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Drama „Der Butler“Sieben Präsidenten dienten unter ihm

Lesezeit 3 Minuten

Für seine Darstellung des Butlers in Lee Daniels’ Film gilt Forest Whitaker schon jetzt als Anwärter auf einen Oscar.

Nicht jedes gehäuft auftretende Phänomen weist auf einen Trend hin. Es wird jedoch kein Zufall sein, dass in der Präsidentschaft Barack Obamas mehr und mehr Spielfilme afroamerikanische Geschichte schreiben. Während Produktionen wie das Frauendrama „The Help“ über die Annäherung zwischen Haushälterinnen und ihren Arbeitgeberinnen oder das Action-Abenteuer „Red Tails“ über die ersten „Black Airforce“-Piloten im Zweiten Weltkrieg 2012 noch zaghafte Schritte in diese Richtung lenkten, wurde es spätestens bei den Academy Awards 2013 ernst.

Sklaverei war das große, im Kino lange totgeschwiegene Thema, das Steven Spielbergs Epos „Lincoln“ zwölf Nominierungen einbrachte und Quentin Tarantino unter anderem den Drehbuch-Oscar für den Spaghetti-Western „Django Unchained“. Dass die Aufarbeitung des amerikanischen Traumas noch in vollem Gange ist, zeigen die hymnischen Kritiken zu Steve McQueens „12 Years a Slave“. Seit der Premiere beim Filmfestival von Toronto wird das Drama (dessen deutscher Kinostart wohlweislich in die Preisverleihungs-Saison Ende Januar verschoben wurde) als Oscar-Favorit gehandelt.

Der Butler USA 2013, 130 Minuten, R Lee Daniels, D Forest Whitaker, Oprah Winfrey, Cuba Gooding Jr., Terrence Howard

Ob „Der Butler“ damit konkurrieren kann? In der Tat stapelt das bewegte Bilderbuch aus der Perspektive eines Dieners gar nicht erst tief, sondern spannt den Erzählbogen gleich über das gesamte 20. Jahrhundert. Auch hier beginnt das Drama auf einem Baumwollfeld. Die Sklaverei ist in den 20er Jahren zwar abgeschafft, doch die Eltern des jungen Cecil Gaines sind wie alle Arbeiter der Willkür des Plantagenbesitzers ausgeliefert.

Nachdem dieser die Mutter vergewaltigt und den Vater erschossen hat, ist es die Matriarchin (Vanessa Redgrave), die dem Leben des Halbwaisen den entscheidenden Schubs gibt. Unter ihrer Obhut wird der Junge als Hausdiener angelernt, macht später Karriere in immer besseren Hotels und landet schließlich im Weißen Haus. Dort wird Cecil über 30 Jahre hinweg als diskreter Mann im Hintergrund arbeiten und während der Amtszeiten von sieben Präsidenten politische Umbrüche erleben – vielleicht sogar ein kleines bisschen mit beeinflussen.

Das jedenfalls scheint Regisseur Lee Daniels zwischen Bescheidenheit, Stolz und Augenzwinkern anzudeuten, wenn der eine oder andere Mr. President Cecil nach dessen Meinung fragt. Dabei wurde dem Neuen schon bei seiner Einarbeitung eingebläut, dass er nach dem Motto der drei Affen zu handeln habe und man überhaupt im Weißen Haus nicht viel von Politik halte. Zumindest, was die Ansichten der eigenen Angestellten betrifft. Derlei nachsichtig-freundlicher Humor mildert die dramatischen Ereignisse rund um die Bürgerrechtsbewegung immer wieder ab. Da hält es der Film ganz mit seinem servilen Protagonisten.

Ein einfacher, aber rechtschaffener Mann, kein Simpel wie Forrest Gump, aber von ähnlicher Zeugenqualität. Beflissen werden relevante Stationen abgehakt, von den ersten schwarzen Schülern über den Marsch auf Washington samt Martin Luther Kings Traum, die Freedom Riders, Ku-Klux-Klan-Attacken, die Black Panthers bis hin zu Reagans Apartheid-Politik und schließlich der Wahl Obamas. In über zwei Stunden bleibt der Film an der Oberfläche bei seinem Ritt durch die Jahrzehnte und gibt sich bei Ausstattung und Kostümen mehr Mühe als bei der Ausarbeitung seiner Figuren, die alle mehr oder weniger Erfüllungsgehilfen bleiben.

Beinahe wie ein Staffellauf von Parodisten wirken die Auftritte der Präsidenten Eisenhower (Robin Williams), JFK (James Marsden), Lyndon B. Johnson (Liev Schreiber), Nixon (John Cusack) und Reagan (Alan Rickman). Oprah Winfrey gelingt es als Cecils Gattin, interessante Persönlichkeitsfacetten aufblitzen zu lassen. Und uneingeschränktes Lob gebührt Forest Whitaker, der die Titelrolle mit so viel Zurückhaltung und Würde spielt, dass es kein Wunder wäre, ihn bei den Academy Awards als einen der fünf besten Hauptdarsteller wiederzusehen.