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50 Jahre Rolling StonesHappy Birthday Mick und Keith!

Lesezeit 7 Minuten

Ein Leben für den Rock'n'Roll. Die Rolling Stones feiern ihr 50. Bühnenjubiläum.

Der junge Mick Jagger setzt sein unschuldigstes Lächeln auf. „Mindestens ein weiteres Jahr wird es uns noch geben“, spricht er dem Fernsehreporter mit gespielter Schüchternheit ins Mikro. Die Szene in Schwarz-Weiß von 1965, die Regisseur Martin Scorsese in seinen Konzertfilm „Shine a Light“ (2008) hineingeschnitten hat, spricht für sich: Da ist eine Schar junger Typen, die auszog, den reinen Blues zu spielen und als größte Stadion-Rockband aller Zeiten zurückkehrte.

Ein halbes Jahrhundert später rollen die Stones immer noch. Obwohl das Songwriter-Gespann Jagger und Gitarrist Keith Richards sowie ihre Bandkollegen Ron Wood (Gitarre) und Charlie Watts (Schlagzeug) längst über das Renteneintrittsalter hinaus sind, scheint ein Ende der vielleicht wirklich dienstältesten Band aller Zeiten nicht in Sicht. Am 12. Juli 1962 gaben die englischen Musiker im Londoner Marquee Club ihr erstes öffentliches Konzert.

Welttournee mit Bill Wyman geplant

Ihr größtes Geburtstagsgeschenk wollten sich die Rolling Stones zum 50. Bandjubiläum selbst mit einer Welttournee geben. Sie wird nun auf 2013 verschoben, möglicherweise mit dem ausgeschiedenen Ur-Mitglied Bill Wyman am Bass. Lust darauf habe er schon, lässt Gitarrist Richards verlauten, der sich mit seinem Dauerstreit-Partner Jagger wohl einmal mehr ausgesöhnt hat.

Am 12. Juli 1962, vor genau 50 Jahren, fanden rund 80 Männer und 30 Frauen den Weg in einen Londoner Kellerclub namens The Marquee und wurden dort Zeugen des ersten öffentlichen Auftritts der Rolling Stones.

Genauer gesagt: Mick Jagger and the Rollin’ Stones, wie sich die Band damals noch nannte.

Den Namen hatte Brian Jones vorgeschlagen, nach Muddy Waters’ „Rollin’ Stone Blues“.

Augenzeugen berichten, dass sich Keith Richards immer wieder zu Avory umgedreht habe, um diesen anzuschnauzen: „Fuck you! Faster!“

Mick Jagger und Keith Richards, die sich später als Produzenten-Team die „Glimmer Twins“ nennen würden, besuchten denselben Kindergarten.

Am Schlagzeug saß damals nicht Charlie Watts, sondern Mick Avory. Der wurde dann aber der Drummer von den Kinks.

Die Rolling Stones sind mehr als eine Band, sie sind ein Lebensgefühl – behauptete ihr Manager Andrew Loog Oldham auf dem Debütalbum seiner wilden Schützlinge.

Die Idee, die Rolling Stones als böse Jungs gegen die braven Beatles zu positionieren, kam Loog Oldham nach der Lektüre von Anthony Burgess’ „Uhrwerk Orange“. Der Roman war wenige Monate nach dem Live-Debüt der Band erschienen.

Tatsächlich waren die beiden Bands befreundet. George Harrison empfahl die Stones ihrem ersten Label Decca. John Lennon und Paul McCartney schrieben „I Wanna Be Your Man“ für sie.

1963 schalteten die Rolling Stones zu Weihnachten eine Zeitungsanzeige, in der sie den „hungernden Friseuren und ihren Familien“ alles Gute wünschten.

1965 zerlegten jugendliche Fans nach einem nur 25-minütigen Konzert der Rolling Stones die Berliner Waldbühne. Der Sachschaden belief sich auf rund 300 000 Mark.

1967 befürchteten die Kölner Stadtoberen das Schlimmste, als die Rolling Stones in der Sporthalle auftraten. Es ging aber nur eine Scheibe im Eingangsbereich kaputt.

Angeblich erfand Stones-Bassist Bill Wyman während der Australien-Tour seiner Band im Jahr 1965 das Wort „Groupie“. Später gab Wyman zu Protokoll, mit mehr als Tausend Frauen Sex gehabt zu haben.

Bill Wyman stieg 1993 bei den Stones aus. Heute interessiert er sich für die Schatzsuche mit Metalldetektoren.

Keith Richards und Anita Pallenberg tauften ihren Sohn nach Marlon Brando.

Andy Warhol entwarf das berühmte Reißverschluss-Cover für das 1971er „Sticky Fingers“-Album. Das Zungenlogo stammt zwar aus demselben Jahr, designt hat es aber John Pasche.

Der abgebildete jeansbedeckte Unterleib gehört nicht Mick Jagger, sondern der Schwulen-Ikone Joe Dallesandro. Dafür durfte der Sänger als Inspiration fürs Zungenlogo mit den Wulstlippen herhalten.

Die Eingangsriffs von „Jumpin’ Jack Flash“ und„Street Fighting Man“ gehören zu den berühmtesten der Rockgeschichte. Keith Richards hat beide auf einer Akustikgitarre gespielt, deren Klänge er durch einen unfreiwillig verzerrenden Kassettenrekorder gejagt hat.

