Erinnerungen an NicoVerehrt und mit Müll beworfen

Nico wurde als Christa Päffgen 1938 in Köln geboren.
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Köln – „Ich fliege nach Ibiza“, verabschiedet sich Nico am Telefon von ihrem Interviewer. „Ich glaube, dort werde ich sterben.“ Gerade hat sie über „The Marble Index“ gesprochen. Nicos Album aus dem Jahr 1969 sei keine Musik, klagt ihr Toningenieur, sondern ein Loch, in das man falle.
Nico hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Spuren hinterlassen. Als Supermodel. Als Muse von Andy Warhol. Auf „The Velvet Underground & Nico“, der einflussreichsten Platte der Rockgeschichte. Auch als unnahbare Geliebte von Alain Delon, Bob Dylan, Brian Jones, Leonard Cohen und Jim Morrison. Sie stirbt tatsächlich auf Ibiza, mit nur 49 Jahren, nach langer Heroinsucht. Ein Hirnschlag wirft sie vom Rad, am 18. Juli 1988. Heute vor 25 Jahren. Geboren aber ist die große Nihilistin des Pop in Köln – als Christa Päffgen.
In Köln findet jetzt die erste Niconale statt. Am 18. Juli erinnern im Café Central ein Ex-Manager und eine Freundin von Nico an den Star. Das Blue Shell zeigt am 19. Juli Nicos Auftritt 1982 im Stollwerck, gefolgt von einem Konzert der Band Goldman. Jeweils ab 20 Uhr.
Zehn Dinge, die sie vielleicht noch nicht von Nico wussten:
1 Entdeckt wurde Christa Päffgen im Alter von 16 Jahren vom Fotografen Herbert Tobias während einer Modenschau im Berliner KaDeWe. Er nannte sie Nico, nach seinem Ex-Liebhaber, den griechischen Filmemacher Nico Papatakis, damals verheiratet mit Anouk Aimée.
2 „Nicoooo“, begrüßt Marcello Mastroianni die blonde Schönheit auf der Via Veneto sechs Jahre später in Federico Fellinis Sittengemälde „La Dolce Vita“. Nico ist längst berühmt, als Einzige im Film spielt sie sich selbst.
3 Zur gleichen Zeit nimmt Nico Schauspielunterricht in Lee Strasbergs berühmten Actor’s Studio in New York. Marilyn Monroe ist ihre Klassenkameradin.
4 Nico für Jazzfans: Sie ist das Covermodel auf Bill Evans’ 1962er Album „Moon Beams“. Die erste Platte, die der noch unter Schock stehende Pianist nach dem Unfalltod seines Bassisten Scott LaFaro aufgenommen hat.
5 Auf ihrer ersten Single haucht Nico französisch. „Striptease“ heißt der Titel, im gleichnamigen Film spielt sie die Hauptrolle. Serge Gainsbourg hat ihr das Lied auf den Leib geschrieben.
6 Ihre nächste Single „I’m Not Sayin’“ erscheint 1965 auf dem Label des Rolling-Stones-Managers Andrew Loog Oldham. Brian Jones hat sie vermittelt, Jimmy Page spielt Gitarre.
7 „I’ll Be Your Mirror“, einer von drei Songs, die Nico auf „The Velvet Underground & Nico“ singt, hat Lou Reed über den Warhol-Superstar geschrieben. Mit den Worten „Oh, Lou, ich werde dein Spiegel sein“ hatte Nico sich ihm nach einem Konzert vorgestellt. Nico hasst das Lied.
8 Bei einem Konzert Mitte der 70er Jahre singt Nico die erste Strophe der deutschen Nationalhymne und widmet sie Andreas Baader. Man bewirft sie mit Müll.
9 Die Kölner Stunksitzungs-Band Köbes Underground war im Brauhaus Päffgen auf die Verbindung zwischen Köbessen, Christa Päffgen und The Velvet Underground gestoßen.
10 Im Jahr 2006 gibt es das Bestreben, den Platz vor dem Nordeingang der Rheinhallen, des heutigen Standorts der Mediengruppe RTL, nach Nico zu benennen. Viele Kölner Prominente unterstützen den Vorschlag, von Museumschef Kasper König bis Kabarettist Jürgen Becker. Der Christa-Päffgen-Platz scheitert in der Bezirksvertretung Innenstadt an den Stimmen der CDU.