Kunstsammler Alexander Köser„Instagram ist total wichtig geworden“

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Alexander Köser; Kunstsammler und Mäzen

  • Alexander Kösers Interesse an Kunst wurde schon sehr früh geweckt.
  • Der Sammler unterstützt junge Künstler sowohl finanziell als auch durch kulturellen Gedankenaustausch.
  • Mit Events ohne viel Chichi setzt er sich für den Kölnischen Kunstverein ein.

Herr Köser, Sie konzentrieren sich mit Ihrer Sammlung auf Künstler, die deutlich jünger sind. Woher kommt Ihr Kunstinteresse? Ich bin mit der Kunst groß geworden, mein Vater hat mich von Kind an auf alle Messen, in Galerien und Museen mitgeschleppt – offenbar trug das Früchte. Ich fing vor gut 15 Jahren an, selbst Kunst zu sammeln, noch mitten im Studium. Mit ganz klarem Grundsatz: Es sollten Künstler meiner Generation sein, also Jahrgang 1974 und jünger. Künstler, mit denen ich mich identifizieren kann.

Vermutlich war für Sie als Student der finanzielle Rahmen enger, um in Arbeiten junger Künstler zu investieren?

Ja, klar, ein entscheidender Faktor. Die ersten Arbeiten, die ich gekauft habe, kosteten nicht mehr als 500 Euro – was zu dem Zeitpunkt eben ging. Aber das ist ein Nebenaspekt. Je mehr ich mich darauf fokussiert habe, desto mehr habe ich verstanden, was für die Künstler wichtig ist.

Inwiefern?

Bei den Jungen merkt man einfach, dass man ihnen nicht nur in finanzieller Hinsicht helfen kann, sondern durch den Diskurs. Dadurch hat sich zu vielen von ihnen eine persönliche, zu manchen eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Viele von ihnen wissen am Anfang noch nicht, wo die Reise hingeht, wie wir das alle nicht wissen in dem Alter. Aber durch die Diskussion kann man sie mit Galeristen, Kuratoren oder anderen Sammlern zusammenbringen. Ihnen beim Wachsen zuzuschauen, das macht Freude.

Welches war Ihr erstes erstandenes Werk?

Eine Arbeit von Friedrich Kunath, geboren 1974 in Karl-Marx-Stadt, hat bei Walter Dahn an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig studiert, lebte lange in Köln, heute in Pasadena, nahe Los Angeles. Ein Gemälde, das mir heute noch gut gefällt.

In Ihrem Wohnzimmer hängen nur Bilder , sind Sie auf Malerei festgelegt?

Tatsächlich habe ich wenig Videokunst und kaum Fotos, aber über die Malerei hinaus viele Skulpturen und Installationen und größere Sachen. Dass gerade viele Gemälde hängen, ist der Tatsache geschuldet, dass wir drei kleine Kinder haben und alles unumstößlich sein muss. An alles, was an Wänden hängt, haben sie sich gewöhnt, da ist der Reiz des Anpackens nicht mehr da.

Kunath lebte lange in Köln, gibt es einen Köln-Bezug in Ihrer Sammlung?

In meiner Sammlung nicht, in meinem übrigen Agieren schon. Aber ich bin viel unterwegs, gehe zur Art Basel, Hongkong, Miami, Frieze London. Das gelingt nicht jedes Jahr, wegen der Kinder, aber ich versuche es. Außerdem verbringe ich gerade wieder viel Zeit in Galerien.

Haben Galerien in Zeiten von Instagram noch die Bedeutung wie früher?

An den Galerien führt kein Weg vorbei. Die Galeristen sind gerade für Junge extrem wichtig, sie machen die Grundlagenarbeit, helfen sie bekannt zu machen, sie ins Museum zu bringen. Erledigen wichtige Arbeit, die den Künstlern oft nicht liegt.

Und welche Rolle spielen die neuen Medien?

Instagram ist total wichtig geworden. Durch diese Plattform sind die Dinge dezentraler geworden. Künstler und Galeristen machen auf Positionen aufmerksam, von denen ich sonst nie erfahren hätte. Es gibt nicht mehr dieses Herrschaftswissen von ein paar wenigen.Ich brauche keine Kunstzeitschriften mehr zu kaufen, um zu sehen, was läuft. Der Erkenntnisgewinn ist heute ein anderer.

Mit welchen Galerien im Rheinland können Sie sich denn am besten identifizieren?

Daniel Buchholz ist für mich die Ikone in Köln. Er hat in den schweren 1990er Jahren durchgehalten. Als alle wichtigen nach Berlin gegangen sind, hat er Köln die Stange gehalten. Heute trägt das besonders Früchte. Durch seine sehr persönliche, entspannte und kölsche Art spielt er für die Szene eine große Rolle.

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Da gibt es andere seines Kalibers, die anders unterwegs sind. In der neuen Generation hat Jan Kaps eine große Bedeutung. Schätzenswert ist vor allem sein integrativer Ansatz. Er holt auf der Messe junge Galerien mit ins Boot, die anfangs einen schweren Stand und hohe Kosten haben.

Sehen Sie durch die neuere Allianz mit Düsseldorf Vorteile fürs Rheinland?

Ich sehe zumindest keine Konkurrenz durch Berlin. Wir sind gut aufgestellt, so dass Berlin uns nicht den Rang abläuft. Das Galerienwochenende DC Open kann nur fruchtbar sein. Die Region wird für Leute, die wegen der Kunst nach Europa reisen, attraktiver.

Wie sieht Ihr Engagement jenseits finanzieller Mittel aus?

Mir liegt der Kölnische Kunstverein sehr am Herzen, den unterstütze ich. Das ist eine super Institution, in der junge Künstler sich einfach ausprobieren können, ohne dass einer böse wird, wenn etwas schiefgeht. Wenn es aber gutgeht, gibt es aber ein wahnsinniges Potenzial nach oben. Wenn es eine gute Show ist, dann wird die auch weltweit bekannt.

Junge Kunst für junges Kunstpublikum?

Fürs Publikum ergibt sich da ein super Einstieg in die Kunst. Es ist viel niedrigschwelliger als zum Beispiel ins Museum Ludwig zu gehen. Wir haben hier kein Chichi, im Anschluss an die Eröffnung am Donnerstag gibt es das traditionelle Grillen und ein Bier auf der Wiese. Ich bin ein großer Verfechter dieses Fests, das kommt der kölschen Idee von Geselligkeit am nächsten. Vollkommen unelitär.

Mit Kölsch und Würstchen gewinnen Sie also neue Mitglieder?

Wir transportieren die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen im Rheinland. Ob daraus am Ende Mitgliedschaften entstehen, ist egal, wirklich egal. Hauptsache, der Kunstverein wird gepusht. Es gibt in diesen Kreisen jede Menge Schickimicki-Veranstaltungen, das ist nicht so meine Welt. Ich will die Leute auf eine lockere Art abholen – da ist doch das Kölsch auf der Wiese viel authentischer als so ein Champagnerding. Je mehr Menschen daran Spaß haben, umso besser. Das hilft dem Kunstverein. Und das hilft auch Köln als traditionellstem Kunstmesse-Standort überhaupt.

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