ARD-Serie „Oktoberfest 1900“Das Erste zeigt schonungslosen historischen Thriller

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Geschäftsmann Curt Prank (Mišel Matičević) feiert in seiner Bierburg.

Geschäftsmann Curt Prank (Mišel Matičević) feiert in seiner Bierburg.

Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, eine historische Serie über das Oktoberfest zu präsentieren, als genau jetzt. 2020 wird das beliebte Fest wegen der Pandemie nicht stattfinden. Tausende von Touristen reisen nicht nach München. Um das internationale Publikum geht es auch zu Beginn der neuen ARD-Eventserie „Oktoberfest 1900“.

Der Nürnberger Großbrauer und skrupellose Geschäftsmann Curt Prank will auf der Wiesn eine Bierburg für 6000 Gäste errichten. Eine Art Vorläufer der heutigen Mega-Zelte. Die Burg soll Touristen anziehen und das Bierfest in aller Welt bekannt machen. Für sein Geschäftsmodell benötigt Prank Platz – viel Platz. Insgesamt müssen fünf einheimische Brauereien auf ihre lukrativen Standorte verzichten. Vier davon sind mit Geld schnell überzeugt, an der katholisch-kleinbürgerlichen Familie Deibel droht sich der Industrielle jedoch die Zähne auszubeißen. Obwohl der Konkurs droht, will das Familienunternehmen seinen Platz nicht aufgeben. Es beginnt eine blutige Auseinandersetzung, in der Prank nebenbei auch noch versucht, seine attraktive Tochter zu verheiraten. Schnell wird klar, dass es in dieser Geschichte am Ende mehr Verlierer als Sieger geben wird.

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Die sechsteilige Serie, die ab diesem Dienstag im Ersten zu sehen ist, hat dabei offenkundig ein klares Ziel. Sie will unterhalten. Wer Tiefgang oder eine akkurate Beschreibung bajuwarischer Lebenskultur um die Jahrhundertwende erwartet, sollte einen großen Bogen um die Serie machen. Lederhosen und Dirndl werden den Zuschauern nur selten präsentiert.

„Oktoberfest 1900“ muss den Vergleich mit Serien wie „Babylon Berlin“ oder „Deutschland 83/86“ jedoch nicht scheuen. Im Gegenteil. Das, was diese beiden Produktion zu internationalen Erfolgen gemacht hat, funktioniert auch hier. Das Tempo ist atemberaubend, die Szenen oft schonungslos brutal. Blutige Morde, Intrigen, Wirtschaftskriminalität und eine klassische Liebesgeschichte sind nur ein paar Bausteine der Handlung. Einzig der Strang mit den Kannibalen, die tatsächlich als „Attraktion“ auf solchen Festen präsentiert wurden, trübt das Gesamtbild und wirkt viel zu konstruiert. Dafür ist die schauspielerische Leistung exzellent.

Skrupellose Gegenspieler

Nicht nur Mišel Matičević und Martina Gedeck als skrupellose Gegenspieler, sondern auch Nebenrollen wie das Liebespaar Mercedes Müller und Klaus Steinbacher können überzeugen. Was Kostüme, Szenenbild und Soundtrack angeht, muss sich der Familien-Thriller ebenfalls hinter keiner internationalen Produktion verstecken.

Netflix strahlt die Serie zeitnah in zahlreichen Ländern aus. Ob die Geschichte um eines der berühmtesten Feste der Welt weitergeht, wird vermutlich auch davon abhängen, inwieweit der schonungslose Kampf um die Bierburg auf dem Oktoberfest tatsächlich die ganze Welt anlockt.

Das Erste zeigt die ersten beiden Folgen „Oktoberfest 1900“ am Dienstag um 20.15 Uhr. Zudem stehen alle Folgen in der Mediathek.

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