Junges Filmfestival „Cinepänz“Herausragende Kinder- und Jugendfilme in Köln

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Das Bild zeigte die cartoonhafte Szene von „Robot Dreams“. Ein Hund und ein Roboter holen sich an einem Stand einen Hotdog. Im Hintergrund ein großer Brunnen und weitere vermenschlichte Tiere.

Szene aus dem Film „Robot Dreams“

Cinepänz, das Junge Filmfestival Köln, bietet in diesem Jahr ein herausragendes Programm. Es gibt Vormittagsprogramme für Kitas und Schulklassen sowie Highlights der aktuellen Kinosaison in Kultur-, Kinder- und Jugendzentren.

Traurig spielt der Bewohner eines New Yorker Apartments „Pong“, jenes grafisch schlichte Computerspiel, das als Urvater aller Videospiele gilt. Damit entführt der Animationsfilm „Robot Dreams“ im wahren Wortsinn spielerisch Jahrzehnte zurück in ein knallbuntes, quirliges Retro-New York, das ausschließlich friedfertige Tiere bevölkern.

Der „Pong“-Spieler ist ein Hund, und um seiner Einsamkeit zu entfliehen, erwirbt er einen Roboter. Bald verbindet beide eine innige Freundschaft, bis sie am Strand von Coney Island getrennt werden. In vielen amüsanten, herzergreifend liebevollen Episoden wollen Hund und Roboter wieder zusammenkommen, doch ihr beider Leben entwickelt sich in ganz neue Richtungen.

Odeon, Cinenova, Lichtspiele Kalk und Filmhaus zeigen das Programm

„Robot Dreams“ ist der grandiose Eröffnungsfilm der jüngsten Ausgabe von Cinepänz, dem Jungen Filmfestival Köln. So überzeugend diese Wahl, so mutig ist sie: Der Film kommt ohne ein gesprochenes Wort aus und vertraut ganz darauf, dass sein junges (gerne auch älteres) Publikum dem subtilen Spiel mit Gesten und Blicken, Klängen und Tönen aufmerksam folgt. Solches Vertrauen hat auch Festivalleiterin Christine Bernau, die Cinepänz zum zweiten Mal verantwortet und mit ihrem kleinen Team ein überragendes Programm zusammengestellt hat.

Neben dem Wettbewerb in den Kinos Odeon, Cinenova, Lichtspiele Kalk und Filmhaus gibt es Vormittagsprogramme für Kitas und Schulklassen sowie Highlights der aktuellen Kinosaison in Kultur-, Kinder- und Jugendzentren, wobei viele Vorführungen mit einem vertiefenden Gespräch schließen. Rund um die Festival-Eröffnung am Samstag im Odeon gibt es Mitmachaktionen, Mini-Workshops und Installationen wie den „Klappomat“, der veranschaulicht, wie seh- und hörgeschädigte Menschen Filme wahrnehmen.

Cinepänz Filmfestival zeigt in Köln Filme für Kinder und Jugendliche

Was die perfekte Steilvorlage zu einem weiteren Wettbewerbsfilm ist: Auch in „Okthanksbye“ („Okedoeibedankt“) aus den Niederlanden wird wenig bis gar nicht gesprochen, das Abenteuer zweier gehörloser Freundinnen vermittelt sich überwiegend über die Sprache von Gesten und Zeichen. Jamie will ihre erkrankte Oma in Paris aufsuchen und macht sich gemeinsam mit Imane auf eine turbulente Reise voller neuer Eindrücke, die die eigenen (Sinnes-)Fähigkeiten auf die Probe stellen und diese neu justieren.

Zwei Freundinnen stehen auf der Straße, um als Anhalterinnen mitgenommen zu werden. Eine hält einen Daumen heraus, die andere hält ein Schild mit der Aufschrift „Parijs “hoch.

Szene aus dem niederländischer Film „Okthanksbye“ („Okedoeibedankt“)

Die anmutige Geschichte begeistert ähnlich wie „Dancing Queen“ aus Norwegen, in dem es nebenbei ebenfalls um eine Oma-Enkelin-Beziehung geht: Ein pummeliges Mädchen mit biederer Brille und verunsicherten Bewegungen überwindet alle Widerstände und inneren Krisen und behauptet sich in einem HipHop-Tanzwettbewerb. Die Handlung folgt vertrauten (Kinderfilm-)Mustern, wenn sie von Mut, Freundschaft und neuem Selbstbewusstsein erzählt, gleichwohl reißt die warmherzige Geschichte in jeder Sekunde mit und hat das Zeug zum Publikumsrenner.

In diesem Jahr kommen die meisten Cinepänz-Filme aus europäischen Ländern. Was man bedauern mag, doch auch wenn die filmische Weltreise ausbleibt, fesselt das Programm ausnahmslos durch leidenschaftliche, charaktervolle und aufrichtige Einblicke in junge Lebenswelten – divers, barrierefrei, erzählt mit allen Sinnen, oft von überwältigender Farbenpracht. So macht der englische Beitrag „Scrapper“ aus der traurigen Geschichte der zwölfjährigen Georgie, die sich nach dem Tod der Mutter allein durch den Alltag schlägt, ein einfühlsames Sozialmärchen, in dem sich selbst die Häuser einer tristen Reihenhaussiedlung ihren optimistisch bunten Anstrich redlich verdienen.

Festivalleiterin Christine Bernau schwärmt vom Filmangebot

Witzige Stilbrüche und aufmüpfige Brechungen akzentuieren temperamentvoll das Geschehen, während es zum Finale nur einer linkischen Umarmung zwischen Georgie und ihrem „neuen, alten“ Vater bedarf, um alle Dämme brechen zu lassen. Noch farbenfroher zeigt sich nur der famose Animationsfilm „Chicken for Linda!“ über eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung, bei der jede Figur durch ihre eigene Farbe charakterisiert wird.

Cinepänz präsentiert Filme für Vierjährige ebenso wie Stoffe für Ältere bis zu 14 Jahren. Konsequenterweise gibt es erstmals neben der Kinder- nun auch eine Jugendjury, zudem wurde ein Publikumspreis aus der Taufe gehoben. „Wir entwickeln das Festival in kleinen Schritten weiter“, sagt Christine Bernau, „um stetig mehr Partizipation anzuschieben. So möchten wir im kommenden Jahr Jugendliche ein eigenes Programm kuratieren lassen.“

Bereits jetzt lässt sich viel über die reiche Bild- und Klangsprache des Mediums Film lernen, was ein weiterer, klug gesetzter Festivalakzent ist. Auch wenn die Liebe der Festivalleiterin zu jedem einzelnen Beitrag zu spüren ist, schwärmt Christine Bernau dementsprechend auch für „And the King Said, What a Fantastic Machine“, einen Film eher für ältere Kids: „Die Collage lässt im Schnellverfahren den Aufstieg des Bewegtbildes Revue passieren und fragt, wie wir dahin kamen, wo wir sind – süchtig nach Bildern.“

Zur Veranstaltung

Cinepänz, Junges Filmfestival Köln, 18.-26.11. Programm und Spielorte: www.cinepaenz.de

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