Unternehmen, stockt er kurz und erklärt, ja erst seit April in seiner aktuellen Position tätig zu sein. Sie verstehe das, sagt Bas schmunzelnd: „Ich bin auch erst seit Mai im Amt.“ Burmester ergänzt leise: „Und ich bin noch gar nicht im Amt.“ Es sind lockere Töne in entspannter Atmosphäre. Dabei geht es hier für alle um viel: Leybold will als Produktionsstandort im internationalen Konkurrenzkampf nicht untergehen. Burmester will Oberbürgermeister werden. Und Bas will als Arbeitsministerin Eindruck machen.
Schneckentempo der Stadt Köln bei der Vergabe von Baugenehmigungen macht Leybold zu schaffen
Es sind dann drei Dinge, die lokal betrachtet deutlich werden: Das Schneckentempo der Stadt bei der Vergabe von Baugenehmigungen macht der Firma zu schaffen. Gerade hofft man auf einen Auftrag für eine sehr große Weltraumsimulationskapsel. Ihr Preis: acht Millionen Euro. Dafür müsste aber das Tor der Kölner Fertigungshalle vergrößert werden. Dafür eine Genehmigung zu bekommen, dauere erfahrungsgemäß sechs Monate, sagt Martin Laerbusch, bei Leybold operativer Leiter des Systembaus. Die Firma müsse also in Vorleistung gehen, um eine Chance auf den Auftrag zu haben. Liefen die Dinge in Köln flotter, müsste man die Investition von einer viertel Million Dollar nicht auf gut Glück tätigen.
„Da muss die Verwaltung schneller werden“, erklärt Burmester, und schiebt einen Seitenhieb auf einen seiner Konkurrenten nach: „Das sagt ja selbst Markus Greitemann, obwohl er als Baudezernent genau dafür verantwortlich ist.“
Weitere Sorgen bei Leybold drehen sich um die Verkehrs-Infrastruktur der Stadt. Die Dauerbaustelle auf der Bonner Straße macht es zu einem holprigen Unterfangen, die Firma überhaupt zu erreichen. Und die Einrichtung der für 2019 angekündigte Straßenbahnhaltestelle direkt vor der Tür ist inzwischen auf 2030 verschoben. Das dritte Thema: Fachkräfte. Noch finde man gute Mitarbeiter, sagt Laerbusch, aber es würden immer weniger. „Wir brauchen Bildung, Bildung, Bildung.“ In China gebe es diesbezüglich umfassende Programme schon im Jugendalter. „Nicht, dass ich mir ein solches System wünsche. Aber wir haben keine Bodenschätze, unsere Ressource sind die Menschen und das, was sie können. Das, wofür sie eine Leidenschaft entwickeln.“