Ensemble Resonanz in Kölner PhilharmonieTabea Zimmermann spielt seelenvoll wie eh und je

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Tabea Zimmermann sitzt auf einer Bank und stützt ihr Kinn mit der Hand ab. Sie lächelt. Neben ihr auf der Bank ihre Bratsche.

Tabea Zimmermann

In der Kölner Philharmonie trat das „Ensemble in Residence“ der Hamburger Elbphilharmonie mit der Bratschistin Tabea Zimmermann auf.

Der Rumäne George Enescu (1881-1955) ist ein Komponist von faszinierender Ungreifbarkeit. Das Streichoktett C-Dur des 19-Jährigen bewegt sich mit staunenswerter Souveränität zwischen spätromantischer Klangsättigung und kontrapunktischer Strenge; man vernimmt Einstrahlungen osteuropäischer Folklore, aber auch die sublimen Duftnoten des französischen Impressionismus.

In der Philharmonie präsentierte das Hamburger Ensemble Resonanz den jugendlichen Geniestreich in einer vom Komponisten autorisierten Orchesterfassung, angeleitet und tatkräftig unterstützt von der großen Bratschistin Tabea Zimmermann.

Kölner Philharmonie mit Bratschistin Tabea Zimmermann

Nach einer vierteiligen Residenz in der vergangenen Saison bleibt die fabelhafte junge Truppe dem Haus offenbar längerfristig erhalten - was angesichts ihres hohen technischen Niveaus und ihrer ansteckenden Spiellaune sehr zu begrüßen ist. Den zwei Dutzend Streichern und ihrer illustren Mentorin gelang es, die komplexen Strukturen des knapp dreiviertelstündigen Monolithen in jedem Takt musikantisch zu durchglühen. Die beständige, aber meist nur unterschwellig pochende Tanz-Grundierung brach im Finale zur wirbelnden Walzer-Ekstase aus; der sanfte Sarabanden-Rhythmus des langsamen Satzes pulsierte trotz bronchialen Störfeuers aus dem Publikum in gelöster Ruhe.

Vorangegangen waren drei Miniaturen, denen das Ensemble ein jeweils ganz eigenes, scharf geschnittenes Profil verpasste. Franz Schuberts frühe c-Moll-Ouvertüre war deutlich auf Kontrast und dramatische Spannung hin angelegt; in einem dreisätzigen Divertimento der großen polnischen Neoklassizistin Grazyna Bacewicz ließen die jungen Streicher ihrer Lust an dissonanten Reibungen und motorischer Energie freien Lauf. In Paul Hindemiths Trauermusik für Bratsche und Streicher trat Tabea Zimmermann dann kurzzeitig auch als Solistin vor die Kollegen - und bezwang dabei wie gewohnt durch ihr seelenvolles, inniges, mit großzügigem Bogenstrich durchwärmtes Spiel.

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