Kinos, Theater und Museen in der Energiekrise„Das werden wir nicht alleine schaffen“

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Die Kölner Lanxess-Arena. 

Köln – Gerade haben sich die Kultureinrichtungen nach den harten Lockdown-Zeiten wieder etwas aufgerappelt – da kommt schon die nächste Krise auf sie zu. Denn Theater, Museen, Kinos und Konzerthallen brauchen sehr viel Energie. Und spüren deswegen schmerzhaft die Kostensteigerungen.

Der Musical-Dome beispielsweise bespielt in Köln seit Jahren mit dem blauen Zelt ein Provisorium, das alles andere als ein Aushängeschild für Energieeffizienz ist. “Das wird uns massiv treffen“, fürchtet daher Theaterleiter Henning Pillekamp. Natürlich schaue man auch beim Musical-Dome: „Wo kann man  die ein oder andere Kilowattstunde sparen? So dass am Ende zumindest der Schaden nicht ganz so groß wird.“ Gleichzeitig hofft er, „dass  das wenigstens zum Teil aufgefangen wird – dass der Staat irgendwie versucht, die Kulturinstitutionen in dieser Energiekrise zu subventionieren oder eben auch Maßnahmen, die dazu beitragen, Energieeffizienz zu fördern.“

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Sorge vor kalten Innenräumen

Das fordert auch der  Verein „KulturNetzKöln“ und warnt wegen der Explosion der Kosten schon vor einer „drohenden Verödung des öffentlichen und kulturellen Lebens“. Vor allem, wenn auch noch das Publikum ausbleibt, das nun ebenfalls stärker sparen muss.  „Eine Kulturveranstaltung in ungeheizten Innenräumen für eine kleine Gruppe zahlungskräftiger Bürger:innen wäre für eine Kulturstadt wie Köln schlicht unwürdig“, heißt es in einer Presseerklärung.

Der Kölner „Verein für Darstellende Künste“ macht sich ebenfalls Sorgen: „Die bevorstehenden Preissteigerungen für Gas und Strom bedeuten ab Herbst und Winter für die Theater-, Tanz- und Zirkusräume horrende Mehrkosten.“  Das treffe Künstler und Künstlerinnen hart, die ohnehin schon  oft in prekären Verhältnissen arbeiten und bereits unter der Inflation leiden.

„Die Inflation steigt und der Kultur-Etat wird nicht erhöht“ – das beklagt auch Oliver Hölken. Und nun kämen auch noch die steigenden Energiepreise dazu: „Bei der Fernwärme liegen wir bereits jetzt bei einer Erhöhung von 30 Prozent, die Erhöhung des Strompreises erwarten wir täglich“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer der Bonner Bundeskunsthalle.

"Am Ende müssen wir an den Ausstellungen sparen"

Am Ende gehe das auf Kosten der Angebote seines Hauses: „Wenn Energie viel teurer wird und unser Etat gleich bleibt, läuft es darauf hinaus, dass wir an unserer eigentlichen Aufgabe, nämlich das Ausstellungsmachen, sparen müssen.“ Museen und Kulturinstitute sollten zur kritischen Infrastruktur zählen, findet er: „In einer Krise wie dieser und zuvor in der Pandemie ist Kunst und Kultur immer ein sehr guter Anker für die Menschen. Meine persönliche Meinung ist, dass das etwas ist, was Menschen in schweren Zeiten  Halt geben kann.“

Genauso sieht es auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth:  „In dieser Situation brauchen wir die Kultur mehr denn je, denn sie ist systemrelevant.“ Kulturorte seien unentbehrliche Orte der Bildung, soziale Orte des Zusammentreffens von Menschen unterschiedlichster Herkunft. „Deshalb werden wir alles dafür tun müssen, Schließungen von Kultureinrichtungen trotz der Energiekrise zu vermeiden.“

Auch die Vorsitzende der Kulturministerkonferenz, Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Ina Brandes (CDU), betonte , Kulturangebote sollten trotz der großen Herausforderungen der Energiekrise für das Publikum da sein.

"Freie Szene braucht Unterstützung"

„Das werden wir nicht alleine schaffen“, fürchtet Klaus Schweizer, Geschäftsführer der Kölner Comedia. Er rechnet mit einer Verfünffachung der Stromkosten. „Insgesamt bedeutet das, dass wir in 2023 eine Erhöhung der Energiekosten in Höhe von 70 000 Euro erwarten.“ Um das stemmen zu können, brauche die gesamte freie Szene Unterstützung durch die Politik.  Und natürlich müssten auch die Kulturinstitutionen selbst „an jeder Stellschraube drehen“. Das Comedia rüste unter anderem gerade alle Scheinwerfer auf LED um – die alten verbrauchten zu viel Strom.

Investition in Technik

Auch im Kölner Cinedom sucht man nach Strategien und die Energiekosten zu senken. „Als größtes Kino Kölns mit insgesamt 14 Kinosälen ist der energetische Aufwand für einen Kinobetrieb sehr hoch. Daher sind die aktuellen Entwicklungen im Energiesektor auch für uns eine wirtschaftliche Herausforderung“, sagt Geschäftsführer Holger Pfaff.

Deswegen investiere man unter anderem gerade in eine bessere Steuerung der Klima- und Lüftungsanlagen. Außerdem habe man  den Spielplan „gestrafft“, so dass laufende Vorstellungen auch bei nur durchschnittlichen Besucherzahlen besser ausgelastet sind.

„Gerade die letzten beiden Jahre haben uns viel Kreativität abverlangt, aus der einige gute Konzepte entstanden sind. Diesen Spirit behalten wir bei“, so Holger Pfaff – der sich trotzdem Unterstützung von der Politik wünscht , „um einen Kinobesuch auch weiterhin zu fairen Preisen anbieten zu können.“

Zusätzliche Herausforderung unter vielen

In  der Kölner Lanxess-Arena sucht man ebenfalls nach Wegen Energie zu sparen. Doch die Energiekosten bleiben zwangsläufig hoch: „Weil wir sowohl in der Arena ganzjährig Eis haben als auch natürlich in der Kölnarena 2, der Trainingshalle der Kölner Haie“, erklärt Geschäftsführer Stefan Löcher.

Aber auch große Produktionen wie TV-Shows brauchten jede Menge Energie:  „Das wird für uns also eine zusätzliche Herausforderung  und das wird uns als Arena aufs Jahr betrachtet  sehr belasten“.

Dabei sei die Branche ohnehin schon stark betroffen, denn gerade würden Konzerte aus den vergangenen drei Jahren nachgeholt – allerdings sind nicht nur die Energiekosten inzwischen sehr viel höher geworden: „Das betrifft auch Beschaffungskosten jeglicher Art  und  sehr stark Personalkosten. Als weitere Herausforderung kommt auch noch die Personalknappheit dazu“, sagt Stefan Löcher. Insofern schwebe die Energiekrise „wie ein Damokles-Schwert über uns“.

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