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FernsehenCurrywurst zu Weihnachten - „Ku'damm 63“

3 min
Vieles ist im Umbruch.

Vieles ist im Umbruch.

Die Frauenfußball-EM und das Sommerloch lassen die Auswahl guter Fernsehsendungen in diesen Wochen zusammenschrumpfen. Zeit für ein paar Wiederentdeckungen - wie die Hochglanz-Serie «Ku'damm 63».

Die Ferienzeit beginnt und ein attraktives Fernsehprogramm muss das Publikum allmählich mit der Lupe suchen. Am besten fährt man wohl noch mit all den Wiederholungen, die gerade Hochkonjunktur haben. So zeigt 3sat am Freitag (4. Juli) um 20.15 Uhr die erste Folge der Historienserie „Ku'damm 63“ aus dem Jahr 2021 noch einmal. Im Wochentakt folgen weitere Episoden.

Weihnachten im Jahr 1962: Der Braten bei Familie Schöllack ist verbrannt, der Tannenbaum umgestürzt. Die Töchter und ihre Männer zieht es raus zur Currywurstbude. Dann das Unglück: Mutter Caterina wird vom Bus angefahren. 

Die Tochter übernimmt die Tanzschule

Nein, es ist nicht der Serientod von Claudia Michelsen. Mutter Schöllack überlebt, schwer verletzt. Tochter Helga (Maria Ehrich) übernimmt die Tanzschule. Dort wird sie, die unglücklich mit einem verkappt schwulen Mann verheiratet ist, auf einen feurigen Tangolehrer aus Argentinien treffen. Einer der Handlungsfäden, der sich in der ersten Folge von „Ku'damm 63“ ausrollt.

Zur Erinnerung: Es geht in der Serie um Berlin und den Westen Deutschlands nach dem Krieg. Wie gingen Frauen in den 50er Jahren ihren Weg, als sie noch nicht einmal ein eigenes Konto führen oder arbeiten durften, ohne den Mann um Erlaubnis zu fragen? Nach „Ku'damm 56“ und „Ku'damm 59“ ist dies die dritte Staffel der Miniserie um die Schöllack-Schwestern. Sie führt ins Jahr 1963.

Die Autorin Annette Hess hat sich diesen Frauenkosmos ausgedacht, der beim Publikum gut ankam, was auch an den Schauspielerinnen und Schauspielern lag. Die Serie passt in den Zeitgeist: In der Filmbranche wird verstärkt darauf geachtet, wie Frauen gezeichnet sind, und dass sie überhaupt präsenter sind, nicht nur Beiwerk.

Fortsetzung ist schon in der Mache

Im dritten Teil der „Ku'damm“-Saga geht es um Ehe und Emanzipation, häusliche Gewalt, enttäuschte Liebe, unterdrückte Homosexualität und die Schatten der Nazi-Zeit. Und auch der Schlager-Grand-Prix kommt vor: Neu dabei ist Sängerin Helen Schneider („Rock'n'Roll Gypsy“), die eine alternde Diva spielt.

Tochter Eva (Emilia Schüle) ist unglücklich mit einem Professor (Heino Ferch) verheiratet. Der hat sie brutal zusammengeschlagen, aber sie hat ein Tonband, mit dem sie ihn erpresst und sich so ein neues Leben als Galeristin aufbauen kann - mit blondem Bob und mondäner Garderobe. Ob das gut geht? 

Tochter Monika (Sonja Gerhardt) hat eine Fehlgeburt, unter der ihr Mann (Sabin Tambrea) sehr leidet. Barbesitzer Freddy (Trystan Pütter) bekommt Judenhass zu spüren. Mutter Caterina trifft eine alte Liebe wieder und hadert mit dem neuen Gerät in der Stube, einem Fernseher.

„Wir lieben alle unsere Figuren und diese Geschichte und sind zu einer Familie zusammengewachsen“, erzählte Emilia Schüle zur Erstausstrahlung im dpa-Interview. Das spürt man beim Zugucken. Dieses Jahr begannen die Arbeiten an der nächsten Staffel: „Ku'damm 77“. (dpa)