Einer der Kameramänner bei der Rolling-Stones-Dokumentation „Gimme Shelter“ war George Lucas, der spätere „Star Wars“-Regisseur.

Manche glauben, dass David Bowie auf dem 1974er Stones-Song „Time Waits For No One“ im Hintergrund singt.

Noch viel mehr Menschen glauben, dass Bowie und Jagger Anfang der 70er eine Affäre hatten.

Wenn sie auf Tour sind, geben die Stones ihren Umkleideräumen Namen: Jaggers heißt „Workout“, Richards „Camp X-Ray“.

1983 sollte Mick Jagger seine Autobiografie schreiben. Nach dem ersten Entwurf gab er seinen Vorschuss zurück.

2010 wurden Keith Richards’ Memoiren als großer literarischer Wurf gefeiert, obwohl Jagger zuvor öffentlich bezweifelt hatte, dass sich sein Band-Kollege an irgendetwas erinnern könnte.

Zu ihrem 50-jährigen Bestehen bringt die Band einen Fotoband heraus, hat ihr Zungenlogo überarbeitet – und streut Gerüchte von einer großen Tour im kommenden Jahr. (cbo)

Wenn es in der Pop- und Rockmusik ein wirkliches „Phänomen“ gibt, dann trifft das für die Stones zu. Phänomenal ist es schlichtweg, dass die Milliardäre den Rock'n'Roll-Wahnsinn überhaupt überlebt haben. Wie der kettenrauchende Ex-Junkie Richards in seiner Autobiografie „Life“ (2010) schildert, hat jeder einzelne Stone sein ganz persönliches Martyrium aus Sucht, Beziehungskrisen, finanziellen und körperlichen Abstürzen hinter sich.

Über keine andere Band wurde so viel geschrieben, wurden Wahrheit und Fiktion zu einem schillernden Gesamtbild vermengt. Die Medien bauten die Stones auf und machten sie nieder. Deutschlands größtes Boulevard-Blatt fragte kürzlich unter dem Titel „Wie überlebt man 50 Jahre Sex & Drugs & Rock' n' Roll?“ scheinheilig, ob die mittlerweile überwundene Kehlkopfkrebserkrankung von Schlagzeuger Watts nicht mit seinem Lebensstil zusammenhänge.

Für manche sind die Stones unsterblich, für andere sind sie die Untoten des Rock, die irgendwann den Zeitpunkt verpasst haben, aufzuhören. Fans lieben sie vor allem dafür, dass sie irgendwie „schon immer da waren“ sowie ihre rebellische Attitüde des „Du kannst mich mal!“. Das Image der bösen Buben half den Stones, die mit „Satisfaction“ (1965) die Hymne ihrer Generation schrieben, auch über ihren Tiefpunkt in den 80er Jahren mit Trennungsgerüchten hinweg.

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Götter aus dem Musik-Olymp

„Sie sind mittlerweile Musik-Götter, die aus dem Musik-Olymp heraus als lebende Legenden immer wieder auf die Bühne kommen“, liefert Manni Engelhardt seine Definition des Stones-Phänomens. Der Manager des Stones-Clubs in Aachen ist „ein waschechter Stoner“. Sein ganzes Leben dreht sich um die Musik der Gruppe. „Könnte sein, dass ich Charlie Watts in diesem Jahr treffe“, hofft Engelhardt, in dessen Fanclub regelmäßig Stones-Tributebands auftreten.

Keine andere Gruppe, mit Ausnahme der australischen Hardrocker AC/DC vielleicht, hat so viele musikalische Nachahmer gefunden, wie die Stones. Auch die Tributeband „Bigger Bang“ aus Stuttgart „covert“ die Hits aus dem rund 450 Titel zählenden Stones-Songkatalog.

„Es sind einfach tolle Typen, die bei aller Unterschiedlichkeit in ihrer Musik voll aufgehen und das bis heute rüberbringen, sagt Sänger Uli Heinzle, der den Mick Jagger gibt. Die Vitalität des “besten Frontmanns aller Zeiten„, der noch mit 68 Jahren über die Bühne tänzelt, lasse auch seine faltigen Kollegen alterlos erscheinen.

Eine Band für das Museum

Sollten die Altherren des Rock doch einmal keine Lust mehr auf Bühnenstaub und Schallplatten-Studios haben, hätte mancher Fan Verständnis dafür. “Für mich wäre es keine Enttäuschung„, versichert Bobby Ballasch von der Tribute-Band “Voodoo Lounge„ aus Braunschweig. Bei rund 40 Konzerten im Jahr spielen die Musiker jeweils zwei Stunden lang “Rockstars für ein Rockstar-Publikum„. “Die Stones haben eine so außergewöhnliche und lange Karriere hingelegt, dass es für mich völlig in Ordnung wäre, wenn sie es sein ließen„, sagt der Sänger.

Dass der Ruhm der Stones auch in Zukunft erhalten bleibt, dafür sorgt Ulrich Schröder. Der musikverrückte Fan, der seit 1965 alles sammelt, was mit seinen Idolen zu tun hat, eröffnete vergangenes Jahr im niedersächsischen Lüchow das weltweit erste “Stones Fan Museum„ - inklusive Groupiezimmer mit Whirlpool und goldenen Wasserhähnen. Dort wurde auch der Bildband “The Rolling Stones: 50„ in Deutschland vorgestellt: ein Dankeschön von Mick, Keith, Charlie und Ron an ihre Fans. (epd)