Art CologneJetzt wird digital verkauft, aber trotzdem exklusiv

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Kunstmesse mit Blick auf den Dom

Kunstmesse mit Blick auf den Dom

Köln – Seit Mittwoch ist wieder Art Cologne – wenn auch nur in der digitalen Welt. Auf der Webseite Galerieplattform.de präsentiert die Kölner Kunstmesse bis zum 4. Juni ihren Online Sale, was man nicht mit Ausverkauf verwechseln sollte.

Am virtuellen Marktplatz nehmen ausschließlich Galerien teil, die zur mehrfach verschobenen analogen Messe zugelassen sind; die Auswahl wurde vom Beirat geprüft und nimmt sich wie der gesamte Auftritt minimalistisch aus. Jede der 151 Galerien durfte in den Kategorien Klassische Moderne und Nachkriegskunst, Zeitgenössische Kunst sowie Junge Kunst lediglich ein einziges Werk nominieren. Und da die wenigsten Teilnehmer in allen drei Sektionen handeln, standen am Preview-Mittwoch insgesamt 259 Werke zum Verkauf.

Es wäre untertrieben, die Galerieplattform als aufgeräumt zu bezeichnen. Im Grunde ist sie der Gegenentwurf zur Reizüberflutung einer Messe, aber auch zur Grabbeltischanmutung eines durchschnittlichen Instagram-Accounts. Auf der Startseite dominiert die Grundfarbe Weiß, die ausgestellten Kunstwerke haben in der Vorschau Briefmarkenformat, sind chronologisch von alt zu jung durchnummeriert (was sich dem Besucher allerdings nicht ohne Weiteres erschließt) und laufen schlicht und ergreifend nach unten weg.

Demokratische Anordnung

Auf den Überblicksseiten gibt es lediglich Angaben zu Künstler, Titel und Preis, alle weiteren Informationen finden sich auf den entsprechenden Unterseiten; binnen Minuten kann man sich hier durch eine ganze Sektion klicken. Im Vergleich zur realen Messe wirkt die Galerieplattform ausgesprochen demokratisch. Es gibt keine Rangordnung, die sich der Hallenplanung ablesen ließe, Standmieten entfallen, der Eintritt ist frei; es braucht lediglich eine Anmeldung. Auch die technischen Barrieren sind bewusst niedrig gehalten.

Am ersten Previewtag lud die Seite erfreulich schnell, Suchanfragen wurden sinnvoll beantwortet und die mit Herzen markierten Lieblingsstücke erschienen wohlgeordnet auf der Favoritenliste. Die Kunstwerke lassen sich auf- und absteigend nach Preisen sortieren, wobei allerdings auffällt, dass einige Galeristen gar keine Preise und andere lediglich Preisspannen angeben. So muss man nachfragen, ob Mischa Leinkaufs Unterwasserbild zur Flüchtlingskrise 100 Euro oder doch eher 5000 Euro kosten soll.

Unscharfe Bilder

Bei den Werkangaben halten es die Galerien ebenfalls unterschiedlich. Einige bieten ausführliche Zusatzinformationen, andere belassen es bei den Abbildungen. Diese lassen sich jeweils vergrößern, tendieren unter der Lupe aber etwas zur Unschärfe.

Solche Details lassen sich verschmerzen. Schließlich soll die Galerieplattform weder die analoge Art Cologne ersetzen noch mit den Online-Sales der Auktionshäuser konkurrieren. Sie gleicht einem Kontakthof; interessierte Sammler können sich via E-Mail oder telefonisch an die Galerien wenden und ihre Geschäfte abseits der Plattform zu Ende bringen.

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In dieser Hinsicht bietet der vom Kulturministerium des Bundes geförderte virtuelle Messeauftritt, was er bieten muss – und könnte damit wie geplant zur gemeinsamen Plattform sämtlicher deutscher Kunstmessen avancieren.

Inhaltlich bildet das Angebot eine „echte“ Art Cologne durchaus überzeugend ab – jedenfalls im Querschnitt. Henze + Ketterer bieten ein Kirchner-Gemälde für 2,5 Millionen Euro an, bei Thaddaeus Ropac ist eine Rauschenberg-Arbeit für eine Million zu haben und bei Mike Carstens zum gleichen Preis ein ungewöhnliches Richter-Bild. Andere Galerien stellen dagegen bewusst Arbeiten zu Einstiegspreisen ins Schaufenster. In jedem Fall ist das Risiko gering. Und bei Nichtgefallen freut man sich eben umso mehr auf die Art Cologne im Herbst.

Art Cologne Online Sale, 28. Mai bis 4. Juni. Der Zugang ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich. www.galerieplattform.de

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