GeschichteHerrscher der Goldenen Zeit

Eine Museumsmitarbeiterin betrachtet das Porträt des römischen Kaisers Augustus.
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Köln – Augustus. Der erste römische Kaiser. Er hatte an alles gedacht. So sehr er darum bemüht war, sein Bild zu Lebzeiten in den herrlichsten Farben zu malen, so sehr sorgte er vor, diese Herrlichkeit über seinen Tod hinaus zu sichern. Schon über 40 Jahre vor seinem Tod ließ er ein angemessen überdimensioniertes Mausoleum errichten. In seinem Rechenschaftsbericht „Die Taten des göttlichen Augustus“ (Res gestae divi Augusti) hatte er zudem formuliert, was er an seinem Wirken für wichtig hielt, und im Testament verfügt, diesen Lobgesang auf Bronzetafeln rund ums Mausoleum publik zu machen. So fanden dort alle seine Geldspenden an das Volk Erwähnung.
Augustus starb im Jahr 14 nach Christus, am 19. Tag jenes Monats, der zuvor nach ihm benannt worden war. Bis dahin hieß der August noch Sextilis, der Sechste (weil nach römischen Kalender der März der erste Monat war). Der Kaiser war 76 Jahre alt geworden. Die Leichenfeiern schienen kein Ende zu nehmen.
Unter dem Namen Octavius war er 63 vor Christus in Rom geboren und später von Julius Cäsar adoptiert worden. Den Ehrentitel Augustus, also „der Erhabene“, trug er seit 27 vor Christus. Dabei wollte er offiziell immer nur der Erste unter Gleichen sein. Er pries dieses „Prinzipat“ und hatte am Ende doch aus der Republik eine Monarchie gemacht.
Dauerhaft stabile Verhältnisse
Dass er aus dem jahrelangen Bürgerkrieg siegreich hervorging, zählt zu seinen größten Erfolgen. In der Seeschlacht bei Actium besiegelte er das Ende von Marcus Antonius und Kleopatra. Doch mehr noch als dieser militärische Triumph wäre zu rühmen, dass er dauerhaft für stabile Verhältnisse sorgte. Solch lange Herrschafts- und Lebenszeit ist im antiken Rom eine Leistung besonderer Art. Sein Gespür für Stimmungen und Psychologie ist nach Ansicht des Stuttgarter Althistorikers Holger Sonnabend „eines der großen Erfolgsgeheimnisse des Augustus“. Er prägte Roms „Goldenes Zeitalter“.
Unter seiner Herrschaft auch wurde das „oppidum Ubiorum“ angelegt, die Siedlung der Ubier, die zum römischen Zentralort ausgebaut wurde, dem heutigen Köln. Diesem nicht nur lokalhistorisch herausragenden Ereignis widmet sich derzeit die Kölner Ausstellung „14 AD“ im Römisch-Germanischen Museum. Im Katalog erläutern der Archäologe Marcus Trier und der Althistoriker Werner Eck diesen Gründungsakt im ersten Jahrzehnt vor Christus.
Doch nicht alles konnte der „Princeps“ durchsetzen, dessen Siegelring eine Sphinx zierte. Die Versuche, frühzeitig seine Nachfolge zu regeln, war gespickt mit Enttäuschungen. Seine Gesetzgebung zur Förderung der Ehe kam in der Oberschicht, die die Freuden der außerehelichen Beziehungen entdeckt hatte, nicht gut an. Und es gab eine fürchterliche Niederlage der Römer, 9 nach Christus in der Schlacht im „Teutoburger Wald“. „Varus, gibt mir meine Legionen wieder“, soll der Kaiser geklagt haben. Arminius, der Anführer der Cherusker, hatte sie ihm genommen.
Augustus wurde am 23. September 63 v. Chr. in Rom geboren und ist am 19. August 14 n. Chr. in Nola bei Neapel gestorben. Er gilt als erster römischer Kaiser. Der im Deutschen vertraute Titel leitet sich ab vom lateinischen Titel Cäsar.
Die Literatur über Augustus ist immens. Aus der Fülle stellen wir vier aktuelle Titel vor.
Jörg Fündling: „Das Goldene Zeitalter – Wie Augustus Rom neu erfand“, primus Verlag, 160 S., 29,90 Euro. Reich bebilderte und populär aufbereitete Monografie des wissenschaftlichen Mitarbeiters am Historischen Institut der RWTH Aachen.
Karl Galinsky: „Augustus – Sein Leben als Kaiser“, Philipp von Zabern, 224 Seiten, 29,99 Euro. Sehr gut lesbare und umfassende Biographie des im Elsaß geborenen US-Gelehrten.
Holger Sonnabend: „August 14 – Der Tod des Kaisers Augustus“, primus Verlag, 168 S., 19,90 Euro. Angenehm knappe und schlüssige Würdigung durch den Stuttgarter Althistoriker.
Marcus Trier u.a.: „14 AD – Römische Herrschaft am Rhein“, Wienand, 176 Seiten, 19,80 Euro. Begleitband zur aktuellen und bis zum 19. Oktober laufenden Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum in Köln – mit wichtigem Kölner Akzent.
Augustus gehört zu jenen historischen Persönlichkeiten, „die über ihren Tod hinaus im Gedächtnis der Menschheit geblieben sind“, schreibt Holger Sonnabend. Der Historiker fügt in Klammern hinzu: „Ein Umstand, der dem eitlen Augustus sicher gefallen hätte.“ Nicht nur der Sommermonat, der nach ihm benannt worden ist, sorgt für ewige Präsenz. Auch führten die Nachfolger seinen Namen, im antiken Rom ebenso wie im mittelalterlichen deutschen Kaisertum. Und die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium kommt auch nicht ohne ihn aus: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt werde.“
Beim Schriftsteller Sueton (70 – 122) werden die angeblich letzten Worte des Kaisers zitiert: „Er erkundigte sich bei den Freunden, die er zu sich vorgelassen hatte, ob sie den Eindruck hätten, er habe die Komödie des Lebens angemessen hinter sich gebracht, und fügte dann die übliche Schlussformel hinzu: »Wenn gut gespielt wurde, klatscht Beifall und begleitet uns alle mit Beifallsrufen hinaus.«“
Der Beifall Roms war ihm gewiss. Vier Wochen nach seinem Tod erhob ihn der Senat in den Rang eines Gottes. Und was denkt die Nachwelt? „Keine Frage“, schreibt Karl Galinsky, Professor an der Universität von Texas: „Er war nicht nur eine Schlüsselfigur der klassischen Antike, sondern ist eine der wichtigsten Gestalten der Weltgeschichte überhaupt.“