Mein Kanon„Rechenschaft vor El Greco“

Der Schriftsteller Nikos Kazantzakis ist auf Kreta aufgewachsen.
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Ich hinterlasse Spuren. Die wichtigen Bücher meines Lebens erkennt man an den Strichen und Fragen und Ausrufezeichen, mit Bleistift (oder Kuli) an den Rand gekritzelt . Ich war 17, als mein Deutschlehrer mir ein Buch schenkte, in dem ich besonders viel herumgeschmiert habe.
Nikos Kazantzakis ist hierzulande nur wenigen ein Begriff. Allenfalls sein Roman „Alexis Zorbas“ erlangte durch die Verfilmung mit Anthony Quinn in der titelgebenden Hauptrolle gewisse Berühmtheit. In Griechenland gilt Kazantzakis jedoch als einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, und dieses Land hat der bedeutenden Dichter und Denker bekanntlich nicht wenige.
„Rechenschaft vor El Greco“ erschien erst nach dem Tod des Autors und ist viel mehr als eine Autobiografie: Familienepos, Liebesdrama, Geschichtslehrstück, expressionistische Lebensbeichte. Und so schön, so groß, so pathetisch. Es erzählt von Kazantzakis’ rastlosem Leben, von seinen Begegnungen mit Nietzsche, Lenin, Buddha und den Frauen. Und von seinen vergeblichen Versuchen, ein Heiliger zu werden, obgleich er doch zum Kampf mit Gott geboren wurde. Ich habe viele Sätze unterstrichen in diesem Buch. Zum Beispiel diese: „Wie kann man nur mit Gott kämpfen!, sagten eines Tages die Menschen zu mir. Mit wem wollt ihr sonst kämpfen?, antwortete ich. Wirklich, mit wem sonst?“