Lehrerberuf zu unattraktiv

Quereinsteigerinnen während einer Fortbildung für den Unterricht in Grundschulen
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Man stellt sich tatsächlich die Frage, wer denn heute noch Lehrer werden will. Wer ist bereit, sich vor Schüler zu stellen, um ihnen Wissen zu vermitteln, wenn man doch nur belächelt wird, unbeachtet bleibt, auf Desinteresse und Ablehnung stößt und sogar Störungen des Unterrichts hinnehmen muss. Die Statistiken zur Zahl der Schulabbrecher bestätigen den oft fehlenden Lernwillen, insbesondere beim Blick auf die Hauptschulen. Unter Umständen ist ein Lehrer Mobbing ausgesetzt oder sogar körperlich gefährdet. Wenn er sich wehrt, steht er mit einem Bein im Gefängnis. Wenn nicht einmal Eltern in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen und ihnen Werte zu vermitteln, wie soll das dann in der Schule passieren? Was wir brauchen, sind Konzepte, die wieder mehr Disziplin, Moral, Sozialverhalten, Empathie, Manieren und natürlich Lernwillen in die Schulzimmer tragen. Ein angemessener Maßnahmenkatalog, der diese Ziele berücksichtigt und dabei auch die Eltern in die Pflicht nimmt, wäre sicher hilfreich, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen und dazu beizutragen, den Lehrermangel zu beheben.
GERTRUD HECK LEVERKUSEN
Für mich als ehemalige Lehrerin ist die larmoyante Kritik von Elternseite nur noch schwer zu ertragen. Gerade die Eltern, die sich jahrzehntelang darin gefallen haben, Lehrer zu diskreditieren, wundern oder beschweren sich nun über den derzeit notwendigen Einsatz von Quereinsteigern? Warum denn? Lehrer kann doch angeblich jeder. Mittlerweile hat sich aber bei jungen Leuten herumgesprochen, wie man hierzulande unerträglich arrogant über Lehrer herfällt, und daher meiden sie zunehmend diesen geächteten Beruf. Auch nicht einer meiner ebenfalls im Ruhestand befindlichen Kollegen ist bereit, unter diesen Umständen ersatzweise zur Aushilfe an die Schule zurückzukehren. Deshalb sind die Eltern selbst schuld: Denn mit besserer Zusammenarbeit statt Konfrontation in der Schule – bei aller verständlichen Kritik an aufgetretenen Fehlern – hätte diese Entwicklung verhindert werden können.
MARION LEITZEN ZÜLPICH
Liebe Eltern, wenn euer Kind einen Quereinsteiger als Lehrer in diesem Schuljahr bekommt, dann vermittelt ihm nicht von Beginn an Skepsis gegenüber diesem Lehrer. Auch diesem Kollegen wird das eine oder andere schiefgehen, wie allen erfahrenen Kollegen übrigens auch. Dann heißt es gleich: Der kann es eben nicht. Wie schrecklich für den Kollegen und für die Kinder, die verunsichert und frustriert so sicher keine gute Arbeitsbasis zusammen finden. Bitte vermittelt euren Kindern: Dieser wunderbare Mensch traut sich, diesen komplizierten Beruf anzutreten, sich allen sozialen und pädagogischen Herausforderungen zu stellen. Der ist bestimmt besonders gewissenhaft und wird seinen Job mit viel Engagement ausüben. Ich habe Quereinsteiger gesehen, die hier ihre Berufung gefunden haben. Gebt einen großen Vertrauensvorschuss und engagiert euch in der Elternpflegschaft, um zu unterstützen, wo ihr könnt. Und wenn es gar nicht passt, dann sucht das Gespräch mit der Schule und erspart euren Kindern die Verunsicherung.
IRBIT LUDWIG LEVERKUSEN
REKTORIN