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Blut, Sex und ewige JugendAnne Rice, Autorin der Vampir-Chroniken, ist gestorben

Lesezeit 2 Minuten

Tom Cruise und Brad Pitt in der Verfilmung eines Romans von Anne Rice

Köln – Während sich der Vampir mit dem Blut seiner Opfer zufrieden gibt, ist der Vampirismus längst zur allesfressenden kulturellen Fantasie geworden. Zu verdanken ist dies maßgeblich der US-amerikanischen Schriftstellerin Anne Rice, deren 1976 begonnene „Chronik der Vampire“ enzyklopädische Stärke erreichte. Rice erkannte früh, wie vielgestaltig der transsylvanische Graf die heutige Popkultur befruchtet hat und verknüpfte in elf Romanen die losen Enden dieser Faszination zu einer wahren Sozialgeschichte des Vampirismus.

Anne Rice

Damit war sie so erfolgreich, dass Neil Jordan in seiner Verfilmung von „Interview mit einem Vampir“ aus dem Protagonisten Louis einen Odysseus des modernen Zeitalters modellieren konnte – eine Figur, die sich über Jahrhunderte hinweg den Wechselfällen des gesellschaftlichen Fortschritts ausgeliefert sieht und versucht, diesen steten Wandel zu begreifen.

Rice schrieb auch über Hexen, erotische Sadomaso-Eskapaden und das Leben Jesu. Aber vereinen konnte sie ihre Interessen nur im Blutsaugerroman – der Vampir verspricht als Travestie christlicher Motive nicht nur ewiges Leben, sondern etwas, das bei ihr noch weit verführerischer ist: ewige Jugend.

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In der Melancholie des Verdammten fand Anne Rice ein vibrierendes Außenseitertum, mit dem sie noch einmal die Unmöglichkeit der romantischen Liebe beklagen konnte. Ihre Untoten sind betörend schön, aber der Preis, den sie dafür entrichten müssen, ist ewig währende Einsamkeit. Jetzt ist Rice im Alter von 80 Jahren gestorben – weiter leben wird auch sie.