Kulturstaatsminister Wolfram Weimer will den Staat als Kunst-„Mäzen“ neu erfinden. Keine gute Idee.
KulturförderungDie Hofkunst war doch auch nicht schlecht

Wolfram Weimer, Staatsminister für Kultur und Medien
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Als Fürst war das Leben leichter. Förderte man die Künste, durfte man dafür gehörigen Dank erwarten, und blieb der aus, jagte man den frechen Maler, Dichter, Komponisten oder Regisseur unter dem Beifall des Publikums vom Hof. Dass staatlich finanzierte Kunst staatstragend zu sein hatte, verstand sich beinahe von selbst. Trotzdem war, was dabei heraussprang, gar nicht schlecht: Michelangelo, Goethe, Mozart, Molière.
Der Staat schien es für seine Pflicht zu halten, die Künste zu subventionieren
Vielleicht möchte Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister, ja zu diesen künstlerisch ergiebigen Zeiten zurück. In einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ schlug er vor, der Staat solle sich nicht als Zensor der von ihm geförderten Künste aufspielen (in demokratischen Zeiten eine Selbstverständlichkeit) und stattdessen als „Mäzen“ auftreten, der gibt, ohne etwas zu verlangen. Das Problem an dieser Neudefinition des kulturellen Staatsauftrags liegt selbstredend darin, dass ein Mäzen alter Schule den Geförderten jederzeit seine Gunst entziehen kann.
Der demokratische Staat schien es dagegen für seine Pflicht zu halten, die schönen, aber lebensuntüchtigen, weil defizitären Künste zu subventionieren - auch und gerade, wenn sich diese als außerparlamentarische Opposition verstanden. Es war ein langes Geben und Nehmen: Politiker ließen sich von Bühnen, Podien oder Leinwänden als Abgeordnete des Bösen, Falschen oder Stumpfsinnig-Biederen beschimpfen, und die Staatskünstler kassierten ab. Profitiert haben beide Seiten: Letztere durften sich einreden, sie seien unabhängig, erstere sich ihrer liberalen Langmut rühmen.
Dieser Staatsvertrag scheint in Zeiten entleerter Kassen und hitziger Kulturkämpfe brüchig geworden zu sein. Von Links und Rechts (von dort vor allem) wird immer öfter eine staats- oder haltungskonforme Kunst gefordert und von Haushältern der messbare Nutzen kultureller Subventionen hinterfragt. In dieser Lage bräuchte es in der Tat jemanden, der sich im Namen der Freiheit für die Künste einsetzt. Ob dieser Heilsbringer der Mäzen ist, darf man allerdings bezweifeln.