„Undzer Shtetl brent“Neues Stück in Kölner Oper bekämpft aufflammenden Antisemitismus

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Die Oper „Undzer Shtetl brent“ feiert am 2. Dezember 2021 ihre Uraufführung in Köln.

Köln – Nach dem Erfolg mit ihrem Afghanistan-Projekt „Djaizat al Salam-Friedenspreis“ bringt das freie Opern-Ensemble Musikdebatte Köln erneut ein hochpolitisches Stück auf die Bühne. Dieses Mal hat sich der Mitbegründer und Regisseur Christian von Götz mit dem wieder aufflammenden Antisemitismus in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Zusammen mit dem Komponisten Ralf Soiron hat er eine in jiddischer Sprache gesungene interkulturelle Kammeroper konzipiert und erarbeitet. „Undzer Shtetl brent“ lässt die Gedichte des polnisch-jüdischen Komponisten und Lyrikers Mordechai Gebirtig wieder aufleben, ebenso wie die durch die Schoah vernichtete Kultur des Shtetls.

Oper basiert auf den Gedichten von Mordechai Gebirtig

Anhand der Texte, die Gebirtig 1941 im Krakauer Ghetto verfasste, verhandelt das Stück den Holocaust und verbindet dessen Schrecken mit der Botschaft: „Antisemitismus darf hier keinen Platz haben, wir müsse wachsam bleiben“, erklärt von Götz. Gebirtig wurde am 4. Juni 1942 von einem deutschen Besatzungssoldaten auf offener Straße im Krakauer Ghetto erschossen. Seine Frau und seine drei Töchter wurden 1944 im KZ Plaszów ermordet. „Es ist wahnsinnig wichtig immer wieder an den Holocaust zu erinnern und ihn in neuen Zusammenhängen zu erarbeiten“, so von Götz. „Gerade weil das Thema so aktuell ist, ist es so wichtig, es mit den Mitteln der Gegenwart zu bearbeiten und immer wieder neue Stücke zu machen.“

Die Aufführung

Die Uraufführung von „Undzer Shtetl brent“ findet am 2.12.21 um 20 Uhr in der Trinitatiskirche statt. Eintritt: 20 Euro (Ermäßigt 15 Euro), Tickets gibt es unter: karten@musikdebattekoeln.de oder tel. 0176 / 8025 4738. 

Einige von Gebirtigs jiddischen Volksliedern sind bis heute vor allem in Israel bekannt. Auch von Götz hat die Stücke vergangenes Jahr gemeinsam mit der Opernsängerin Dalia Schaechter vertont. Die späten Texte Gebirtigs jedoch, die nun zur Grundlage für die Oper wurden, sind reine Gedichte. „Die Musik war weg, als hätte er sie verloren“, sagt von Götz. Die Texte aber hätten ihn begeistert, „große, tolle Gedichte in jiddischer Sprache. Mich hat es einfach umgetrieben, dass sie keine Musik haben.“

Eine Mischung aus Komposition und Improvisation

Gemeinsam mit dem Komponisten Soiron hat er den Gedichten nun neue Musik gegeben. Eine der Besonderheiten des Ensembles Musikdebatte ist dabei die Improvisation der Opernsänger und –sängerinnen. Von Götz erklärt daher: „Von den insgesamt etwa 75 Minuten des Stücks ist die Hälfte von Ralf Soiron durchkomponiert und die andere Hälfte besteht aus Improvisationen der Künstler und Künstlerinnen.“

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Und die sind durchaus namhaft: Die Mezzosopranistin Dalia Schaechter und die Sopranistin Csilla Csövari sind Teil des Projekts, ebenso wie die Tänzerin Verena Hierholzer, der Sänger Stefan Mosemann und der Schauspieler Egmont Elschner in der Hauptrolle des Mordechai Gebirtig.

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