Impro-Serie „Das Begräbnis“Jeder hat eine Leiche im Keller

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Auf dem Begräbnis des Sanitärunternehmers Wolf-Dieter Meurer versammeln sich Familie, Freunde und Angehörige.

Dass in einer Familie etwas im Argen liegt, wenn sich die Mitglieder erst zu einer Beerdigung zusammenfinden, ist kein Geheimnis. In "Das Begräbnis", der neuen Impro-Serie von Grimme-Preisträger Jan Georg Schütte, tun sich allerdings wahre Abgründe auf.

Sanitärunternehmer Wolf-Dieter Meurer ist in einem Dorf in Mecklenburg gestorben. Er hinterlässt seine geschiedene erste Ehefrau Hildegard (Christine Schorn) und die gemeinsamen Kinder Mario (Charly Hübner), Thorsten (Devid Striesow) und Sabine (Claudia Michelsen), außerdem Ziehtochter Anna (Anja Kling). Und dann sind da noch seine zweite Frau Gaby (Catrin Striebeck) und der gemeinsame Sohn Kevin (Enno Trebs).

Es brechen alle Dämme

Lebemann Thorsten hatte das Dorf vor mehr als 20 Jahren verlassen, auch Sabine suchte im Westen ihr Glück. Der schüchterne Mario kümmerte sich hingegen um den Betrieb. Nun treffen alle wieder aufeinander. Und als die Witwe das Testament verliest und sich offenbart, dass sie allein alles erben soll - Betrieb, Haus, Gasthaus - brechen alle Dämme.

Der Familienkrieg, der sich nun entwickelt, entstand ohne klassisches Drehbuch, an mehreren Drehorten gleichzeitig und an nur zwei Drehtagen. „Das Begräbnis“ ist das neue Projekt von Regisseur Jan Georg Schütte, der für seinen Impro-Spielfilm „Altersglühen“ 2015 den Grimme-Preis erhielt. 

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Für „Das Begräbnis“ hat Schütte nun nicht nur improvisieren lassen, sondern auch gleichzeitige Handlungen quasi gleichzeitig gedreht. Mehr als 50 Kameras wurden dazu auf einem großen Hof mit 15 Sets aufgestellt, so dass die Schauspieler die Handlung innerhalb weniger Stunden durchimprovisieren konnten.

Die Schauspieler kannten ihre Figuren, ihre Texte improvisierten sie aber. Schütte kann sich wie schon in seinen vorherigen Projekten auf sein Ensemble verlassen: Charly Hübner, Anja Kling, Martin Brambach, Devid Striesow, Claudia Michelsen und Thomas Thieme haben sich mutig auf das Experiment eingelassen. 

Mit Mimik, Gestik und einer eigenen Sprechweise gibt Chary Hübner dem daheim gebliebenen Sohn, der seit Jahren unglücklich verliebt ist und nur für den Betrieb lebt, ein ganz eigenes Profil. Man hat Mitleid mit ihm, seine Würde verliert er dennoch nicht. Devid Striesow als sein ungleicher Zwillingsbruder Thorsten gibt nur vor, alles im Griff zu haben. Auch sein Leben ist ein Scherbenhaufen.

Auch kleine Rollen sind toll besetzt

Claudia Michaelsen spielt zurückhaltender, aber nicht minder überzeugend. Anja Kling und Catrin Striebeck lassen den Frust ihrer Figuren erst durchblitzen, bis sie irgendwann explodieren. 

Großartig besetzt sind auch kleinere Rollen, etwa Aleksandar Jovanovic als schwäbelnder Geldeintreiber Ivan Meierle oder Uwe Preuss als Gastwirt Frank. 

In einer solchen Impro-Serie sitzt natürlich nicht jeder Dialog, aber im wahren Leben sprechen Menschen ja auch nicht immer in druckreifen Sätzen. Eine solches Format ist eben ein Experiment. In diesem Fall ist es gelungen. 

Alle Folgen von „Das Experiment” stehen in der Mediathek des Ersten.

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