„Gutes in Besseres verwandeln“Eine neue Treuhandstiftung will Kölner Museen fördern

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Das Kölner Museum Ludwig (Symbolbild)

Köln – Herr Rademacher, die Freunde der Kölner Museen Wallraf und Ludwig haben eine Treuhandstiftung ins Leben gerufen, um die beiden Museen zu unterstützen. Was leistet diese Stiftung?

Robert Rademacher: Als Freunde sind wir in erster Linie auf den ideellen Aspekt der Museen ausgerichtet. Aber unsere Förderung hat auch einen materiellen Aspekt. Aus den Mitgliedsbeiträgen ist in dieser Hinsicht nicht viel zu gewinnen. Wenn es also gilt, ein Museum mit einer Anschaffung für die Sammlung zu fördern, müssen die Mittel dafür anderweitig aufgebracht werden. Im Laufe der letzten Jahre haben wir etwa einige erfolgreiche Spendenaktionen durchgeführt. Aber durch die Hausse am Kunstmarkt ist es für uns sehr schwierig geworden, hier tätig zu werden.

Einnahmen bündeln, um dringende Wünsche der Museumsdirektoren zu erfüllen

An dieser Stelle kommt die Treuhandstiftung ins Spiel?

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Bei der Treuhandstiftung geht es darum, nicht nur da und dort mal eine Spende einzuheimsen, sondern vermögende Menschen, die keine Erben haben oder keine, die sie bedenken möchten, für eine solide auftretende Idee zu gewinnen. Sie hat deutliche Vorteile, was die steuerliche Behandlung anbelangt, die Treuhandstiftung bietet ganz andere Möglichkeiten als eine Spende. Ein Schenker ist selbstverständlich daran interessiert, dass seine Schenkung weitgehend steuerfrei beim Beschenkten, den Museen, ankommt. Es wird häufig etwas neidisch von den USA gesprochen, deren Steuergesetzgebung einen sehr günstigen Rahmen für solche Stiftungen setzt. Aber die deutsche Gesetzgebung ist in dieser Hinsicht kaum schlechter.

Was kann gestiftet werden?

Alles von Kunstwerken über Barvermögen bis zu Immobilien. Aus diesen Vermögenswerten will die Treuhandstiftung Verkäufe zugunsten der Museumssammlungen vornehmen, nicht zum Schleuderpreis natürlich, sondern zu Top-Preisen. Diese Einnahmen werden dann gebündelt, um dringende Wünsche der Museumsdirektoren zu erfüllen.

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Wie sind die Reaktionen?

Bei manchen Menschen stoßen wir eine angelehnte Tür etwas weiter auf. Die Frage, was mit dem Vermögen nach dem eigenen Tod geschehen soll, wird ja von vielen Menschen lange vor sich her geschoben, weil man in der eigenen Betrachtung unsterblich ist.

Viele Sammler hoffen darauf, dass ihre Kunst ins Museum kommt. Stattdessen bieten Sie ihnen an, diese im Sinne der Museen zu versilbern. Das erfordert Fingerspitzengefühl.

Ja, da muss man sehr vorsichtig vorgehen, denn Bilder werden in vielen Sammlerfamilien gleichbedeutend mit Kindern gesehen. Aber wenn man wer weiß wie viele Bilder stiftet, die dann, nach einer liebenswürdigen Begrüßung auf Jahrzehnte oder möglicherweise in alle Ewigkeit ins Magazin gehen, ist damit auch niemandem gedient. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass drei Viertel der zur Diskussion stehenden Werke die Ansprüche eines Museums nicht befriedigen. Hier wird es meine Aufgabe und die meiner Kollegen sein, Menschen, die überlegen, etwas ans Museum zu geben, von der Treuhandstiftung zu überzeugen. Man muss deutlich machen, dass Gutes in Besseres umgewandelt wird.

Zur Person

Robert Rademacher ist Vorsitzender des Stiftungsrats der von den Freunden des Wallraf-Richartz-Museums und des Museum Ludwig gegründeten Treuhandstiftung. Ziel der Stiftung ist die Förderung der beiden Kölner Museen durch Vermögensübertragungen. Das treuhänderisch übernommene Vermögen wird veräußert und die Einnahmen für Ankäufe zugunsten der Museen verwendet. www.kunstfreunde.koeln

Haben die Direktoren schon Wunschlisten hinterlegt?

So weit sind wir noch nicht. Aber ich gehöre auch zu denjenigen Menschen, die denken, dass sich ein Förderverein auch mal verschulden kann, etwa, weil ein dringend gewünschtes Bild zur Auktion kommt. Anschließend müssen die Schulden natürlich abgearbeitet werden.

Das Museum Ludwig hat einen Ankaufsetat von einer Million Euro jährlich, das Wallraf verfügt über genau null Euro. Hat das Wallraf bei den Freunden einen Mitleidsbonus?

Wir versuchen, unsere Zuwendungen auf beide Museen gleichermaßen zu verteilen. Auch mit dem Ankaufsetat des Ludwig kommt man bei den heutigen Preisen am Kunstmarkt nicht weit. Vieles ist für einen Freundeskreis, auch wenn er noch so aktiv ist, nicht zu schaffen.

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