„CineBrasil“ FilmfestivalIn Köln laufen brasilianische Kinoschätze

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Szene aus dem brasilianischen Spielfilm "Marte um"

Szene aus dem brasilianischen Spielfilm „Marte um“ („Mars One“)

Ab dem 15. November zeigt das Filmfestival „CineBrasil“ in Köln ausgewählte brasilianische Filme - darunter auch einen Locarno-Gewinner und den Kandidaten, den Brasilien für die Oscarverleihung 2023 eingereicht hat.

Spätestens seit dem Film „Cidade de Deus“ („City of God“) von Fernando Meirelles weiß man, dass brasilianisches Kino etwas zu bieten hat. Da man es aber nur selten auf deutschen Leinwänden sieht, schließt ein Filmfestival in Köln diese Lücke. „CineBrasil“ zeigt vom 15.11. bis zum 19.11. im Filmclub 813 aktuelle brasilianische Filme im Originalton mit englischen Untertiteln. Das Festival findet parallel auch in Berlin und Frankfurt statt.

Das Filmfestival zeigt in Köln preisgekrönte brasilianische Filme

Zum Einstieg am 15.11. zeigt das Festival „Marte um“ („Mars One“) von Gabriel Martins, den Brasilien für die Oskarverleihung 2023 als Kandidat für den besten internationalen Film ins Rennen geschickt hat. Darin geht es um eine schwarze Familie aus der Nähe von Belo Horizonte, die zu Beginn von Bolsonaros Präsidentschaft persönliche Konflikte austrägt. Der Vater will seinem Sohn in eine Fußballkarriere drängen, der möchte aber lieber Astrophysik studieren und träumt davon, den Mars zu kolonisieren. Seine ältere Schwester beginnt eine Romanze mit einer anderen Frau, und die Mutter glaubt aus einem Gefühl von Angst heraus, schlechte Ereignisse anzuziehen. Rejane Faria, die im Film die Mutter spielt, reist für die Vorstellung nach Köln. Premiere hatte der Film auf dem Sundance Festival.

Laut dem Veranstalter Alex Mello betone das Festival bewusst das schwarze Kino. Für das Programm hätten sie also Filme ausgesucht, die sensibel mit Diversität umgehen und keine Stereotypen verstärken. „Die Filme sind normalerweise sehr politisch“, so Mello. Das wird auch am Beispiel des Spielfilms „Paloma“ (18.11.) deutlich, der das Leben einer Transfrau porträtiert und die Situation der LGBTQ-Community in Brasilien anspricht. Der Film „Noites Alienígenas“ („Alien Nights“, 19.11.) wagt sich mit seinem Schauplatz an die äußerste Peripherie des Landes vor. In Rio Branco an der Grenze zu Bolivien und Peru wird die Geschichte dreier Freunde vor dem Hintergrund indigener Traditionen, urbaner Kultur und Drogenkriminalität erzählt.

„CineBrasil“ startet am 15. November

Im Programm steht auch der Film „Regra 34“ („Rule 34“, 16.11.) von Julia Murat, der 2022 den Hauptpreis des Filmfestivals von Locarno gewann. Er handelt von einer Jurastudentin, die sich als Pflichtverteidigerin für missbrauchte Frauen einsetzt. In ihrem Privatleben arbeitet sie aber als Webcam-Model und eskaliert zunehmend die Schnittstelle von Erotik und Gewalt. Damit kommentiert die Regisseurin die hohe Femizidrate in Brasilien. „Der Film ist gar nicht einfach, aber ich finde ihn sehr wichtig, gerade weil er auch einen dokumentarischen Aspekt hat“, sagt Alex Mello.

Neben den Spielfilmen laufen auch zwei Dokumentarfilme: „Maquina do Desejo“ („Desire Machine“, 17.11.) zeigt die Geschichte des „Oficina Teatro“ um den Schauspieler, Dramaturgen und Autoren Zé Celso. Die Bilder des Theater-Archivs erzählen eine 60 Jahre umfassende Geschichte, die selbst die Militärdiktatur überdauerte. Alex Mello selbst zeigt sein noch nicht abgeschlossenes Dokudrama „Casa“ (18.11.). Darin erzählen in Köln lebende Personen, darunter Künstler, ihre eigene Geschichte in Verbindung zum Wort „Haus“.

Zur Veranstaltung

CineBrasil. Festival des brasilianischen Films. 15.11 bis 19.11 im Filmclub 813, Hahnenstraße 6, 50667 Köln. Tickets: 8 Euro, 6 Euro ermäßigt. Das Filmfestival findet auch in Frankfurt und in Berlin statt. Termine einsehbar unter: https://filmszene.koeln/kalender/

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