Jazz-Highlights im Februar in KölnAuf nach Nippes!

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Caris Hermes

Caris Hermes

Köln – Fragen über Fragen: Welches Konzert findet statt, welcher Veranstaltungsort bietet derzeit überhaupt Konzerte? Mittlerweile scheinen sich etliche mit den Unwägbarkeiten arrangiert zu haben. So bot selbst der in punkto Planung schwierige Monat Januar manche Sternstunde bei soliden Besucherzahlen, etwa das Duo Arkady Shilkloper und Vadim Neselovskyi im Loft und das Shannon Barnett Quartet im Filmhaus.

Konzert für junge Musik-Fans

Gäbe es also sogar die Muße für eine vermeintlich einfachere Frage: Wo kommt der Jazz eigentlich her? Um eine Antwort bemühen sich Ralph Caspers, Clarissa da Silva und die WDR Big Band im aktuellen Familienkonzert „Jazz macht Ah!“ im Funkhaus Wallraffplatz (18./19.2.). Besonders ereignishungrige junge Musik-Fans dürften sich dabei gut unterhalten.

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Dass vieles anders läuft als man plant, hat auch Mareike Wiening erfahren. Nach sechs Jahren in New York hatte sich die feinmotorisch brillante Schlagzeugerin inzwischen in Köln niedergelassen und bereichert die Szene. Letztes Jahr im September löste sie Theresia Philipp im Vorstand der Kölner Jazzkonferenz ab, nun ist sie auch neue Kuratorin der Reihe „Jazz at JAKI“.

Als Nachfolgerin von Denis Gäbel will sie die Kölner Szene weiterhin befördern, zugleich internationale Musikerinnen und Musiker einladen und den Fokus auf Frauen im Jazz erhöhen. Vorläufig liegen ihre Pläne leider auf Eis: Das JAKI bleibt geschlossen. Immerhin werden einige Events in den wieder eröffneten Stadtgarten verschoben, darunter das Quartett von Schlagzeuger Leo Asal (5.2.), das NICA-Live-Konzert (8.2.) mit Nana Pi Aabo-Kim (Saxofon), Asger Thomsen (Kontrabass) und Elisabeth Coudoux (Cello) sowie das Jan Schreiners Large Ensemble (10.2.).

Das eingespielte Team erweitert

Die Kontrabassistin Caris Hermes ist längst eine hochgeschätzte Side-Woman in Straight-Ahead- und Modern-Jazz-Ensembles (darunter die formidable Band Wir hatten was mit Björn), nun präsentiert sie ihr erstes Ensemble unter eigenem Namen.

Für die Caris Hermes Group erweiterte sie ihr eingespieltes Trio mit Billy Test (Klavier) und Niklas Walter (Schlagzeug) um Trompeter Andy Haderer und Saxofonist Paul Heller, die Premiere gibt es im Stadtgarten (19.2.). Zuvor ist Caris Hermes noch im Bruno Müller-Martin Sasse-Quartett im bistro verde in Rodenkirchen (4.2.) zu hören.

Auch Martin Sasse und Paul Heller (die sich im Two Generations Quartet kongenial mit Caris Hermes und Niklas Walter verbinden) setzen im Februar Akzente. Gemeinsam treten sie im jüngsten Konzert der Reihe „Paul Heller invites“ im Stadtgarten (13.2.) auf, zu dem Heller noch den belgischen Gitarristen Philip Catherine eingeladen hat. Catherine schuf vor allem mit Pork Pie ein Stück europäischer Jazz-Rock-Geschichte, im diesjährigen Oktober feiert er seinen 80. Geburtstag.

Pianist Sasse spielt zudem noch im Alten Pfandhaus (12.2.) in der Masha Bijlsma Group mit Saxofonist Tony Lakatos und Posaunist Bart van Lier. Die versierte niederländische Sängerin präsentiert Stücke ihrer neuen CD „Interaction“.

Wer noch nicht in der Keller-Kneipen-Bar „Heimathirsch“ in Nippes war, hat nun drei gute Gründe, dies nachzuholen. In der Reihe JäzzZeit präsentieren Sängerin Julia Ehninger und Bassist Florian Herzog ein neues Programm (7.2.), danach folgen das spannende Quartett des Violinisten Bene Hölker (14.2.) sowie das akustisch-elektronisch groovende Daniel Tamayo Quintett (21.2.). Highlights bietet wieder das Loft, darunter das stimmungsvolle Quartett Close Up von Pianist Constantin Krahmer (11.2.) mit Schlagzeug-Virtuose Leif Berger, der im Lauf des Monats noch im Trio Percussion mit Pianist Felix Hauptmann und Bassist Roger Kintopf (15.2.) sowie im neuen Quartett Almost Natural von Bassist Florian Herzog zu bestaunen sein wird (27.2.).

Drei Solo-Konzerte wecken die Aufmerksamkeit: Neben den Pianisten Moritz Preisler im Loft (4.2.) und Kari Ikonen in der Philharmonie (5.2.) stellt sich die Sängerin und herausragende Stimm-Virtuosin Tamara Lukasheva (13.2.) dieser komplexen Aufgabe im Filmhaus. Dort glückte der Auftakt mit einer hauseigenen Jazz- Reihe, nach Lukasheva ist Joscha Oetz’ Ensemble Perfektomat mit Nils Klein, Laura Robles und Rapper Kurt „Retrogott“ Tallert (20.2.) zu Gast.

Spannende neue CDs

Nicht nur für den Fall, dass das eine oder andere Konzert doch ausfällt, tröstet man sich bestens mit zwei neuen CDs, in denen jeweils die Posaune im Zentrum steht. Shannon Barnett schafft auf „Bad Lover“ im meisterhaften Zusammenspiel mit Stefan Karl Schmid, David Helm und Fabian Arends eine dichte, mal energetische, mal zärtliche Klangwelt, deren gelegentlicher Hymnus auch bei Janning Trumann zu spüren ist.

Seine CD „Roots & Riots“ fügt sich ins Klang-Narrativ seiner bisherigen Veröffentlichungen, setzt zugleich aber neue Akzente, sowohl melodisch als auch durch den Einsatz von Synthesizer (Lucas Leidinger) und Delaypedal an der Posaune: So erweitert das Quartett aus Trumann, Leidinger, Florian Herzog und Thomas Sauerborn facettenreich seine Ausdrucksmöglichkeiten. Tatsächlich: Jazz macht Ah!

Shannon Barnett Quartet: Bad Lover. Toy Piano Records Janning Trumann 4: Roots & Riots. Tangible Music  

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