Talk bei MaischbergerDrogenranking mit erschütternden Einzelschicksalen

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Um Drogen ging es bei Sandra Maischberger

Um Drogen ging es bei Sandra Maischberger

Halle (Saale) – Rankingshows sind immer noch in. Doch so richtig will dieses Konzept bei Sandra Maischberger am Dienstag nicht zünden.  Und das, obwohl der Titel der Sendung entsprechend plakativ gewählt ist: „Alkohol, Kokain, Crystal Meth – Welche Droge ist am gefährlichsten?“. Denn der obligatorische Experte Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen, will sich trotz mehrmaliger Nachfrage nicht so richtig festlegen. Um nach langem Nachbohren dann doch zwei Drogen zu nennen, über die aber gar nicht diskutiert wird: Heroin und Zigaretten.

Dabei braucht die Sendung dieses Drogenranking eigentlich nicht, denn die Einzelschicksale der anderen Gäste sprechen für sich und sind durchaus bewegend. Zu jeder der im Titel genannten Drogen ist ein ehemaliger Abhängiger geladen, um über seine Erfahrungen mit der Sucht zu berichten: der ehemalige Fußballer Thorsten Legat (Alkohol), die Schlagersängerin Tina Rainford (Alkohol und Tabletten), Schauspieler Rainer Meifert (Kokain) und Judith Wernsdorf (Crystal Meth).

Legat hatte gewalttätigen Vater

Sandra Maischberger nimmt sich für jede Lebensgeschichte gut zehn Minuten Zeit. Legat, dessen Vater selbst starker Alkoholiker war, berichtet über seine extrem schwierige Kindheit. Mehrfach bricht dabei seine Stimme. „Er hat meine Mutter, meine drei Brüder und mich immer wieder blutig geschlagen.“ Trotz – oder gerade wegen dieser traumatischen Erfahrung – sei er selbst nach dem plötzlichen Ende seiner Profikarriere alkoholabhängig geworden.

„Du stehst morgens auf und weißt nichts mehr mit deiner Langeweile anzufangen“, erzählt Legat. Erst als seine Frau drohte, ihn zusammen mit den zwei Söhnen zu verlassen, sei er zur Besinnung gekommen.

Der eine Schicksalsschlag ist bei allen Gästen der endgültige Einstieg in die Sucht. Bei Schlagersängerin Tina Rainford war es der plötzliche Tod der Mutter. Auch bei ihr kommen die Tränen, als sie davon erzählt. Um damit umzugehen, habe sie begonnen, Schlaftabletten in großen Mengen zu konsumieren, anschließend kam der Alkohol hinzu. „Mir hat der Alkohol nie geschmeckt, ich war eine Wirkungstrinkerin“, erzählt sie. Erst nach zwei Tagen vollkommenem Black-Outs habe sie sich zu einer Entziehungskur entschlossen.

Bei Schauspieler Meifert ist es ein schwerer Autounfall, der ihn in die Sucht treibt. Um die Schmerzen zu ertragen, flüchtet er sich in das Kokain. Bei Judith Wernsdorf sind es die Scheidung der Eltern, die Konflikte mit der Mutter und der schwierige Umgang mit den eigenen Gefühlen. „Man fühlt sich gottähnlich mit Crystal Meth.“

Mangel liegt der Sucht zugrunde

Experte Thomasius bringt diese Einzelschicksale am Ende auf einen gemeinsamen Nenner. „Der Sucht liegt häufig ein Mangel zugrunde.“ Das sind die starken Momente in Maischbergers Sendung, die aber immer wieder durch den altbekannten Aufbau von Talkshows gebrochen werden.

Dazu gehört immer der Widerpart, der skurrile Gast. Diese Rolle darf bei Maischberger der „Drogenguru“ Christian Rätsch übernehmen. Er hat quasi alle Drogen schon einmal selbst ausprobiert und kommt zu der steilen These, dass beinah alles legalisiert werden müsste. Gewürzt wird diese Meinung mit allerlei esoterischem Gedöns. „Das reine Kokain ist ein Geschenk von Mutter Koka“, sagt Rätsch beispielsweise.

Und so bleibt am Ende ein schales Gefühl beim Zuschauer zurück. Zumal der volkspädagogische Anspruch natürlich nicht fehlen darf. Das nimmt Maischberger um Ende der Sendung  höchstpersönlich in die Hand: „Der Mensch ist ein schwacher Mensch und kann abhängig werden.“ Na dann.

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