Emotionale SzenenVideos zeigen Beginn der Mobilmachung in Russland

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Einberufung Trauer 220922

Ein junger Rekrut, gerade zum Militärdienst einberufen, weint, während er im Bus sitzt und das Call-up-Center verlässt nach Kemerowo, Westsibirien. (Archivbild)

Am Mittwoch hat der russische Präsident Wladimir Putin die Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte angekündigt. Bis zu 300.000 Reservisten sollen die russische Armee, die in den vergangenen Wochen in der Ukraine massive Rückschläge einstecken musste, verstärken.

Obwohl Putin ankündigte, dass die Teilmobilisierung sofort beginnen solle, äußerten Experten die Meinung, dass es Wochen, wenn nicht gar Monate dauern könnte, bis die zusätzlichen Kräfte den kampfbereit seien. Nun aber – einen Tag nach Putins Entscheidung – kursieren im Netz bereits Videos, die zeigen sollen, wie russische Männer aus ihrer Heimat Richtung Front aufbrechen.

Mobilmachung in Russland: Videos zeigen offenbar Abschied von Reservisten

Zu sehen sind auf den teils emotionalen Ausschnitten Männer, die verabschiedet werden, in Busse einsteigen oder sich unter Tränen von ihren Familien verabschieden. Es sind emotionale Aufnahmen, die – auch wenn ihre Authentizität in den meisten Fällen nicht gesichert ist – eindrücklich zeigen, dass der Krieg inzwischen auch in der russischen Bevölkerung spürbarer denn je ist.

Da ist zum Beispiel ein Clip, auf dem Männer zu sehen sind, die mit nichts als kleinen Taschen in einen Bus einsteigen. Zu hören ist ein Kind, dass verzweifelt nach seinem Vater ruft. BBC-Journalist Will Vernon hat das Video auf Twitter geteilt.

„Ein herzzerreißendes Video, das mobilisierte russische Männer zeigt, die aufbrechen, um in den Krieg zu ziehen. Man hört ein Kind schreien ‚Papa, auf Wiedersehen, bitte komm zurück!‘ Ich habe mit mehreren Einheimischen gesprochen, darunter einer, der dort war, das Video ist echt“, so Vernon von BBC News Moskau.

Männer steigen in Busse – Angehörige bleiben weinend zurück

Pjotr Sauer, der für den englischen „Guardian“ über den Krieg zwischen Russland und der Ukraine berichtet, teilt ebenfalls ein Video auf dem Kurznachrichtendienst, das den Abschied eingezogener russischer Reservisten von ihren Familien zeigen soll.

Zu sehen sind darauf Männer, die ihre Angehörigen umarmen – viele der Zurückbleibenden weinen, die Einberufenen werden offensichtlich in einem Bus zu ihrem Einsatzort gebracht. Laut Sauer handelt es sich bei dem Clip um eine Aufnahme aus Jakutsk, der Hauptstadt der Teilrepublik Sacha im russischen Föderationskreis Fernost.

Teilmobilmachung: Viele Russen wollen das Land verlassen

In einem weiteren Video, das im Internet kursiert, ist zu sehen, wie eine Frau aufgebracht gegen die Mobilmachung protestiert.

„Mein Großvater hat für das Mutterland gekämpft! 1941-1945 haben wir gekämpft, es war ein Krieg. Und jetzt ist es kein Krieg, es ist Politik“, übersetzt der Nutzer, der das Video gepostet hat, die Frau. Der Clip soll aus Dagestan im südlichen Teil Russlands stammen. Ob die Frau die Mutter eines eingezogenen Soldaten ist, ist nicht bekannt.

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Die sozialen Netzwerke gaben bereits am Mittwochmorgen Zeugnis davon, dass in Russland längst nicht alle bereit sind, für Putin zu kämpfen. Suchabfragen wie „Wie man Russland verlässt“ und „Mobilisierung“ schnellten am Mittwoch in Russland in die Höhe, wie Google Trends belegte.

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