Kaiser war Antisemit und MilitaristKolonialismus-Debatte – Universität Münster benennt sich um

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Blick auf das Fürstbischöfliche Schloss, Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Die Uni benennt sich um.

Blick auf das Fürstbischöfliche Schloss, Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Die Uni benennt sich um.

Seit Jahren will sich die Westfälische Wilhelms-Universität umbenennen und den Kaiser-Namen streichen. Nun darf sie endlich.

Eine Initiative der Universität in Münster, sich von ihrem traditionellen Namen zu trennen, hat endlich Erfolg. Die Westfälische Wilhelms-Universität, wie die Hochschule offiziell heißt, wird zum 1. Oktober umbenannt – und heißt dann schlicht nur noch Universität Münster. Das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium in Düsseldorf genehmigte die Namensänderung am Mittwoch (3. Mai).

Der Umbenennung war ein mehrjähriger Prozess vorausgegangen. Wie die „Westfälischen Nachrichten“ in einer Chronologie aufführen, bildete sich bereits 1996 eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigte. Hintergrund ist, dass der Namensgeber und letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. von Historikern als Militarist und Nationalist bewertet wird. Wilhelm II. forcierte die Kolonialpolitik. Geradezu „obsessiv“ sei zudem laut Arbeitsgruppe in Münster sein Antisemitismus gewesen.

Dieses Fazit hatte jedoch vorerst keine Konsequenzen, da die Hochschul-Leitung an der Ehrung des Stifters der Universität festhalten wollte. 

Universität Münster: Studierende stoßen Debatte über Wilhelm II. und Kolonialismus an

2018 stießen Studierende dann die Initiative an und es wurde wieder ein Arbeitskreis gebildet. Dieser strebte demnach keine Umbenennung an, sondern forderte einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Namensgeber.

2020 wurde dann doch Ernst gemacht, der Senat der Universität beschloss ein Maßnahmepaket. Es startete eine Veranstaltungsreihe zum Thema, auf der Homepage der Universität wurden kritische Anmerkungen zu Wilhelm II. verankert. Es wurde festgestellt, es gebe „keine Hinweise“, dass „Wilhelm II. sich finanziell oder ideell um die Universität Münster so verdient gemacht hätte, dass sich eine Ehrung heute noch begründen ließe“. 

Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster fasst Beschluss

Der Senat entschied am 5. April 2023, den bisherigen Namensgeber Wilhelm II. zu streichen. Es gebe „keine lebendige Tradition“, die die Universität Münster mit ihrem Namensgeber verbinde.

Kritiker der Namensdebatte in Münster setzten sich dafür ein, zumindest das „Westfälische“ im Namen zu erhalten. Die Universität lehnt dies ab mit dem Hinweis, es gebe anders als zur Zeit der Gründung inzwischen viele andere Universitäten in Westfalen. Zudem sei man international ausgerichtet und habe Studierende aus allen Teilen der Welt. (cme, mit afp)

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