CEO Tim Cook stellt einen Trailer für den von Apple produzierten Formel-1-Film „F1“ vor. Mit einer spielerischen technischen Neuerung.
„F1“-Trailer fürs iPhoneWenn Brad Pitt dein Handy vibrieren lässt

Brad Pitt (r.) und Damson Idris im neuen Film „F1“
Copyright: Warner Bros./Apple +
Man kann die Geschichte des Kinos als Aneinanderreihung von Versuchen erzählen, die Zweidimensionalität der Leinwand zu durchbrechen. Von der Dampflok, die bei den Brüdern Lumière derart dynamisch in den Bahnhof von La Ciotat einfährt, dass Vorführungsbesucher in Panik flohen (wohl nur eine Legende), über die „entfesselte Kamera“ des Kameramanns Karl Freund, die in F.W. Murnaus „Der letzte Mann“ das Auge auf Achterbahnfahrt schickte, bis zu den Experimenten mit stereoskopischem Film, zuerst in den 1950ern, dann in den 2010er Jahren, nach dem Erfolg von „Avatar“.
Heute versprechen die riesigen, das gesamte Gesichtsfeld ausfüllende Bildwandflächen der Imax-Kinos totales Eintauchen ins Geschehen, oder auch die sich mit dem Bild bewegenden, aufgeregt ratternden Sitzplätze der 4XD-Säle. Alles, um die zu Hause streamenden Massen ins Kino zu locken.
Apple will sich als Blockbuster-Filmstudio etablieren
Das Actionspektakel „F1“ des „Top Gun: Maverick“-Regisseurs Joseph Kosinski, mit Brad Pitt in der Hauptrolle eines alternden Rennfahrers, will ebenfalls auf der größten Leinwand mit dem besten Soundsystem gesehen werden. Mit dem Formel-1-Drama will sich Apple als Blockbuster-Filmstudio etablieren.
Am Rande einer Entwicklerkonferenz im kalifornischen Cupertino stellte Apple-CEO Tim Cook dazu jetzt einen speziell fürs iPhone produzierten „haptischen“ Trailer vor. Der nutzt die sogenannte Taptic Engine der Geräte, um sie in den Händen der Nutzer synchron zu den Bildern allzu nah auffahrender Boliden vibrieren zu lassen.
Der Effekt ist in der Tat bestechend, in den besten Momenten glaubt man, von einem grollenden Sechszylindermotor über den Asphalt getragen zu werden, während man doch nur prokrastinierend am Schreibtisch sitzt.
Ob Tim Cook bewusst ist, dass er mit seinem PR-Gag nur ein weiteres Argument gegen den Kinobesuch geliefert hat? Funktioniert die Immersion bereits auf dem kleinsten Display, kann man gemütlich auf dem Sofa verharren. Selbst Martin Scorsese hat zuletzt bekannt, Kinos zu meiden, seit sich das Publikum dort nicht mehr zu benehmen weiß, quatscht und aufs Handy guckt.
Das wahre Versprechen des Kinos heute sollte die Verpflichtung an die Zuschauer sein, ihre Smartphones für zwei Stunden auszuschalten – und dabei auch nicht auf Vibration zu stellen.