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Beim Gipfeltreffen der Kommissare

Lesezeit 2 Minuten

Friederike Kempter als Nadeshda Krusenstern steigt als Mitglied im Münsteraner „Tatort“-Team aus.

Teambuilding ist so eine Sache – besonders, wenn sich gleich mehrere Ermittlerteams aus unterschiedlichen Städten zusammenraufen müssen, um eine heimtückische Mordserie an Kollegen in Nordrhein-Westfalen aufzuklären. Es kam also zum „Tatort“-Kommissarsgipfeltreffen in diesem Neujahrsfall, der fast ausschließlich in einem abgeschiedenen Hotel spielte. Gedreht haben Regisseur Jan Georg Schütte und sein Team übrigens im Waldhotel Grunge in Kaldauen bei Siegburg.

Für das neue Jahr hat sich der WDR also einiges einfallen lassen. Es versammelte sich nicht nur die NRW-„Tatort“-Elite (bis auf die Kölner Kommissare) in der Pampa. Mit einem Knall verabschiedet sich darüber hinaus Friederike Kempter als Nadeshda Krusenstern aus dem Münsteraner Kollegenkreis, indem sie ermordet wurde. Und überhaupt: Das Ganze lief nicht nach einem ordentlichen Drehbuch ab, sondern war improvisiert.

Ein solches – an sich begrüßenswertes – Experiment ist nicht neu beim „Tatort“. 2017 strahlte der SWR den Fall „Babbeldasch“ aus, in dem die Ludwigshafener Kommissare Odenthal und Kopper in einem Mundarttheater gleichen Namens ermittelten – ebenfalls ohne wortgetreue Vorgaben durch Drehbuchautoren. Damals schlugen sowohl die Wogen der Ablehnung wie die der Begeisterung hoch. Die Nebenrollen waren fast alle mit Darstellern des Ludwigshafener Laien-Theaters Hemshofschachtel besetzt, so dass man der kurpfälzischen Volksseele nahe kam.

Der WDR nun versuchte die Kollegen aus dem Süden vor allem durch Prominenz zu überbieten, auch durch einen Auftritt des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet als Himself, der den Kommissaren Mut zusprach. Nach diesem Auftakt verlor sich das Geschehen allerdings zusehends in den manchmal ermüdenden, manchmal an den Haaren herbei gezogenen Streitereien und Eifersüchteleien der zusammengepferchten Beamten. Dass man fürchten musste, Ben Beckers daraus resultierender Zusammenbruch sei nicht bloß gespielt, lag auch am unverstellt-improvisierten Agieren des Schauspielers. Hier hatte sich nicht bloß fast ein Dutzend unterschiedlicher Kommissarstypen zusammengefunden – in diesem „Tatort“ waren auch reichlich Selbstdarsteller unterwegs, die sich dauernd gegenseitig ins Wort fielen. Für Spannung sorgte das eher nicht, und sollte das einsame Waldhotel womöglich entfernt an Kubricks „Shining“ erinnern, so wäre beim „Tatort“ vielleicht ein bisschen mehr Bescheidenheit angebracht.