Kommentar zu Politik und Kunst im Ukraine-KriegNur-Musiker gibt es nicht

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Anna Netrebko

Köln – Sicher, schön ist das nicht, wenn man Künstler sozusagen mit vorgehaltener Pistole zwingt, sich zu Putins Krieg gegen die Ukraine zu äußern – verbunden mit der Drohung abzudrücken, wenn die Auskunft nicht gefällt. Zwei herausragenden und bevorzugt im Westen tätigen Klassik-Künstlern widerfährt solches jüngst: dem Dirigenten Valery Gergiev und der Sängerin Anna Netrebko. Beiden werden enge persönliche Beziehungen zum Kreml-Diktator und die Unterstützung von dessen Politik nachgesagt.

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Während Netrebko sich soeben mit einem Statement gegen den Krieg und das durch ihn verursachte Leid fürs Erste aus der Schusslinie brachte, ist Gergiev harten Attacken ausgesetzt: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter etwa – München ist Partnerstadt des bombardierten Kiew – forderte ihn soeben auf, sich „von dem brutalen Angriffskrieg“ zu distanzieren. Sollte er das nicht tun, „kann er nicht länger Chefdirigent unserer Philharmoniker bleiben“. Das Ultimatum erfolge im Einverständnis mit den Orchestervertretern.

Geht das, oder ist das eine unstatthafte Abstrafung unwillkommener politischer Ansichten? In Abwägung aller Umstände muss man wohl doch zu dem Urteil kommen, dass das Ultimatum in Ordnung geht – eine Befürwortung der Aggression wäre eben nicht irgendeine politische „Meinung“. Unhaltbar ist auch die These, dass Kunst mit Politik nichts zu tun hat. Das hat sie, wie die Geschichte stets aufs Neue lehrt, sehr wohl. Auch ein Künstler ist schließlich ein verantwortlicher Staatsbürger – „Nur-Künstler“ gibt es nicht. 

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