Ballet Revolucion in KölnSelten sah harte Arbeit so leicht aus

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Das Ballet Revolucion machte bei seiner Tour auch Halt in Köln

Das Ballet Revolucion machte bei seiner Tour auch Halt in Köln

Das Ballet Revolución begeistert mit einer Show, die Elemente des klassischen Balletts mit Modern Dance, Hip Hop, Rumba, Salsa und Mambo kombiniert.

Zugegeben, es klingt ein bisschen nach PR-Sprech, wenn der Choreograf Aaron Cash sagt: „Die meisten Tänzer tanzen mit der Musik. Die Kubaner aber tanzen in ihr.“ Aber wenn man das rund zweistündige Programm des Ballet Revolución, das in dieser Woche im Rahmen des Sommerfestivals in der Philharmonie gastiert, erlebt, ist man geneigt, ihm zuzustimmen.

Seit zehn Jahren touren die 21 Tänzerinnen und Tänzer nun schon durch die Welt und sollten ihrer Heimatinsel einmal die Mittel für Tourismuswerbung ausgehen, könnten sie mühelos einspringen. Wer diese Show gesehen hat, würde am liebsten gleich ins nächste Flugzeug gen Karibik steigen.

Die Band begleitet die Tänzerinnen und Tänzer live auf der Bühne

Lebensfreude ist ja ein überstrapaziertes Wort, aber bei dieser tänzerischen Wundertüte kommt man nicht an ihm vorbei. Alle, die hier tanzen, tun es mit ansteckend guter Laune und einer Leichtigkeit, die die harte Arbeit, die dahinter steckt, fast vergessen macht. Salti, Spagatsprünge und Hebefiguren sorgen immer wieder für Szenenapplaus.

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Es ist die Kombination aus europäisch-russischem Erbe des klassischen Tanzes und karibischer Tradition und Gesellschaftstänzen, die die Show so einzigartig und faszinierend macht. Neben klassischem Ballett, Modern Dance und Hip Hop, finden sich in den Nummern auch immer wieder Elemente aus Rumba, Salsa und Mambo. 

Die Band, die das Programm live begleitet, ist im Hintergrund der Bühne hinter einer Gaze platziert, oft ist sie kaum zu erkennen, mitunter rücken die Scheinwerfer aber die Musiker und die beiden Sänger Weston Foster und Rachel Matthews in den Mittelpunkt des Geschehens, etwa wenn sie das Duett „Shallow“ als Solo singen. Und auch Luis Palacios Gálvez erhält seinen Moment, um zu scheinen, wenn er seine Hände in einem aberwitzigen Tempo über die Congas fliegen lässt.

Für ein breites Publikum ist die Show des Ballet Revolución auch deshalb so leicht zugänglich, weil vielen der Choreografien bekannte Popsongs zugrunde liegen. Zu Adeles „Hello“ sieht es ein Paar in inniger Zugewandtheit, bei Hoziers „Take me to Church“ wirbeln die Männer des Ensembles mit atemberaubenden Sprüngen über die Bühne. Auch Lieder von Shakira, Coldplay, Camila Caballo, Sia, Prince und Justin Timberlake finden sich im Programm. 

Die Kostüme hat der in Deutschland durch „Germany's Next Topmodel“ und „Let's dance“ bekannte Jorge Gonzáles entworfen. Auf allzu viel Glitzer und Extravaganz hat er aber verzichtet. Das ist gut, denn die Kostüme sollen hier nicht im Mittelpunkt stehen.

Das Kölner Publikum ist begeistert

Es ist vielleicht der einzige kleine Vorwurf, den man diesem Abend machen kann. Manchmal ist die musikalische Interpretation der Stücke zu sehr auf Überwältigung angelegt. Das wäre aber gar nicht nötig. Denn auch der Laie erkennt sofort, wie virtuos die Tänzerinnen und Tänzer ihr Handwerk beherrschen.

Fast alle von ihnen wurden an der bekannten Tanzhochschule Escuela Nacional de Arte und der Escuela Nacional de Ballet ausgebildet. Dort werden sie nicht nur in klassischem Ballett, sondern auch in zeitgenössischem Tanz ausgebildet. An den Hochschulen werden Tänze gelehrt, die sich über 500 Jahre aus spanischen und afrikanischen Einflüssen zu einer eigenen Kunstform entwickelt haben. 

Das Ergebnis dieser Ausbildung kann man nun in Köln bewundern. Die Wechsel zwischen den einzelnen Stilen erfolgen so mühelos, oft gehen sie nahtlos ineinander über oder werden im Wechsel kombiniert. So entsteht ein ganz eigener, unverkennbarer Stil, der an diesem Abend für große Begeisterung beim Publikum sorgt. 


„Ballet Revolución“ ist im Rahmen des Sommerfestivals noch bis zum 9. Juli in Köln zu sehen. Es folgen „Yamato - The Drummers of Japan“ (11.-16.7.) und „Carmina Burana“ von La Fura dels Baus (18.-23.7.). Tickets über die Hotline der Philharmonie unter 0221-280 280 oder unter tickets-direkt.de

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