Trennen tut nur ein bisschen wehGeneralmusikdirektor Roth verlässt Köln für den SWR

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Generalmusikdirektor François-Xavier Roth verlässt Köln. (Archivbild)

Köln – Kölns Generalmusikdirektor François-Xavier Roth wird seinen bis 2025 laufenden Vertrag nicht verlängern – was bedeutet, dass die Stadt sich nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin umsehen muss, der oder die den Posten zur Spielzeit 2025/26 antreten müsste. Roth habe mitgeteilt, dass er sich nach Ablauf seines Vertrages in drei Jahren „neuen Aufgaben widmen will“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Der Dirigent war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. „Dankbar und stolz kann ich auf das in den vergangenen Jahren gemeinsam mit meinem Gürzenich-Orchester und dem Team der Oper Köln Erreichte zurückblicken“, zitierte die Stadt Roth. „In den kommenden drei Jahren liegen viele spannende Projekte vor uns, die ich mit beiden nur in der Musikstadt Köln verwirklichen kann. Mit voller Energie werden wir diese gemeinsam angehen. Ich stehe dann (nach 2025, die Red.) aber gerne zur Verfügung, die besondere Beziehung zu Köln fortzuführen.“

Roth wird Chefdirigent des SWR-Symphonieorchesters

Roth, der in den vergangenen Jahren immer mal wieder für lukrative Leitungsposten im europäischen Konzertbetrieb im Gespräch war – etwa beim Tonhalle-Orchester in Zürich –, übernimmt, wie der SWR am Freitag mitteilte, zur Spielzeit 2025/2026 die Position des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters beim SWR Symphonieorchester. Er tritt damit die Nachfolge von Teodor Currentzis an, der seit 2018 an der Spitze des Orchesters steht.

Diese Stuttgarter Perspektive ist insofern bemerkenswert, als sie für Roth eine „halbe“ Rückkehr bedeutet: Der Pariser war bereits von 2011 bis 2016 Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg war. Dieses wurde aus von Roth seinerzeit heftig bekämpften Spargründen 2016 mit dem Radiosinfonieorchester des SWR zum SWR-Symphonieorchester fusioniert – also just der Formation, deren Leitung er in drei Jahren übernimmt. Roth wurde seinerzeit infolge der Fusion frei für Köln.

Kölner Reaktionen sind gefasst

Sein neuer Stuttgarter Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre, pro Spielzeit soll er 14 Wochen mit dem SWR Symphonieorchester arbeiten. Bereits in der Spielzeit 2024/2025 wird Roth als designierter Chefdirigent bei mehreren Konzertprojekten am Pult des SWR Symphonieorchesters stehen.

In Köln war die Reaktion auf die Nichtverlängerung nicht erfreut, aber gefasst. „Ich danke“, ließ sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker vernehmen, „François-Xavier Roth für seine bisherige musikalische Arbeit und bin gespannt auf das, was noch folgt. Der Maestro fördert das internationale Image Kölns als Kulturstadt mit seiner musikalischen Persönlichkeit und seinem Charisma. Er ist ein nahbarer Weltstar, der in Köln eine musikalische Heimat gefunden hat.“ Sie habe Verständnis, dass Roth sich nach zehn Jahren neuen Aufgaben widmen wolle.

Abschied kommt nicht Knall auf Fall

Unaufgeregt sind die Wortmeldungen aus der Kölner Politik und Kulturszene vor allem aus zwei Gründen: Roth geht erkennbar nicht im Zorn – wozu er wohl auch objektiv keinen Grund hätte: Seine Auftritte mit dem Gürzenich-Orchester und seine Arbeit an der Oper werden regelmäßig und nach wie vor gefeiert – so jüngst noch die Produktion von Berlioz’ „Les Troyens“. Seine Kompetenzen am Opernhaus wurden bei der jüngsten Vertragsverlängerung deutlich gestärkt.

Zudem kommt der Abschied nicht Knall auf Fall, sondern mit einem akzeptablen Vorlauf. Gut zwei Jahre lang hat die Kölner Kulturpolitik, haben Gürzenich-Orchester und Oper nun Zeit, sich um die Nachfolge zu kümmern. Weshalb man beim Gürzenich-Orchester auch noch nicht in Abschiedsschmerz macht. „Das Orchester wird“, teilte sein Direktor Stefan Englert auf Anfrage mit, „zu Roths Ankündigung auch kein Statement abgeben – wir machen weiter mit ihm. Und freuen uns darauf.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ähnlich äußerte sich Kulturdezernent Stefan Charles. „Trennen tut immer ein bisschen weh, aber besser kann man sich eine Trennung nicht vorstellen“, sagte er dieser Zeitung. Roths Wirken in Köln sei eine Erfolgsgeschichte, auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Intendanten der Oper, Hein Mulders, sei sehr fruchtbar. Und die Voraussetzungen, einen guten Nachfolger zu finden, seien ideal. „Wenn 2024 die Oper am Offenbachplatz eröffnet, hat man ein Spitzenorchester in einem neuen Haus mit hervorragendem Ruf.“ Er habe sich bereits ein wenig umgehört, auch international, so Charles. Diese Gespräche seien positiv verlaufen, er sei überzeugt, eine gute Nachfolge finden zu können. Charles lobte Roths frühzeitige Ankündigung des Abschieds. „Er kommuniziert offen, das gibt uns die Möglichkeit, uns vorzubereiten. Besser kann es nicht laufen.“ (mit amb)

KStA abonnieren