Klagelieder des Jeremias in der PhilharmonieEine Musik der Andacht und Einkehr

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Julien Chauvin

Julien Chauvin

Französisches Originalklang-Ensemble Le Concert de la Loge überzeugt in der Philharmonie

Die „Leçons de ténèbres“ sind ein Genre der französischen Barockmusik, dessen Titel man im Deutschen mit „Lektionen der Dunkelheit“ allenfalls näherungsweise übersetzen kann. Es handelt sich dabei um Vertonungen der Klagelieder des Jeremias, die am Mittwoch, Donnerstag und Freitag der Karwoche gesungen wurden. Als Bild für den nahenden Kreuzestod wurden dabei nach und nach 15 Kerzen gelöscht.

Dieses musikalische Zeremoniell wird in der Kölner Philharmonie alljährlich am Gründonnerstag zu später Stunde nachgestellt, wobei ein Repertoire zum Einsatz kommt, dem man im Konzert kaum je begegnet – eine Musik der Andacht und Einkehr, die ganz aus der spirituellen Verdichtung, der meditativen Versenkung lebt.

Die drei Sänger überzeugten als Gruppe mehr als in de Solo-Parts

Das gilt auch für jene drei „Leçons de ténèbres“ des französischen Meisters Marc-Antoine Charpentier, die das Ensemble „Le Concert de la Loge“ unter Leitung des Barockgeigers Julien Chauvin präsentierte. Zu drei Männerstimmen (den Tenören Daniel Brant und Pierre Derhet sowie dem Bassbariton Arnaud Richard) traten je zwei Geigen und Traversflöten, dazu eine mit Gambe, Theorbe und Orgel besetzte Continuogruppe – insgesamt zehn Musiker, die sich mit großer Einmütigkeit im Ideal eines sanften, gedeckten Musizierens verbanden.

Die drei Sänger überzeugten dabei als Gruppe deutlich mehr als in ihren solistischen Passagen. Da vernahm man doch über weite Strecken einen energetisch gebremsten und sehr kleinteilig phrasierten Barockgesang, der die Vokale zu nasalen Grautönen einebnete - und man sage nicht, das sei im französischen Latein nun einmal so. Immerhin weitete sich dem Trio in den melodischen Aufschwüngen der großartigen Karfreitags-Lektion doch noch merklich die Brust.

Zwischen den vokalen Beiträgen stellte Julien Chauvin zwei der „Rosenkranz-Sonaten“ des böhmischen Barockkomponisten Heinrich Ignaz Franz Biber vor. Das ist eine absolut spektakuläre Musik, die zuweilen obsessiv um ein tonales Zentrum kreist, sich dann aber wieder in entlegene chromatische Fernen verirrt.

Julien Chauvin passte die gestische Freiheit seines Spiels den wechselnden Aggregatzuständen der Stücke sehr überzeugend an; eine ganz eigene Wirkung hatten die vom Komponisten geforderten Umstimmungen der Saiten („Skordaturen“): Die Klangfarben der Barockgeige wurden dadurch so extrem intensiviert, dass man zuweilen zwei Instrumente gleichzeitig zu hören meinte.

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