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LoreleyMuse-Konzert endet enttäuschend

3 min

Muse-Frontmann Matthew Bellamy auf der Freilichtbühne Loreley bei St. Goarshausen.

St. Goarshausen – Die Loreley winkt. Zehntausende Arme wiegen im Takt der Musik hin und her. Matthew Bellamy, Frontmann der britischen Band Muse, steht auf der Freilichtbühne, singt „Undisclosed Desires“ und schwenkt seinen Arm von links nach rechts. Die Freilichtbühne über dem Rhein war am Freitagabend die atemberaubende Kulisse für das – neben dem Konzert in Berlin – einzige Deutschland-Konzert der Band in diesem Jahr.

Mit „Unsustainable“ und „Supremacy“ eröffnen die drei Briten ihre rund 90-minütige Show bei Einbruch der Dämmerung. Energiegeladen geht es mit „Supermassive Blackhole“ und der neuen Single „Panic Station“ vom aktuellen Album „The 2nd Law“ weiter. Das Konzert ist ein Querschnitt durch sämtliche Muse-Alben (nur ihr Debütalbum „Showbiz“ übergehen sie leider), wobei die meisten Stücke von den beiden letzten Alben stammen.

Ob man die Theatralik von Muse mag oder nicht – Matthew Bellamy beherrscht sie perfekt: In sich versunken, mit geschlossenen Augen singt er, schmeißt sich bei „Follow me“ dramatisch auf die Knie und reckt immer wieder die Hand mit „Victory“-Pose in den Himmel.

Der Frontmann flirtet mit der Kamera, die über einem schwenkbaren Stativ über den Zuschauern schwebt. Er zieht sie so nah an sein Gesicht heran, dass es auf den beiden riesigen Leinwänden neben der Bühne den Anschein macht, als komme er den Zuschauern entgegen. Bei „Madness“ trägt er eine Brille mit zwei Bildschirmen anstelle der Brillengläser. Auf diesen erscheinen in greller Schrift einzelne Worte des Textes.

Die Briten sind für ihre Shows mit Beleuchtungsbombast bekannt. Für Muse-Verhältnisse ist zumindest die Bühne auf der Loreley selbst fast schon puristisch: Keine Glitzerpyramide, keine überdimensionalen Videowürfel, keine Lichtsäulen über dem Bühnendach - dafür aber Dutzende LED-Monitore, die die Musik visuell untermalen. Bei „Uprising“ erscheinen die Bandmitglieder darauf dutzendfach - als Klone ihrer selbst. Bei „Guinding light“ steigt eine überdimensionale Glühbirne leuchtend in den Himmel auf. Eine Artistin hängt daran wie an einem Ballon und schwebt turnend über den Köpfen der Besucher.

Pyro-Show überzeugt die Massen

Ein Konzert von Muse ist immer auch ein Stück weit eine Reizüberflutung: Ständig explodieren auf der Bühne Feuersäulen, schießen Nebelsäulen oder Laserstrahlen in den Himmel. Das lenkt manchmal von der Musik ab, was schade ist. Denn Muse sind eine großartige Live-Band. So viel Tamtam hätten sie eigentlich gar nicht nötig. Doch vermutlich ist es gerade diese überbordende Show mit Pyro- und Lasertechnik, die Muse-Konzerte so massenkompatibel machen.

Der Abschied von den Fans fällt dann allerdings ohne Tamtam aus: Bevor die Masse begreift, dass das Konzert tatsächlich nach dem Olympia-Song „Survival“ schon zu Ende ist, stürmt die Crew mit Neon-Westen und Bauarbeiter-Helmen die Bühne. Und noch bevor die ersten „Zugabe“-Rufe ertönen, beginnen die Helfer damit, die Monitore abzubauen. Das Publikum ist fassungslos. Minutenlang versuchen die Fans, Muse auf die Bühne zurück zu klatschen. Vergeblich. Ein abrupter und unschöner Abschluss eines ansonsten grandiosen Abends.