Kinostart „Belle et Sebastian“Schöne Kulisse mit schlechter Story

Gipfelstürmer: Die menschlichen und tierischen Darsteller des Films
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Diese Bergpanoramen atmen eine Kraft, die den Blick auf sich bannt. Das Weiß des Schnees, die Gipfel und Täler, man sieht die Größe und beinahe spürt man die Kälte. Wenn es eines Arguments bedurft hätte, wieso Kino immer noch so viel mehr für die Sinne leistet als jede Heimanlage, dann findet es sich in den Naturaufnahmen von Nicolas Vaniers neuem Film. Der gebürtige Senegalese hatte schon mit dem Kinodokumentarfilm „Das Kind des Schnees“ sein Gespür für winterliche Panoramabilder bewiesen; und wie schon sein Spielfilm „Der letzte Trapper“ profitiert auch „Belle & Sebastian“ wesentlich vom visuellen Gespür des Regisseurs.
Dabei wurde diesmal nicht in den kanadischen Rocky Mountains gedreht, sondern in den französischen Alpen. Aber wie schon beim Trapper klafft auch bei der Freundschaftsgeschichte zwischen dem kleinen Schafhirten und dem stattlichen Hundeweibchen, das als verdreckter Köter aufläuft, aber nach einem Bad im Bach zur Schneeflocke auf vier Beinen wird, ein Abgrund zwischen der visuellen Gestaltung und der filmischen Erzählung.
Belle et Sebastian Frankreich 2013, 94 Minuten, R Nicolas Vanier, D Félix Bossuet, Tchéky Karyo, Margaux Chatelier
„Belle und Sebastian“ entstand nach dem auch in Deutschland erfolgreichen Kinderbuch von Cécile Aubry, bereits in den 60er Jahren war der Stoff fürs französische Fernsehen als Serie produziert worden. Für seine Kinoadaption verlegte Nicolas Vanier die Geschichte in die 40er Jahre, um ein noch ursprünglicheres Verhältnis von Mensch und Natur zu erwirken. Die Unsinnigkeit des Anliegens wird noch potenziert, weil der Film in Kriegsjahren spielt und nun auch Nazi-Besatzer eine Rolle spielen. In einem Nebenstrang verliebt sich der deutsche Offizier in die gleiche Dorfschönheit wie der französische Arzt, der nebenher Flüchtlinge über die Schweizer Grenze führt. In Christophe Barratiers „Krieg der Knöpfe“ funktionierte die Kinomischung aus Kinderabenteuer vor Kriegshintergrund, hier aber verquirlen sich nur unliebsame Klischees mit dramaturgischem Unvermögen. Vanier sollte – zumindest als Autor – die Finger vom Spielfilm lassen.