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Historische RomaneAufstieg mit der „Wanderhure“ - das Autorenduo Iny Lorentz

Lesezeit 3 Minuten
Elmar Wohlrath und Iny Klocke zählen zu den Stars des historischen Roman-Genres.

Elmar Wohlrath und Iny Klocke zählen zu den Stars des historischen Roman-Genres.

«Die Wanderhure» zählt zu den bekanntesten historischen Romanen. Zehn Bände gibt es mittlerweile. Die Autoren sind Stars des historischen Genres. Ein interessanter Hausbesuch bei den beiden.

 „Die Wanderhure“ war die Grundlage - für Erfolg, Geld und die Erfüllung eines Lebenstraums. Als Iny Klocke und Elmar Wohlrath 2004 den Mittelalter-Roman veröffentlichten, wussten sie noch nicht, dass sie unter dem Pseudonym Iny Lorentz mehr als 21 Millionen Bücher verkaufen würden - mit Übersetzungen in 14 Sprachen. Sogar Hörbücher, Filme und Theaterstücke gibt es. Wer sind die beiden, die zu den Stars des historischen Genres zählen?

Das Paar der Ringe

Eines wird deutlich, sobald sie die Tür ihres Reihenhauses in Poing bei München öffnen: Klocke und Wohlrath sind ein fröhliches Paar, das sich innig zugetan ist. Auf den identischen T-Shirts der Mittsiebziger prangen Leopardenköpfe, an Halsketten tragen sie ihre Eheringe, dem mystischen Goldband aus der Fantasy-Kulttrilogie „Der Herr der Ringe“ nachempfunden.

Seit mehr als 20 Jahren schreiben die beiden unter dem Pseudonym Iny Lorentz, aber auch anderen Namen vorwiegend historische Romane.

Seit mehr als 20 Jahren schreiben die beiden unter dem Pseudonym Iny Lorentz, aber auch anderen Namen vorwiegend historische Romane.

Kennengelernt haben sie sich Ende der 1970er Jahre in einem Fantasy-Club. Klocke war damals viel mit Freunden unterwegs, der Horde der Finsternis, wie sie sich nannten. Auf ihrem Wohnmobil prangte ein schwarzer Totenkopf.

Briefe und „90 Minuten Tonkassette“

Sie und Wohlrath tauschten sich zuerst aus der Ferne über ihre Leidenschaft für magische Welten aus. „Ich habe so fünf, sechs Seiten, einzeilig, randlos auf der Schreibmaschine geschrieben und er hat 90 Minuten Tonkassette besprochen“, erinnert sich Klocke.

Gut anderthalb Jahre ging das so. Als sie sich 1980 endlich trafen, dauerte es nicht lange und Iny und Elmar wurden ein Liebespaar.

Ihre Leidenschaft: das Schreiben, anfangs nur als Hobby. Dass sie eines Tages davon leben könnten - nur ein Traum. Klocke arbeitete in der IT-Branche, ihr Mann bei der Post, später im Sicherheitsbereich.

Teufelchen und Engelchen im Buchladen

Dann kam ein denkwürdiger Besuch in einer Buchhandlung in Köln. Auf einem Sondertisch lagen Bücher, die ein Freund geschrieben hatte. Und Wohlrath erkannte: „Ein Engelchen hat dem Teufelchen Neid einen Fußtritt gegeben und hat gesagt: „Er hat es verdient. Im Gegensatz zu dir hat er sich auf seinen Hintern gesetzt und hat geschrieben.““

Also setzten sich auch Wohlrath und Klocke auf den Hintern. Einen Adelsroman und eine Horrorgeschichte lehnte der Verlag ab. Ein Heimatroman dagegen wurde 2003 veröffentlicht, brachte aber keinen Ruhm.

Die „Wanderhure“ im Pappkarton

Der Durchbruch schlummerte schließlich in einem Pappkarton. Darin: mehr als 2.300 Seiten Manuskript eines Mittelalter-Romans über Marie, die aufgrund einer Intrige ihren Körper verkaufen muss. Nicht unbedingt das, wovon der Verlag träumte. Das sei wohl zu schlüpfrig gewesen, vermutet Wohlrath. Doch das Paar lieferte in Rekordzeit gleich noch die Idee für eine Fortsetzung und das Buch erschien 2004.

„Die Wanderhure“ wurde ein riesiger Erfolg mit neun Folge-Bänden. Von den Einnahmen kaufte sich das Paar das Haus, liebevoll eingerichtet mit Büchern in jeder Ecke, Erinnerungsstücken, Schreibtischen und einer riesigen Bibliothek.

Arbeitsreise statt Ruhestand

2006 kündigten Klocke und Wohlrath dann ihre Jobs. Seitdem widmen sie sich nur noch dem gemeinsamen Schreiben ihrer Bücher, die von der römischen Antike bis ins 20. Jahrhundert reichen - und das in aller Welt: in Deutschland ebenso wie in Norwegen, Italien oder sogar in der Südsee. Um all die Orte zu besichtigen und dort zu recherchieren, reisen sie. „Im letzten Jahr waren es 115 Tage“, sagt Klocke.

Schreiben bis 100?

Ihr neuestes Buch „Lied der Rache“ von Anfang April ist der Abschluss einer Trilogie zur Zeit der napoleonischen Kriege. Die Gauklerin Cristina steigt darin zu einer berühmten Sängerin auf und kämpft gegen Schicksalsschläge und Intrigen - eine amüsante Geschichte mit einer starken Heldin, die sich von Männern nichts gefallen und erst recht nichts anschaffen lässt.

Woher haben sie ihre ganzen Ideen? „Dahinten stehen sie an“, sagt Klocke und zeigt lachend hinter sich. „Das Problem ist, dass wir wahrscheinlich 100 werden müssen, das alles zu schreiben, was sich so da angestaut hat.“ (dpa)