Kölner Theater Comedia„Satelliten am Nachthimmel“ zeigt, wie sich Anderssein anfühlt

Lesezeit 2 Minuten
Nadja Duesterberg (l.) und Kathrin Marder

Nadja Duesterberg (l.) und Kathrin Marder

  • Regisseurin Liljan Halfen inszeniert die Aufführung „Satelliten am Nachthimmel“ im Theater Comedia in der Kölner Südstadt.
  • Lesen Sie hier unsere Kritik.

Köln – Ein Schwarzes Loch schluckt Licht. Weshalb man es nicht sehen kann. Ein Schwarzes Loch kann Welten fassen, ein ganzes Universum. Doch wer außerhalb des Ereignishorizont verharrt, ahnt davon nichts. Joni hat ein Schwarzes Loch in ihrem Bauch. Ihre Eltern sehen das nicht. Sie verstehen ihre Tochter nicht. So wie Joni auch nicht ihren eitlen Kaffee-und-Kuchen-Klatsch mit den Bekannten versteht.

Die Eltern machen sich sorgen um ihr kleines Mädchen, das nicht redet, aber wütend mit Tonscherben wirft. Sie wissen nur eines: So kann es nicht weitergehen. Jonis einziger Verbündeter ist ihr kleiner Bruder. Er findet Zugang zu ihrer Welt, mit ihm zündet sie Raketen. Fährt mit 44 Elefanten im Gepäck zum Mond.

Die titelgebenden Satelliten am Nachthimmeln im Stück des norwegischen Autors Kristofer Grønskag, sind Jonis Familie: Sie befinden sich auf einer Umlaufbahn, aber können sich nicht begegnen. Zwischen ihnen ist luftleerer Raum.

In der Comedia lässt Regisseurin Liljan Halfen die Rollen von Joni und ihrer Familie abwechselnd von drei Akteuren – Nadja Duesterberg, Sefa Küskü, Kathrin Marder – und einen Musiker, Öğünç Kardelen, spielen. Der speist live in die Lautsprecheranlage analoges Elektronik-Geknister und verhallte Kompaktkassetten ein. Auch andere Weltraum-Effekte werden mit antiquierter Technik erzeugt, drei Overhead-Projektoren und ein paar farbige Folien genügen, um ins All zu starten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das trägt viel zum Charme der zwangsläufig abstandsgeregelten Inszenierung bei, weniger zur Klarheit des Handlungsverlaufs. Zu Recht uneindeutig bleiben Autor und Inszenierung allerdings, wenn es um die Ursache von Jonis Weltentfremdung geht. Ob das Mädchen nur fantasiebegabt oder bereits autistisch ist, fällt ins Schwarze Loch. Sie ist einfach anders. Was sollen Vermutungen vor blickdichtem Innenleben auch bringen?

Wenn endlich, über technische Umwege, die Kommunikation gelingt, Joni ihren Eltern erklärt, dass sie sie doch liebe, dann rührt das schon sehr an. Dann ist der Nachthimmel ganz nah und wir ein Teil von ihm.

„Satelliten am Nachthimmel“ ist in der Comedia erst wieder am 10. Oktober um 10 Uhr zu sehen. Empfohlen ab 10 Jahren.

KStA abonnieren