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AusstellungKaiserpfalz aus dem Computer

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Die computergestütze Rekonstruktion der Aachener Pfalz

Vor 1200 Jahren starb Karl der Große, der „Vater Europas“, in Aachen. Die Stadt, die aus der kaiserlichen Lieblingspfalz hervorging, feiert das Karlsjahr mit zahlreichen Veranstaltungen – die bedeutendste ist die Ausstellungstrias „Macht – Kunst – Schätze“, die vom 20. Juni an gezeigt wird. Im Centre Charlemagne, dem Neuen Stadtmuseum am Katschhof, ist „Karls Kunst“ zu bewundern. Ein „Hingucker“ in der Dauerausstellung wird zweifelsohne eine computerunterstützte Rekonstruktion (CAD-Visualisierung) der Aachener Pfalz werden, an deren Erarbeitung der Kölner Archäologe Sebastian Ristow maßgeblich mitgewirkt hat. „Durch die Aufarbeitung früherer Grabungsbefunde und neue Vermessungen konnten seit 2011 neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Pfalz gewonnen werden, und diese Erkenntnisse sind in unsere digitale Rekonstruktion eingeflossen,“ sagt Ristow, Experte für spätantike und frühmittelalterliche Kirchenbauten (er ist auch Autor des grundlegenden Buches „Die frühen Kirchen unter dem Kölner Dom“).

Es gab Vorläuferbauten – einige davon waren schon im 5. Jahrhundert, also noch in gallo-römischer Zeit, andere zur Zeit des ersten karolingischen Königs, nämlich in der Regierungszeit von Karls Vater Pippin errichtet worden.

So sei es nun möglich, verschiedene Bauabschnitte der prachtvollen Anlage festzumachen, die wichtigste Erkenntnis: „Es gab Vorläuferbauten – einige davon waren schon im 5. Jahrhundert, also noch in gallo-römischer Zeit, andere zur Zeit des ersten karolingischen Königs, nämlich in der Regierungszeit von Karls Vater Pippin errichtet worden.“ Schon Pippin (751–768) besaß in Aachen nämlich eine königliche Pfalz, dazu gehörte eine zweigeschossige Basilika, die um 800 in die Marienkirche einbezogen wurde. „Das heißt, dass Karls Baumeister verschiedene Gebäude und Baureste vorfanden, die sie weiter verwendeten.“

Chronologie revidiert

Im Zuge der Neurekonstruktion konnten die Proportionen der Gebäude- und Hofkomplexe der Pfalz präzisiert werden, zudem wurde auch die Chronologie einzelner Bauten revidiert: „Die Vollendung des Granusturms hat Karl nicht mehr erlebt – die neue Datierung von Bauhölzern belegt, dass der untere Teil kurz nach 800 fertig gestellt wurde, der obere Bereich aber erst nach 815.“

Schon 1911 waren bei Grabungen an der Westseite des Katsch-hofes Überreste einer Buntmetallschmelze entdeckt worden, in der Metallhandwerker die Türen und Bronzegitter für die Pfalz gefertigt hatten. Auch für diese einzigartige Werkstatt hat Ristow in Zusammenarbeit mit seinem ungarischen Kollegen Zsolt Vasáros Rekonstruktionsmodelle entworfen, die in die CDA-Visualisierung eingeflossen sind. Der Film basiert auf einem Projekt, das in Kooperation von Stadt und RWTH Aachen erarbeitet wurde.

www.archaeoplanristow.de