Kölner PhilharmonieDer bergische Beethoven

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Kölner Kammerorchester, 2013 im Museum Ludwig. Sie sind in schwarz gekleidet und halten ihre Instrumente in den Händen.

Kölner Kammerorchester, 2013 im Museum Ludwig

Johann Wilhelm Wilms, der „bergische Beethoven“, erblickte vor genau 250 Jahren in Witzhelden das Licht der Welt. Die Wilms-Wiederentdeckung ist jetzt schon rund zwei Jahrzehnte alt, wurde heuer aber durch das Jubiläum noch einmal gepuscht.

 So ließ es sich auch das Kölner Kammerorchester unter der Leitung von Konzertmeister Raphael Christ im zweiten Konzert seiner philharmonischen Reihe nicht nehmen, ehrenden Angedenkens Wilms’ Ouvertüre in D-Dur zu spielen.

Das ist ein gewichtiges, festlich-anspruchsvolles Stück mit Pauken, Posaunen und Trompeten, das an Beethovens zweite genauso wie an Mozarts Prager Sinfonie erinnert und den Mann als gediegenen Kontrapunktiker und ambitionierten Harmoniker ausweist. Nein, da verschenkte die Formation Fleiß, Können und Energie durchaus nicht an einen Unwürdigen. Wahrzunehmen war aber erneut ein altes Problem des Orchesters: Die Streicher waren gegenüber dem üppig auftrumpfenden Bläserapparat zu dünn besetzt und drohten in der direkten Konfrontation immer mal wieder unterzugehen.

Kölner Kammerorchester für weiteres Programm mit reduzierter Bläserbesetzung

Auf stärker eingetretenen Pfaden ging es weiter, zunächst mit Haydns 39. Sinfonie, einem bemerkenswert düsteren Sturm-und-Drang-Werk in g-Moll, für das man sogar, um dem teils noch barockisierenden Gestus Genüge zu tun, ein Cembalo aufs Podium geholt hatte. Die reduzierte Bläserbesetzung ließ jetzt auch die Geigen gut durchkommen, insgesamt erfreute die Interpretation durch ein explosives Feuer, durch Crescendi, in denen wirklich die Post abging, und mit starken Spannungen aufgeladenen Generalpausen.

Nach der Pause dann, jetzt wieder mit voller spätklassischer Bläserriege, Mendelssohns sinfonischer Erstling (Opus 11). Der ist alles andere als eine unbeholfene Fingerübung, auch wenn sich der typische Mendelssohn-Sound erst in Ansätzen ausprägt. Das Stück fordert kraft der internen Dramaturgie von Haus aus einen „Con fuoco“-Darstellungsmodus (das Finale trägt auch diese Vortragsbezeichnung), und das Kölner Ensemble blieb, durch Haydn auf den Tripp gesetzt, diesen Anforderungen erneut nichts schuldig (sieht man von wenigen, etwas rappelnden Einsätzen und arg rustikalen Blech-Interventionen ab). Die lyrische Farbe wurde nicht nur von den Holzbläsern, sondern auch in schönen Cello-Kantilenen angemessen bedient.

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