Ausstellung in KölnKoen van den Broek ist der wahre Meister der Straßenkunst

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Ein abstraktes Gemälde von Koen van den Broek.

„South Park“ von Koen van den Broek ist derzeit in der Kölner Galerie Philipp von Rosen zu sehen.

Der belgische Künstler Koen van den Broek malt Straßen und ihre Markierungen. Neuerdings sogar mit Markierwagen und Teer.  

Wenn heutige Künstler mit alten Meistern verglichen werden, hat das oft einen leicht spöttischen Unterton. Am Kunstmarkt wird der belgische Maler Koen van den Broek schon mal als „Meister der Bordsteinkante“ gehandelt, was der Natur seiner Gemälde eigentlich überhaupt nicht entspricht. Andererseits hat Broek in seiner Karriere tatsächlich so viele Bilder von Straßen, Straßenbelägen und Bordsteinen gemalt, als hätte er sich in der Blüte der flämischen Malerei darauf spezialisiert.

Es ist ja durchaus eine reizvolle Vorstellung: Belgische Bauunternehmer decken sich bei Koen van den Broek gezielt mit Asphaltbildern ein, so wie sich vor vier Jahrhunderten Reeder die Wohnungen mit Meeresbildern und Schifffahrtsmotiven vollhingen. Allerdings sind die Zeiten, in denen sich Maler dem Geschmack von Berufsgruppen widmeten, lange vorbei. Auch der Bordsteinmaler Broek zielt auf eine eher durch die Konzeptkunst als durch Straßenbau geschulte Klientel.

Ab 25. Februar zeigt das Koblenzer Ludwig Museum eine Ausstellung mit Arbeiten von Koen van den Broek

Am Anfang jedes seiner Straßengemälde steht eine Fotografie. Broek findet seine Motive „zufällig“ durch den Sucher der Kamera und malt das Gefundene dann mit einer deutlichen Tendenz zur Verknappung ab; das ist die künstlerische Freiheit, die er sich gönnt. Seine Bildausschnitte sind oft so gewählt, dass die allgegenwärtige, von Fahrbahnmarkierungen, Verkehrseinbauten und Bordsteinen lediglich aufgelockerte Straßentristesse etwas Zeichenhaftes bekommt. Manchmal, wenn Broek Ausbesserungen im Asphalt abmalt, ähneln seine Bilder sogar Kalligrafien. Berühmt ist er damit nicht geworden. Aber auf Messen guckten viele Sammler zweimal hin.

Seit 18 Jahren zeigt der Kölner Galerist Philipp von Rosen die Straßenmalerei Koen van den Broeks; der belgische Künstler ist in Deutschland daher beinahe so bekannt wie in seiner Heimat. Ab 25. Februar ist sein Werk im Koblenzer Ludwig Museum zu sehen, in Köln zeigt Rosen derzeit Werke, mit denen Broek seiner Straßenkunst eine verblüffende neue Richtung gibt. Statt mit Ölfarbe malt Broek nun mit Spezialfarben für Straßenmarkierungen und Teer, sein neuer Pinsel ist ein Markierwagen, mit dem er die zähe Paste auf die Leinwand rollt; Spritzer und Kleckse sorgen für zusätzliche Variationen.

Auf diesen Bildern hat die Kamera ausgedient und mit ihr der letzte Rest an Gegenständlichkeit. Aber das Prinzip dahinter hat sich nicht wesentlich geändert: Koen van den Broek macht sich das Malen schwer, um aus dieser Selbstbeschränkung etwas zu schaffen, das man so noch nicht gesehen hat. Das funktioniert erstaunlich gut, zumal, wenn man bedenkt, dass Broek die abstrakte Malerei noch mal neu zu erfinden versucht. Zwar fallen einem gleich mehrere Ahnherren seiner immer noch sehr zeichenhaften Bilder ein. Aber sie ähneln letztlich vor allem den alten Straßenbildern Broeks.

Am deutlichsten sind die Ähnlichkeiten, wenn Broek lediglich Striche auf die ungrundierte Leinwand rollt. Zwar weichen die Farben von der auf deutschen Straßen dominierenden Palette ab, aber verzogene Linien kennt man auch von einheimischen Baustellen zur Genüge. Andere Bilder ähneln grünen Wasserpfützen oder einer tiefblauen Lache, die über das Trottoir in den Rinnstein suppt. Man ahnt, wie frustrierend diese künstlerische Fronarbeit sein kann: Die Farben kleben und klumpen, die Auswahl ist auf Grundfarben wie Rot, Blau und Gelb beschränkt.

Koen van den Broek erkundet die Möglichkeiten seiner neuen Werkrichtung derzeit noch. Man sieht Einflüsse der informellen Malerei und Einsprengsel des Action Paintings, jeweils gekreuzt mit der spurtreuen Kunst der Straßenmarkiererzunft. Auch der Zufall spielt weiterhin eine maßgebliche Rolle für seine Malerei; den schwarzen Teer bringt er auf seinen Leinwänden geradezu zum Tanzen. So bleibt Broek sich treu, indem er sein Werk verändert.


„Koen van den Broek: Broken Road“, Galerie Philipp von Rosen, Gertrudenstr. 24-28, Köln, Di.-Fr. 11-18 Uhr, Sa. 12-17 Uhr, bis 6. April.

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