Im PorträtDie Kölner Foto-Galeristin Priska Pasquer

Priska Pasquer.
Copyright: Privat Lizenz
Köln – Priska Pasquer streckt sich übers Treppengelände, um in dem Kabinettraum den Rahmen einer Fotografie von Elfriede Stegemeyer gerade zu rücken. Kein leichtes Unterfangen, denn das Motiv eines Strommastes scheint verwackelt. Es drängt in alle Richtungen und gibt keinen Halt.
„Das Berliner Archiv von Stegemeyer ist während der Alliiertenbombardements zerstört worden“, erzählt Pasquer. Nach dem Krieg habe sie das Fotografieren aufgegeben. Dabei war sie eine typische Vertreterin des Neuen Sehens und Teil der Generation von Grete Stern oder Ellen Auerbach. Ungewöhnliche Kamerawinkel waren damals hoch im Kurs. Eine Epoche, in der sich die Kölner Galeristin, die gerade ihre neuen Räume in der ehemaligen Galerie von Rudolf Zwirner eingeweiht hat, gut auskennt.
Den Anfang auf dem Kunstmarkt meisterte die Kölnerin 1999 noch ganz ohne eine feste Anlaufstelle. Ihren Solo-Auftritt absolvierte die Tochter einer Schauspielerin und eines Malers gleich auf der renommierten Paris Photo. Zuvor hatte sie bereits während des Kunstgeschichte-Studiums wertvolle Erfahrungen als Mitarbeiterin der damals in Köln ansässigen Rudolf Kicken Galerie gesammelt.
Nach der Geburt ihrer Tochter arbeitete sie als Fotomarkt-Beraterin und war Verkäuferin von Nachlässen. „Ich hatte auf einmal das Konvolut des russischen Avantgardisten El Lissitzky auf dem Tisch und habe es an Museen in der ganzen Welt verkauft“, erinnert sich Pasquer. „Das war der Startschuss zur Galeriegründung. In der ersten Gruppenausstellung im Herbst 2000 war neben El Lissitzky bereits auch der Japaner Osamu Shiihara dabei. Japanische Fotografie entwickelte sich dann schnell zum weiteren Schwerpunkt.“
Fotografie als globale Sprache
Fotografie-Stars wie Rinko Kawauchi, Daido Moriyama oder Yutaka Takanashi finden sich ebenso in ihrem Programm wie Positionen von bildenden Künstlern, die zur Kamera greifen. „Fotografie ist inzwischen eine globale Sprache geworden. Jeder fotografiert. Die klassischen Positionen interessieren die jungen Sammler immer weniger. Sie suchen nach Bildern, die etwas über ihre Zeit aussagen.“
Deswegen will sie es sich in der Spezialisten-Ecke nicht allzu bequem machen. „Ich habe nie auf pure Fotografen gesetzt. Von Anfang an dominierten experimentelle oder politische Ansätze“, so Pasquer. „Meine Galerie ist eigentlich auf Umbruchzeiten spezialisiert.“
Die Fotografie der 20er- und 30er-Jahre lebte von der Schnelligkeit dieses neuen Mediums. Vor allem Frauen, die arbeiten wollten, profitierten von der Lust am Neuen Sehen. Shomei Tomatsu zeigte in den 60ern die Veränderungen der japanischen Gesellschaft und überwand gleichzeitig den dokumentarischen Stil. Ohne ihn wären die Provokationen von Moriyama nicht möglich gewesen. Die Akzeptanz dafür ist erst heute da.“
Internet und die Globalisierung stellen die Weichen neu
Seit der Jahrtausendwende konstatiert Pasquer eine erneute Umbruchphase. Das Internet und die Globalisierung stellen die Weichen neu. Während sich beispielsweise der Ire John Gerrard einer ursprünglich für militärische Zwecke entwickelten Technik der Echtzeit-3D-Grafik bedient, um verborgene Machtsysteme wie Googles Datenfarm in Oklahoma aufzuspüren, gibt Viktoria Bintschok eigene Fotos in ihren Computer ein und sucht mit Hilfe von Algorithmen nach Doppelgängern im Internet. Im Fluss des Suchvorgangs lösen sich Kategorien wie Autorschaft, Authentizität und Bildquelle auf.