Matinee-KonzertDas Gürzenich-Orchester ließ unter Collon die Schädel brummen

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Blick in die gefüllte Kölner Philharmonie

Blick in die gefüllte Kölner Philharmonie

Köln – Burlesk ging es zu in der jüngsten Gürzenich-Matinee, die sehr vernehmlich (und auch ein bisschen einseitig) auf solistische und orchestrale Brillanz ausgerichtet war. Den Anfang machten zwei konzertante Werke für Klavier und Orchester, César Francks Sinfonische Variationen und die Burleske d-Moll von Richard Strauss. Beiden begegnet man auf dem Podium eher selten - wohl auch deshalb, weil sie mit einer Spieldauer von jeweils knapp 20 Minuten als solistischer Beitrag ein wenig kurz bemessen sind. Dem Pianisten Francesco Piemontesi machte es offenbar nicht die geringste Mühe, beide Stücke hintereinander wegzuspielen; aus dramaturgischer Sicht wäre es dennoch besser gewesen, sie auf beide Konzerthälften zu verteilen.

Der Pianist Francesco Piemontesi ist ein echter Virtuosentyp

Der 1983 geborene Schweizer ist ein echter Virtuosentyp, unfehlbar im Technischen, locker in der Geste. Die Akkordsalven der Strauss-Burleske schüttelte er mit lässiger Eleganz aus dem Ärmel, zeigte aber auch Sinn für den hintergründigen Humor des Stückes, seine nicht ganz ernst zu nehmende romantische Dämonie. Zugleich ist Piemontesi ein Sänger am Klavier, der die melancholisch umflorte Melodik der Franck-Variationen wunderbar frei ausformulierte. Auch die Zugabe, Schuberts Ges-Dur-Impromptu, bereitete durch sein natürlich fließendes und fein ausbalanciertes Spiel ungetrübte Freude.

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Der zweite Teil des Konzert geriet zu einer eindrucksvollen Leistungsschau des Gürzenich-Orchesters, das hier unter Leitung seines ersten Gastdirigenten Nicholas Collon ganz aus dem Vollen schöpfen konnte. Richard Strauss’ „Till Eulenspiegel“ bestach durch punktgenaue und zugleich quirlig belebte Bläsersoli, weniger allerdings durch flexibles Timing und Erzählspannung. In Witold Lutoslawskis „Konzert für Orchester“, einem der letzten großen Erfolgsstücke der klassischen Moderne, leuchtete aus dem brodelnden Hexenkessel die pure (wenn auch im Blech nicht ganz fleckenlose) Magie des altpolnischen Kirchengesangs. Man wird sich über diese geballte Ladung an Bravour und Bildkraft ja nicht beschweren wollen - aber am Ende brummte schon ein wenig der Schädel.

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