Kölner MusikmagazinJetzt ist es endgültig aus für die „Spex“

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Cover der letzten Printausgabe der "Spex"

Köln – Es war ein Tod auf Raten, aber jetzt, wo klar ist, dass der Name „Spex“ wohl für immer aus der publizistischen Landschaft getilgt ist, überwiegt doch die Trauer. Seit 2018 existierte das einst meinungsführende Musikmagazin Deutschlands nur noch als Internetadresse. Auf der wird man nun darüber informiert, dass die Corona-Krise die „Spex“ in voller Härte getroffen habe: Der Titel ist eingestellt, die Redaktion entlassen. Das war’s.

Als ein Kollektiv von Künstlern, Freigeistern und Hippie-Hassern die „Spex“ 1980 in Köln gründete, schuf es zugleich eine neue, bessere Art und Weise, Kritik an Kulturproduktion anzukoppeln: Statt Popmusik vulgär-adornitisch abzukanzeln, berichteten die Spexler von innen heraus, als Fans, mit Liebe, Leidenschaft und Hass. Und bald, als Autoren des Hamburger Musikmagazins „Sounds“ dazustießen, allen voran Diedrich Diederichsen, auch mit theoretischer Unterfütterung.

Niemand verstand, was in der „Spex“ stand, alle verstanden, wie es gemeint war: Als Initiationsritus für ein aufregenderes Leben. Gibt es ein größeres Glück, als sich in ein Moshpit zu werfen, schweißüberströmt Derrida und Gayatri Chakravorty Spivak zitierend?

Damit war es schon lange vorbei, selbst wenn die „Spex“ auch nach ihrem Zwangsumzug nach Berlin noch anregende Artikel veröffentlichte. Ihre Funktion als Torwächter und Einstiegsdroge hatte sie da längst verloren. Weil, seufz, das Internet. Jeder kann sofort alles hören. Niemand will sich erst anschlauen lassen. Doch der Lustaufschub, den die „Spex“ gewährleistete, den wird man vermissen.

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