Von „Dark“-MachernDeutsche Netflix-Serie „1899“ in 90 Ländern in Top Ten – darum geht's

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Der Cast der Netflix-Mysteryserie „1899“.

Der Cast der Netflix-Mysteryserie „1899“.

Die deutsche Netflix-Mysteryserie „1899“ hat es binnen ihrer ersten vier Online-Tage in 90 Ländern in die Serien-Top-Ten geschafft. Worum es in der Serie geht.

Auf Nummer eins der „TV“-Kategorie steht sie in Ländern wie der Türkei, Brasilien, Indien, Ägypten und Deutschland, wie aus den dienstagabends publik gemachten Wochen-Hitlisten des Streamingdienstes hervorgeht. „1899“ war damit auch in mehr Ländern in den TV-Top-Ten als die Queen-Serie „The Crown“ (86 Länder). Die neue Serie der „Dark“-Macher Jantje Friese und Baran bo Odar wurde am 17. November veröffentlicht. Sie kam laut Netflix bis Sonntag (20.11.) weltweit auf 79,3 Millionen gestreamte Stunden. Geschlagen wurde sie in den globalen Wochen-Top-Ten (14. bis 20.11.) der Kategorie „TV (English)“ nur von der am 9. November veröffentlichten fünften „The Crown“-Staffel, die auf 84,3 Millionen Stunden kam (Vorwoche 107,4 Millionen). Die fünfte „Crown“-Staffel war jedoch im Gegensatz zu „1899“ alle Tage der Woche verfügbar.

„1899“ erzählt von den rätselhaften Ereignissen auf einer Schiffsfahrt von London nach New York

Dass die deutsche Produktion „1899“ als englischsprachige Serie geführt wird, liegt an ihrer Vielsprachigkeit. In der Serie begeben sich Auswanderer aus unterschiedlichen Ländern Richtung Amerika. Dieser multinationale Aspekt wird auch sprachlich umgesetzt. 

In acht Episoden erzählt „1899“ von den mysteriösen Geschehnissen während der Fahrt der „Kerberos“ von London nach New York gegen Ende des 19. Jahrhunderts. An Bord befindet sich eine bunt gemischte Gruppe von Passagieren mit unterschiedlichen Nationalitäten, persönlichen Geschichten und grundverschiedenen gesellschaftlichen Stellungen. Es wird schnell klar: Alle haben eine belastende Vergangenheit oder Geheimnisse und hoffen aus ganz eigenen Beweggründen, dass das Schiff sie in Richtung Freiheit geleitet.

Andreas Pietschmann als Eryk Larsen blickt direkt in die Kameralinse.

Andreas Pietschmann als Eryk Larsen

Doch als die Crew auf offenem Meer die verschollene „Prometheus“ entdeckt, nimmt die Reise eine unerwartete, dunkle Wendung. Unter der Leitung von Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann) schippert „1899“ anstatt Amerika einem albtraumhaften Rätsel entgegen.

Pietschmann, der bereits in „Dark“ eine Hauptrolle gespielt hat, dreht das Ruder der „Kerberos“ Richtung Geisterschiff und versucht zusammen mit der Passagierin Maura Franklin (Emily Beecham), Sinn in das Unverständliche zu bringen.

Wie in „Dark“ spielt auch in „1899“ Symbolik eine große Rolle

Dass sie von ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit gejagt werden, schweißt den Kapitän und Maura auf eine dunkle Weise zusammen. Beide stecken voller Widersprüchlichkeiten. Beide tragen den gleichen gehetzten Blick in den Augen, der schockierende Geheimnisse erahnen lässt, die sich in „1899“ bald in realistischen Alpträumen entladen.

Mit ihrer Mischung aus bedrückenden, schattenhaften Bildern, pochendem Sound und mysteriösen Zeichen, bewegen sich Friese und Odar in ihrem neuen Werk in vertrauten Gewässern. Wie in „Dark“ spielt auch hier Symbolik eine große Rolle. Von Anfang an werden Gegenstände und Reliquien eingeführt, die mit den Figuren verbunden sind und deren Formen sich bisweilen in Teppichmustern, in Kleidern oder Accessoires widerspiegeln.

Starker internationaler Cast aus Spanien, Portugal, Dänemark und Hongkong

Während die unterschiedlichen Ebenen langsam ineinander verschwimmen, verweben sich auch die einzelnen Schicksale der Passagiere immer deutlicher. Dem starken internationalen Cast mit Schauspielern aus Spanien, Portugal, Dänemark oder Hongkong gelingt dabei die überzeugende Darstellung eines scheinbar wahllos zusammengewürfelten Pulks von Fremden – eine Formation, die nach und nach aber Sinn ergibt. Sind sie alle nur Teile eines dunklen Roulettes?

Friese und Odar spielen auch in „1899“ gekonnt mit Ängsten und Ahnungen, Hoffnungen und Träumen, die sie punktgenau in die dunkelsten Abgründe navigieren. Den Zuschauer nehmen sie so mit auf eine Reise, die angetrieben von Fiktion, Realität und Alptraum durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleitet. Ziel: Unbekannt. (dpa)

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